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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und ab.
    Ivy und Lotta hatten schon ein Hefeweizen getrunken und Lotta fühlte sich sehr entspannt. Es war gut, hier spazieren zu gehen, es war so ganz anders als im Heim.
    Alles so schön bunt hier!
    Da blinkte neonrosa das »Sugar Babe« und dunkelrot der »Club Monique«, leuchtend gelb das »Sex-Inn«, giftgrün das »Number One« und sauber blau und rot »Dr. Müllers Sexshop«.
    Shoushou Wollweber hatte es allerdings nur bis in eine Nebenstraße gepackt und lungerte als lustlose Bordsteinschwalbe auf dem Gehweg herum.
    Das ist sie!, rief Ivy voller Stolz.
    Lotta versuchte, zwischen den langsam fahrenden Taxis, den torkelnden Betrunkenen und den stelzenden Damen zu erkennen, wen Ivy meinte.
    Meinst du die dahinten in dem grünen Rock mit den offenen Haaren?
    Ja genau.
    Mensch Ivy, die ist aber so dünn und außerdem gar nicht so schön. Die hat auch noch krumme Beine. Können wir uns nichts Besseres suchen? Was Knackigeres? Mit ordentlich obenrum?
    Das wird zu teuer. Glaub mir, die da ist genau richtig, die muss ja auch irgendwie zu dem Kurtacker passen. Außerdem hat die doch ne ganz gute Figur!
    Lotta sah sich um und kassierte feindselige Blicke. Dennoch musterte sie fachmännisch alle Damen auf dem Strich. Zwischen den rot gelockten, schwarz toupierten und gold gefärbten Ladies stand eine mit einer wunderschönen Brigitte-Bardot-Frisur und einem großen, rosa feuchten Mund, einem ordentlichen runden Busen, der aus dem Glitzertop quoll, und weißen hohen Stiefeln. Lotta fand sie überwältigend.
    Entschuldigen Sie, was kostet das?, fragte sie.
    Mit Frauen mache ich nicht, sorry.
    Nein, es ist nicht für mich, stotterte Lotta. – Wir sind nur hier …
    Zu dritt? Oder willst du zugucken, oder will der Kerl zugucken oder was?
    Nee, es ist für einen Mann im Pflegeheim und der hat ein Problem …
    Vergiss es, Schätzchen. Da geh ich nicht hin. Ich habe eine astreine Suite und ich habe hier den Platz gemietet, da gehe ich nicht weg. Dann musst du den schon hierher schieben, wenn der will. Hundert Euro und nix Perverses.
    Lotta zuckte die Schultern. Dann eben nicht. Sie traute sich nicht mehr zu fragen.
    Komm schon, sagte Ivy und zog sie weg. – Das ist nicht unsere Preisklasse, die Shoushou ist in Ordnung, so eine blonde Edelstute schüchtert den Kurtacker nur ein.
    Kann sein. Gut, dann nehmen wir eben die Krumme. Wenn du meinst.
    Ivy legte den Arm um Lotta und sie gingen gemeinsam, bis der Strich zu Ende war, und schlagartig wurde die Straße öde und finster und war nur noch von ramponierten Zierkübeln umstellt.
    Und jetzt?
    Ja, ich weiß nicht. Frühdienst, morgen. Vielleicht sollten wir gehen.
    Ja, traust du dich denn nach Hause? Du wohnst doch Tür an Tür mit einem Gespenst.
    Lotta überlief es eiskalt.
    Stimmt ja. Ach du meine Güte. Ach du meine Güte!
    Wenn du willst, kannst du bei mir schlafen. Ich kann dich beschützen.
    Lotta sah Ivy verdutzt an.
    Was? Ich soll bei dir schlafen?
    Warum denn nicht?
    Tja.
    Komm doch einfach mit.
    Er fasste sie am Kinn, drückte mal auf die Nase, zog sie am Ohr, nahm wieder das Kinn und sah sie zärtlich an.
    Ja … Lotta wurde schwach und ratlos und verlegen. Was war besser – neben einem durchsichtigen Gespenst aus einer anderen Welt zu schlafen oder neben einem Phantom, das ihre Lüste weckte und sie dann fortschickte, um sich irgendeinen Fredderik zu suchen?
    Tapfer riss Lotta sich zusammen und hieb Ivy auf die Schulter.
    Du bist ein feiner Kerl, und ich weiß deinen durchaus ehrbaren Antrag zu schätzen. Aber ich habe keine Zahnbürste und keine frische Unterhose mit und ich habe keine Angst vor Gespenstern.
    Ivy wandte den Blick ab, stützte die Hände auf die Hüften und turnte auf dem Bordstein auf und ab. Er legte den Kopf schief.
    Und wenn dich das Gespenst entführt oder dir das Blut aussaugt?
    Aber Ivy, wenn ich jetzt mit dir mitgehe, dann … na ja, … dann … dann … gibt das vielleicht so Durcheinander und morgen ist es wieder komisch auf der Arbeit und ich stehe da wie ein Idiot und stolpere unsicher auf der Arbeit herum, das ist doch alles nichts.
    Ivy senkte den Kopf und kickte Steine.
    Na ja, aber weißt du, ich kann ja gar nicht viel Schlimmes tun, weil ich ja schon lange keine Frau mehr gewöhnt bin und was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, und deshalb muss ja gar nichts passieren. KANN nur. Aber muss ja nicht. Ich will dich ja nur vor dem Gespenst retten.
    Ach Ivy.
    Lotta lachte.
    Gut, Ivy, dann sage ich dir auch was:
    Wenn auch das Herz

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