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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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wir dann einer nach dem anderen gestorben.«
    »Und woran?«
    »An Hunger, glaube ich, bei lebendigem Leib von den Flöhen aufgefressen.«
    »Aber haben Elfen denn keine Zauberkräfte?«
    »Na ja, ein bisschen schon. Na und?«
    »Ja, konntet ihr nicht irgendetwas unternehmen? Die Angreifer verbrennen, sie mit Blitz und Donner treffen? Ihnen die Pest anhängen? Nesselfieber?«
    »So einfach ist das nicht. Nicht alle Elfen haben Zauberkräfte. Mein Vater zum Beispiel hatte überhaupt keine. Die meisten von uns können nur ein ganz kleines Feuerchen anzünden und Fliegen wieder zum Leben erwecken.«
    »Fliegen zum Leben erwecken! Was soll denn das für eine Kraft sein?«
    »Das hängt vom Standpunkt ab. Für die Fliege ist es wichtig. In deinem Kopf spürst du ihre Freude darüber, wieder am Leben zu sein, und du fühlst dich wunderbar dabei. Aber Fliegen beiseite, kein Elf kann irgendeine Art von Krankheit auslösen und will es auch nicht. Nur wenige von uns, ein paar seltene Ausnahmen, besitzen Kräfte, die in einem Krieg von Nutzen sein könnten, die Menschen aber haben Angst, ein solches Wissen könnte unter uns allgemein verbreitet sein, und deshalb haben sie alle etwas gegen uns. Da die Elfen, wie gesagt, mit nur wenigen Ausnahmen, keine echten Zauberkräfte haben, ist es ihnen nicht gelungen, die Verschleppung zu verhindern, und als sie merkten, dass an den Elfenplätzen der Hungertod auf sie wartete, war es zu spät. Sie waren wenige, verelendet, traurig. In der Traurigkeit geht die Zauberkraft unter, weißt du. Wenn eines ihrer Kinder stirbt, verliert eine Mutter ein für alle Mal ihre magischen Fähigkeiten.«
    »Ihr hättet traditionelle Waffen verwenden können, Schwerter, Pfeile, Lanzen. Die Elfen waren große Krieger, sehr große Krieger!«
    Yorsch wurde nachdenklich. Er wusste nicht, was sagen. Sie waren Krieger gewesen, gewiss, aber das war früher gewesen. Bevor sie gelernt hatten, Freud und Leid im Kopf der Personen zu erspüren. Wenn das Glück einer Fliege, ins Leben zurückzukehren, so groß ist, wie groß muss dann das Grauen dessen sein, den du tötest. Das musste es wohl gewesen sein, was sie gelähmt hatte. Und dann waren sie wenige und untereinander uneinig. Auch in früheren Jahrhunderten hatte es schon Verfolgungen gegeben. Grausame Verfolgungen. Beim letzten Mal hatte man sie nur von einem Ort zum anderen gebracht, oder wenigstens hatten sie diesen Eindruck gehabt. Sie durften ihre Bücher mitnehmen und da war es ihnen wohl nicht so schlimm vorgekommen. Als sie bemerkten, was vor sich ging, war es schon passiert, sie steckten schon mittendrin... Kämpfen hätte nichts mehr genützt, hätte das Leiden nur verschlimmert... Und dann war da noch etwas, und je länger er darüber nachdachte, wurde ihm klar, wie fundamental das war: Alle wünschten ihnen den Tod …
    »Und aus Höflichkeit ihnen gegenüber seid ihr gestorben? Um sie nicht zu enttäuschen? Sehr höflich, wirklich.« Der Tonfall des Drachen wurde schon wieder spöttisch, aber diesmal war Yorsch nicht beleidigt.
    Er dachte weiter nach, denn jetzt, da er mit jemandem reden konnte, klärten sich die Gedanken in seinem Kopf. Durch das Reden konnte er verstehen. Das Problem war Folgendes: »Im Hass geht die Zauberkraft unter. Nein, warte, das Denken geht im Hass unter. Lebenslust, Angriffslust... wenn alle gegen einen wettern, ist der einfachste Weg, sich gehen zu lassen, sich fallen zu lassen... nein, nicht der einfachste Weg, der einzig gangbare... Der Jäger und die Frau haben ihr Leben riskiert, um das meine zu retten... das bedeutet, dass sie... nun ja, es bedeutet wohl, dass sie mich lieb hatten; vielleicht hatten sie mich lieb, nicht weil, sondern obwohl ich ein Elf bin, aber das macht nichts, sie hielten es jedenfalls der Mühe wert, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, damit ich am Leben blieb... Ja, so ist es, wenn alle gegen dich wettern, genügt es, dass ein Einziger für dich eintritt, und du findest deine Kraft und deinen Kampfgeist wieder... Geschieht das nicht, dann bist du tot und deine Leute sind tot mit dir...«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Dann ließ er ihn hängen. Die Brise frischte auf, die halbe Tür schlug heftig im Wind. Der junge Elf erschauderte.
    Der Drache war gerührt. »Sobald du Kleider hast, suchen wir nach den Bewohnern dieses Dorfes.«
    Yorsch wurde wieder munterer. Er hob den Kopf und nickte.
    »Hier ist niemand mehr«, setzte der Drache hinzu. »Vielleicht könntest du einfach überall nachschauen, ob

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