Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
vor Sehnsucht bricht,
    mein süßer Freund, ich komme nicht.
    Ich bin aus festem starkem Holz,
    es sagte nein mein Mädchenstolz.
    Woher hast du das denn?
    Goldköpfchens Backfischzeit von Magda Trott.
    Ivy turnte weiter auf dem Bordstein und sah in den Mond und bildete eine tollkühne Kulisse vor den Hochhäusern.
    Du hast bloß so einen Frauenratgeber gelesen: Man muss einen Mann so oft wegschicken, bis er vor Sehnsucht brennt oder irgendwas.
    Lotta überlegte. Er hatte Recht: Wenn Ivy nicht vor Sehnsucht brannte, war er auch kein gescheiter Liebhaber. Dann taugte er nichts. Und dann sollte er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Am besten, sie lenkte ab:
    Ach Ivy, nein, weißt du, das war alles zu viel heute. Meine Eltern. Die Frau Wissmar, die gestorben ist, und dann Gespenster und jetzt auch noch eine Nutte und dann kommst du mit einem lauwarmen Verführungsversuch. Das bringt jetzt nichts. Ich will jetzt nach Hause!
    Wieso bin ich lauwarm?
    Du bist nicht lauwarm … aber du bist schon so was wie … ich will nicht sagen – ein Windhund, aber … vielleicht ein Windei! Du küsst heute diesen und morgen die oder den, du bist ein Wind, der vorüberweht, du fängst den Wind niemals ein, was soll ich denn damit?? Sorry, Ivy … aber … es ist besser, wenn ich jetzt gehe.
    Ivy drehte sich auf dem Absatz um, packte Lotta an den Schultern und drückte sie so kräftig an eine Linde, dass diese zu schwanken begann und die Blätter all ihre Regentropfen auf ihre Gesichter schüttelten. Lotta schlug das Herz bis zum Hals.
    Lotta!, schrie Ivy. – Ich bin kein Wind, der vorüberweht. Ich … ICH BIN DER MISTRAL!!!
    Und er riß sie in seine Arme und drückte sie an sich und küsste sie so sehr und so heftig, dass ihr die Sinne schwanden und sie den Verstand verlor, wer weiß, wann er wiederkam, vielleicht kam er nie mehr, nie mehr wieder.

Ich esse keinen Brei!  , schrie das kleine Sotzbacher Mädchen. Und sie stampfte mit dem Stock auf und schob sich die Henkel ihrer Handtasche über die Schultern.
    Überall duftete der Kaffee und das Frühstückszimmer war voller Blumen. Lotta schmierte ein Brötchen nach dem anderen, beträufelte sie mit Honig und schnitt sie in Stücke.
    Aber Sie ham doch keene Zähne, sagte Kevin geduldig.
    Ich esse keinen Brei!! Das Sotzbacher Mädchen war in Rage.
    Herr Wickert sah dumpf auf seine leere Tasse, dann nahm er den ganzen Becher, schlug ihn auf und verlangte:
    Kaffee!!
    Gleich, sagte Lotta und schmierte schneller.
    Kevin verteilte die Medikamente, grüßte, sagte guten Morgen und hängte Frau Schlecker eine Serviette um den Hals.
    Wenn ich jetzt kein Brötchen kriege, werfe ich den Brei an die Wand, sagte das Sotzbacher Mädchen.
    Ich mache Ihnen gleich ein Weißbrot ohne Kruste, sagte Lotta.
    Aber das Sotzbacher Mädchen wollte auch kein Weißbrot ohne Kruste. Sie wurde böser und wütender und stampfte mit dem Stock und schimpfte ununterbrochen.
    Wie man hier behandelt wird, unglaublich! Diesen Fraß! Den esse ich nicht! Alle anderen haben anständiges Essen und ich soll Mist fressen!
    Deddeddedei, sagte Alwis. Deddeddedei!
    Kaffee!!, schrie Herr Wickert und schlug die Tasse auf den Tisch.
    Lotta ließ alles stehen und liegen und goss Kaffee nach.
    Deddeddedei, ich will Brötchen, deddeddedei.
    Der Frühstücksraum war warm und gemütlich, gelb strömten die Wände, aprikosenfarben wehten die Gardinen, das alte Radio dudelte Musik von Michael und Marianne von Bayern 3.
    Kevin brachte das Medizintablett weg und Frau Sturm sagte: Wo ist bitte mein Messer? Ich habe ja gar kein Messer!
    Lotta war heute nicht die Schnellste, sie rieb sich den Handrücken mit dem Honigmesser durch das Gesicht und verklebte sich überall.
    Moment, ich komme gleich!
    Sie nahm ein frisches Messer und legte es Frau Sturm auf die Serviette und wollte dann für das Sotzbacher Mädchen ein Weißbrot ohne Kruste schmieren.
    Ich habe es gleich gesagt!, randalierte das Sotzbacher Mädchen. Ich esse keinen Brei! Ich esse diese Pampe nicht! Und ich werfe jetzt den Brei an die Wand!
    Deddeddedei, sagte Alwis.
    Als Lotta sich umdrehte und eine neue Tüte mit Weißbrot öffnen wollte, stand das Sotzbacher Mädchen langsam auf und hob die Breischale.
    So. Jetzt werfe ich ihn an die Wand. Jetzt!
    Sie holte aus mit ihren kurzen Armen und warf den Brei mit aller Kraft an die Wand. Die Schüssel zerbrach, der Brei klebte an der Tapete und rann in zähen, dicken Strömen herunter.
    Lotta war fassungslos.
    Das habt ihr nun davon,

Weitere Kostenlose Bücher