Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
das über ihr am Himmel hing.
    Das Ding redete. Robi begriff, warum man sie die Furien nannte.
    »Wir sind die Furien, die Erinnyen«, sagte eine dumpfe Stimme. »Wir sind die Mütter ohne Nachkommenschaft.«
    »Wir sind der Schmerz, die Rache und der Hass.«
     
    Robi fiel zu Boden. Sie hielt Erbrow fest an sich gedrückt. Der Schmerz war furchtbar. Es war, als ob glühende Erde, vermischt mit Skorpionen, in ihre Atemwege eingedrungen wäre. Sie bedeckte ihr Kind mit ihrem Körper. Sie hörte die Kleine unter sich röcheln.
    Das Dunkel hatte den Strand verschluckt.
    Die Furie fing wieder an: »Wir kommen, zu fordern den Zoll für unsere nicht empfangenen Kinder, für unsere ungeborenen Kinder, für unsere Kinder, die gestorben sind, noch bevor sie erfahren konnten, welche Farbe das Leben hat, was ein Leben ohne Schmerz ist.
    Nichts kann unsere Raserei bremsen, nichts unseren Hass besänftigen.
    Wie ein Schwarm wild gewordener Raben, wie eine Meute Hunde, wie Hyänen, Wölfe oder Geier werden wir euren Frieden zerfleischen, werden wir eure Seelen zerfleischen wie euren Leib.
    Das ist die Vergeltung für diejenigen, die unseren Leib gemartert und unser unschuldiges Blut vergossen haben, für diejenigen, die um unsere Unschuld wussten und geschwiegen haben aus Feigheit; wir werden alle vernichten, die hier an diesem Ort leben und atmen, wo uns und unserer Nachkommenschaft das Leben und der Atem geraubt wurden.
    Wie ein Schwarm wild gewordener Raben.
    Wir sind die Furien, die Erinnyen.
    Wir sind der Schmerz, die Rache und der Hass.
    Ihr Törichten, ihr habt es gewagt, diesen Ort zu entweihen, der Schauplatz unseres Martyriums war, der Ort, an dem unser Blut und unser verbranntes Fleisch Zeugnis ablegten von der tumben Grausamkeit der Menschen.«
     
    Plötzlich spürte Robi, wie sich die Skorpione, die ihr die Atemwege verbrannten, auflösten. Die Luft konnte wieder fließen. Erbrow hustete zwei-, dreimal und fing dann an zu weinen und von allen Geräuschen war dies das tröstlichste, denn es bedeutete, dass sie am Leben war. Robi hob den Blick. Zwischen ihr und den Erinnyen war Yorsh. Er stand aufrecht da mit ausgebreiteten Armen, um seinen Windschatten so groß zu machen, dass er sie und das Kind erfasste. In seinem Schatten war die Luft rein und frisch. Robi hörte Yorsh nach Luft ringen, sein Atem wurde immer kürzer und abgerissener. Sie sah, wie er auf die Knie fiel, aber er schützte weiterhin ihren Atem.
    Diejenige der drei Erinnyen, die am nächsten war und gesprochen hatte, stimmte ein leises Lachen an und wich zur Seite. Yorsh war außerhalb ihres Schattens. Die Sonne leuchtete wieder auf seinem silberhellen Haar. Robi hörte ihn husten.
    »Ich bitte Euch«, sagte er freundlich, »tut uns nichts an. Tut ihnen nichts an. Sie haben nie irgendjemandem ein Leid zugefügt.«
    Yorsh hatte sich wieder aufrichten können.
    »Ich wüsste gern Euren Namen, junger Elf«, sagte diejenige der Furien, die am nächsten war. Sie war die größte. Ihr ausgefranster Mantel hüllte sie ganz ein, nur die mageren Hände kamen wie Krallen darunter hervor. Die Nägel an den Fingern waren abgerissen worden, die Handflächen waren von tiefen Wunden gezeichnet.
    »Yorshkrunkquarkjolnerstrink.«
    »Yorshkrunkquarkjolnerstrink? Der Letzte und der Mächtigste also. Euer Gesicht ist von der Sonne gegerbt, also ist Euer Fleisch schon der Sterblichkeit verfallen, letzter der Elfenkrieger. Sollten wir auch beschließen, Eure Atemzüge nicht auszulöschen, so wird Euer Leib doch nicht mehr lang seinen Schatten auf die Erde werfen.«
    »Meine Damen«, antwortete Yorsh. »Ich kenne Eure Namen. Eure Geschichte ist mir nicht unbekannt. Noch bevor ich sie in Büchern las, hat meine Großmutter sie mir erzählt, damit die Erinnerung an das Leid nicht verloren ginge. Eine der letzten Erinnerungen, die ich an sie habe, ist die Erzählung Eurer Geschichte. Ihr seid die Heilerinnen, die Frauen, die Kräuter sammelten, um zu heilen, ihr halft den Frauen bei der Geburt. Ihr habt Wunden versorgt, Verbrennungen geheilt, gebrochene Knochen eingerichtet. Als der Engel der Zerstörung, die Pest, von jenseits des Meeres kam, waren Eure Kräfte und Euer Wissen nicht ausreichend, ihr Einhalt zu gebieten, und man hat Euch angeklagt, man hat Euch Hexen genannt und im allgemeinen Hass und in der Anklage, die Wurzel allen Übels zu sein, uns gleichgesetzt.«
    »Frauen, Gebieterinnen, Mütter, erinnert Ihr Euch nicht? Wir, die Elfen, sind mit Euch auf den

Weitere Kostenlose Bücher