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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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war, das hat doch gestimmt? Das war doch immer gut! Und das kann uns doch niemand nehmen, oder?
    Doch, ich, sagte Jeff, nahm Ivy und schlang den Arm um ihn.
    Ivy stand da und konnte sich nicht rühren. Er wusste gar nicht mehr, von wem er angefasst werden wollte, von Jeff oder Fredderik oder von … von Lotta. Ein jähes Gefühl für sie und die Ahnung, als habe er sie … gekränkt.
    Glaube mir, sagte Jeff. Der Fredderik hat mich schon angebaggert, da warst du nur mal auf dem Klo.
    Hast du das?
    Ach, das war doch nur Spaß! Und Jeff hatte doch gar nichts dagegen! Du hast MIR doch schließlich einen …
    Äh, hör auf! Hier hat wohl jeder schon mit jedem oder was?, rief Ivy.
    Moment, du bist auch kein Unschuldslamm.
    Ivy, sagte Fredderik plötzlich ernst. Ivy, kann sein, ich war nicht ganz fair zu dir. Vielleicht … vielleicht sollten wir mal in Ruhe quatschen, hm? Ich möchte gerne … vielleicht wieder was gut machen …
    Plötzlich schien in Fredderiks Stimme ein Hauch von Bettelei mit zu schwingen. Bettelei? War es nicht eher so, als ob Fredderik in schönster Selbstverständlichkeit zurückhaben wollte, was ihm seiner Meinung nach gebührte? Jeff wurde wütend.
    Hör zu, Junge, geh an die Theke und schlepp den Nächsten ab – aber mach hier die Biege!
    Ich lass mir doch von dir nicht sagen, wo ich hinzugehen habe, sagte Fredderik aggressiv.
    Ich kann dir nicht nur sagen, wo du hinzugehen hast, ich kann dich auch ganz rausschmeißen!
    Ja was! Was kannst du denn auch sonst! Du kannst ja nur rausschmeißen – denn das ist es, was du bist: ein Scheiß-Türsteher!
    Fresse! Jetzt gibt’s auf die Fresse!!
    Hey, macht mal halblang …, rief Ivy lahm, aber sein Einspruch machte nicht den geringsten Eindruck. Und während er in Zeitlupe zwischen die beiden Männer trat, kam von innen her ein Ruf:
    Was ’n da los, macht einer Rabbatz oder was?
    Und ein großer Lederkerl kam dazu und links und rechts sah Ivy auf einmal die Fäuste fliegen, recht kurz, recht präzis und ehe er wusste, was in der Hitze und den Schreien, dem Keuchen und den unsanften Drehungen geschah, waren Ivy und Fredderik vor der Tür.
    Ihr Atem dampfte, sie standen unter der Laterne und sahen sich ratlos an.
    Was machen wir denn jetzt?, sagte Fredderik und rieb sich die blutverschmierte Hand. Er hatte im Kampf erst recht nichts mitgekriegt.
    Tja, du hast ihm womöglich die Nase gebrochen. Das gibt bestimmt eine Anzeige wegen Körperverletzung. Und du kriegst Hausverbot.
    Jeff …?
    Der muss ins Elisabethenstift. Und der Typ in Leder hat gesagt, er wird auch gefeuert, weil er zu brutal ist. Macht zu viel Ärger als Türsteher.
    Fredderik betastete sein Ohr.
    Oh nein, sagte er. Oh nein! Sieh mal, der hat mir hier das Ohr halb abgerissen!
    Ivy besah sich desinteressiert Fredderiks verletzte Ohrmuschel.
    Jou, da ist ein kleiner Riss, echt. Musst du nähen lassen.
    Mein Ohr!, schrie Fredderik, mein Ohr!
    Fredderik war gar nicht größer als Ivy. Eher gleich groß und männlich und biegsam in einem. Aber wenn er sich so bückte und um sein Ohr heulte, sah er beinahe schmächtig aus. Innerhalb von vier Wochen war Fredderik in Ivys Wahrnehmung um zwanzig Zentimeter geschrumpft.
    Und Hausverbot im Sir Francis …
    Ouh no, ich kann kein Hausverbot bekommen, das Sir Francis ist mein Lieblingsladen!
    Tja, Pech, Fredderik. So ein Pech aber auch.
    Was sollen wir denn jetzt machen, Scheiße … Ivy, kann ich mit zu dir?
    Ivy kippelte auf der Bordsteinkante und trat dann in den Rinnstein. Schließlich sagte er:
    Nee, lass mal, Fredderik. Wär jetzt nicht richtig. Schon gut. Geh und lass dir dein Ohr annähen. Ist zwar nicht gefährlich, aber ein abgerissenes Ohr sieht nicht aus.
    Kannst du mir denn nicht helfen, Ivy, du hast doch so was gelernt!
    Ivy dachte nach.
    Nee, ich habe noch nicht genug gelernt, noch lange nicht genug.
    Fredderik trat nahe an Ivy heran.
    Hey, nimm mich mit, Ivy, komm, wir gehen zu dir.
    Ivy fühlte sich seltsam reserviert. Wie konnte das geschehen?
    Nee, Fredderik. Wär jetzt nicht richtig.
    Wann, wann wär es denn richtig, Ivy, wann denn?
    Fredderik schlug die schönen Augen auf.
    Ivy sah in den Nachthimmel und stand auf einmal ganz still.
    Weiß nicht, Freddy. Weiß nicht … ob es noch mal gut wär. Ich glaub eher nicht. Das Vertrauen ist futsch, weißt du. Und irgendwie … hat sich da was verändert in mir. Ich … ich empfinde nicht mehr so viel, wenn ich dich da so sehe … Nicht mal mit dem abgerissenen Ohr … ich spüre … da

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