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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Frauen den Männern und sich selbst so behände und in so zerstörerischer Absicht entrissen. Mit der auf diese Weise zubereiteten Tinktur, welcher ich den Namen Öl der Erlösung verlieh, wird dem Manne jegliche Lust genommen, auf dass er den Verlockungen des Weibes besser zu widerstehen vermag. Und selbst Erlöser, welche dem Wahne verfallen oder furchtbare Anfälle erleiden mussten, lassen sich durch das Öl wieder in den ursprünglichen Zustand des Glücks und der reinen Freundschaft zurückversetzen; ja, sie können sogar von der Zerstörung auf immerdar befreit werden, die sich in Folge der Peniswut unvermeidlich einstellt, wie auch von dem Kummer, der so viele Männer beim Verlust eines Weibes oder dem Verzichte befällt.
    Die Tür ging auf, und Bosco trat ein.
    »Fertig gelesen?«
    »Noch nicht.«
    »Zeig mir, wo du bist.«
    Gehorsam deutete Cale auf den letzten Satz, den er gerade gelesen hatte, denn alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer überwinden. Es geschah, bevor er es verhindern konnte.
    »Nun gut«, sagte Bosco, selbst verlegen über diesen Rückfall in vergangene Gewohnheiten. »Du kannst später weiterlesen. Was ist deine Meinung dazu?«
    »Eine Menge Peniswut.«
    Bosco lächelte.
    »In der Tat. Auf seine Weise war er wohl von den Frauen genauso besessen wie jeder Hurenbock. Und falls du schon das für verrückt hältst, was du bis dahin gelesen hast, solltest du wissen, wie die Geschichte weitergeht: Er entwickelt einen Plan für eine spezielle Zuchtfarm, in der er seine Geschöpfe weiterzüchten wollte, um dieses Harz in so großen Mengen zu produzieren, dass damit die gesamte Welt ruhig gestellt und gegen den Geschlechtstrieb gefeit werden könnte. Aber wenn du nicht gewesen wärst, wäre diese Sache nie über die Ordensburg hinausgedrungen und das Imperium der Materazzi wäre immer noch die größte Macht in den Vier Quadranten. Ist es nicht seltsam, wie sich die Dinge manchmal entwickeln?«
    »Was habt Ihr mit den Mädchen vor?«
    »Das weiß ich noch nicht. Sie können vorerst bleiben, wo sie sind.«
    »Als Falle für jemanden.«
    »Genau. Würdest du sie gerne besuchen?«
    Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Cale in höchstem Maße erstaunt war.
    »Als Falle für mich?«
    »Für dich liegen viele Fallen bereit, aber keine wurde von mir gelegt. Ich bin dein gehorsamer Diener.«
    »Ja. Ich meine, ja, ich würde sie gerne besuchen.«
    »Ich werde es arrangieren. Sobald du aus dem Veldt zurück bist. Picarbo mochte ein Irrer gewesen sein, aber seine… Handwerkskunst ist höchst interessant.«
    Eine Woche später stand Cale wieder auf dem niedrigen Hügel bei Duffer’s Drift, umgeben von Purgatoren– misstrauischen, hoffnungsvollen, verächtlichen, wachsamen Männern– und Guido Hooke. Cale hatte gedacht, dass es bei der Rückeroberung vom Drift zu einem Kampf kommen würde, vor allem, wenn die Folk merkten, dass die angreifenden Truppen gerade mal aus rund zweihundert Erlösermönchen bestanden. Doch wie sich herausstellte, waren die Folk einfach wieder einmal in den Weiten der Prärie verschwunden.
    »Schaut euch genau um«, rief Cale, »denn wenn ihr dumm seid, werdet ihr hier sterben. Wenn ihr clever seid, werdet ihr hier sterben. Denn ich sage euch: Werdet wie kleine Kinder, denn sonst werdet ihr hier sterben.«
    »Sprich lauter!«, brüllte ein Erlöser aus den hinteren Reihen. Cale warf Gil einen Blick zu, der sofort mit zwei Wärtern hinter den Mann trat, der gesprochen hatte, und ihn nach vorne führte. Er trat angeberisch vor Cale, offenbar spielte er hier den starken Mann, und starrte ihn an. Seine Augen hatten die Farbe der letzten Biertropfen in einem Krug.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Cale.
    »Ich sagte: Sprich…«
    Cale trat dicht an ihn heran und stieß ihm den Kopf mitten ins Gesicht. Es knackte hörbar. Der Erlösermönch ging zu Boden und griff sich an die gebrochene Nase. Cale stieg auf den kleinen Felsbrocken zurück, von dem aus er seine Truppe angesprochen hatte.
    »Und wenn ihr schlecht hört, werdet ihr hier sterben.«
    Er befahl ihnen, sich umzudrehen, sich die Umgebung genau anzuschauen. Dann beschrieb er ihnen, wie Duffer’s Drift bei den früheren Angriffen verteidigt worden war– er zeigte ihnen dieses und jenes System von Verteidigungsgräben, erklärte ihnen, wie man diesen Hügel verstärkt, jenes offene Schussfeld zu decken versucht hatte, um die Angriffe abzuwehren.
    »Es gibt nur eins, das allen Verteidigungsplänen gemein ist, nämlich die

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