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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Augenblick konnte Yorsh umfallen und der Schatten der Erinnyen würde sich auf sie senken. Sie schoss. Der Stein zog eine klare Bahn durch den lichtlosen Himmel.
    Die Furie sank in sich zusammen.
    Der Schatten wurde schwächer.
    Die Sonne begann wieder zu scheinen.
    Yorsh ließ sich auf die Knie fallen, dann auf alle viere. Allmählich hörte das Geröchel aus Sand und Skorpionen auf und sein Atem kehrte wieder.
    »Weg von hier!«, brüllte Robi die Erinnyen an. »Sofort!«
    Sie beugte sich zu Yorsh hinunter, um ihm zu helfen, er hustete.
    »Warum ist mir das gelungen? Warum konnte ich sie besiegen?«
    Yorsh brauchte ein Weilchen, bis er antworten konnte, vielleicht, weil er darüber nachdenken musste, oder einfach weil er nicht genug Luft bekam.
    »Meine Gebieterin«, eröffnete er ihr sanft, als er endlich sprechen konnte, »seit ein paar Tagen vielleicht erwartet Ihr ein Kind. Ihr tragt ein Kind in Euch. Diesen Herbst wird unsere Tochter ein Brüderchen bekommen.«
    Er trat zu Robi und schloss sie in die Arme.

Kapitel 15
    Ein Brüderchen? Ein neues Kind? Das jetzt in Mama drin war? Daher kam also dieses Gefühl von etwas Kleinem, Warmem und Feuchtem, das seit ein paar Tagen von Mamas Bauch ausging! Es war schlimm, dass ihr nie jemand etwas erklärte und dass sie immer allein auf alles kommen musste. Ihr Bruder musste ein mächtiger Krieger sein, wenn er durch sein bloßes Dasein diese schwarze Gestalt vom Himmel geholt hatte, die sie schon töten wollte.
    Jetzt konnte die Gestalt sie nicht mehr töten.
    Sie lag zusammengekauert auf dem Sand, ein schwarzer Fleck zwischen Ufer und Meer.
    Sie war nur noch Wut und Schmerz.
    Erbrow fühlte den Schmerz im Kopf, als ob es ihr eigener wäre.
    Sie las Erinnerungen darin, als ob sie selbst diese Dinge erlebt hätte.
    Sie sah grüne Wiesen, wo eine Frau Heilkräuter sammelte, und mit Augen, die nicht die ihren waren, konnte sie die Form von Blättern und Blüten unterscheiden. Sie wusste auch die Namen: Belladonna gegen Atemnot, Wolfsmilch gegen Würmer, Löwenzahn gegen geschwollene Füße.
    Sie sah eine kleine Holzhütte, kleiner als ihr eigenes Haus, davor Reisigbündel und zwei spielende Kinder.
    Die Erinnerung an die Hellebardiere, die die Hütte umstellten, tauchte auf, sie hörte das Wort Hexe und sah den brennenden Scheiterhaufen.
    Die Stimme ihres Vaters war wieder zu vernehmen, sie richtete sich nach wie vor an ihre Mama.
    »Jene sind Engel des Todes und Ihr, meine Herrin, Ihr seid das Leben. Nichts kann die Erinnyen besiegen, kein Mann, kein Krieger, keine Frau, außer derjenigen, die ein Kind in ihrem Schoß trägt. Ihr konntet sie besiegen.«
    Erbrow fühlte sich zerrissen, sie wollte leben. Sie wollte, dass ihr Brüderchen auf die Welt kommen konnte.
    Gleichzeitig wollte sie nicht, dass dem geflügelten Wesen noch mehr Leid angetan würde.
    Genug Leid, genug Weh. Sie wusste nicht, wie sie es ihrer Mutter sagen sollte, die hielt die Schleuder immer noch hoch und machte nicht den Eindruck, als wolle sie sie sinken lassen.
    Wenn ihre Mama wütend war, war nicht leicht mit ihr zu reden, und jetzt war sie wirklich sehr wütend.

Kapitel 16
    Robi fühlte, wie Ruhe und Kraft in sie zurückströmten. Nun hörte sie auch wieder das Meeresrauschen, die Zikaden, den Wind in den Gräsern. Der Geruch des Meeres schlug ihr ins Gesicht und die Luft war wieder rein.
    Sie und ihr Gemahl, sie waren unbesiegbar.
    Sie erwartete ein zweites Kind.
    Sie packte die Schleuder und drehte sich um, sie wollte es mit den beiden anderen Gestalten aufnehmen, die noch droben am Himmel waren. Yorsh stellte sich dazwischen und wieder breitete er die Arme aus, aber diesmal, um die Erinnyen zu beschützen.
    »Nein«, sagte er. »Nein, meine Damen, Ihr braucht keine Angst zu haben.«
    »Ich denke, es wäre besser, sie hätten welche«, erwiderte Robi angriffslustig, und schob Erbrow grob beiseite, die mit ihren schwachen Ärmchen an den Fetzen ihrer Kleidung zog. Bestimmt aus Angst, die arme Kleine, aber sie war ihr im Weg, und in diesem Augenblick konnte sie nicht zulassen, dass sich ihr irgendwer in den Weg stellte.
    Yorsh gebot ihr mit einer Geste Einhalt. Er reckte ihr die Handfläche entgegen, wie um sie aufzuhalten, und mit der Andeutung eines Lächelns schüttelte er den Kopf. Die Geste war sehr höflich, wie alles, was Yorsh tat, aber sie hatte auch etwas Endgültiges.
    Robi hielt inne.
    »Ich bitte Euch, meine Damen, habt keine Angst«, sagte Yorsh, zu den Erinnyen gewandt. »Hass hat

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