Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
Erbrow und Chicco.
    »Zu jener Zeit bedeutete ›Hexe‹ nicht Abkömmling der Elfen«, hob Yorsh wieder an, als sie an Land waren. Auch seine Stimme wurde allmählich heiser. »So nannte man damals die Heilerinnen, weise Frauen, Geburtshelferinnen und Kräuterkundige. Als übers Meer eine Seuche kam, beschuldigten alle die Hexen, dass sie es nicht verhindert hätten und dass sie nicht in der Lage wären, sie zu heilen. Wenn unabwendbare Katastrophen geschehen, ist es eine Erleichterung, das Gefühl der Ohnmacht zu bekämpfen, indem man einen Schuldigen ausfindig macht. Man behauptete, die Pest sei Folge einer Hexenverschwörung.«
    »Ist gut. Aber was machen wir?«, fragte Caren Aschiol mit immer gepressterer Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Yorsh.
    Schon seit da nur drei winzige Punkte im goldenen Nachmittagslicht gewesen waren, wurde die Luft knapp, und das Atmen fiel schwer. Caren Aschiol begann zu husten und sein Gesicht verfärbte sich dunkel. Auch sein Husten erlosch. Mit fast erstickter Stimme, versuchte er, die Kinder, die still und reglos ausharrten, zu sich zu rufen. Nur das Meer wagte sich noch zu rühren, seine langen Wellen rollten weiter heran, unbeeindruckt von der Dunkelheit. Chicco kauerte neben Erbrow; sein Vater nahm ihn auf den Arm.
    Es wurde sehr kalt und man schien keine Luft mehr zu bekommen.
    »Ich will versuchen zu verhandeln«, flüsterte Yorsh. »Ihr flieht! Flieht alle!«
    »Fliehen wohin?«, fragte Robi. Der Himmel war völlig dunkel, Schatten überall.
    Die Gestalten wurden immer bedrohlicher, riesig und sehr nah. Husten und Stöhnen erhob sich überall. Die Mütter hatten sich über ihre Kinder geworfen, um sie zu schützen. Die Gruppe von alten Frauen, die in den Brackwasserteichen Muscheln suchten, hatten unter dem Wasserfall Zuflucht gesucht, in der Hoffnung, dass das Wasser sie schützen und das unerträgliche Brennen in den Atemwegen lindern würde.
    Ein paar Pfeile flogen.
    Caren Aschiol und Cala hatten ihr Bögen wieder an sich genommen, mit denen sie Brassen gejagt und die sie danach am Strand abgelegt hatten. Die Pfeile erreichten nicht einmal die Fransen der Kleider, die blutigen Hände. Ein grausiges, gellendes Gelächter erhob sich über der verstummten Bucht.
    Zuletzt schoss Yorsh einen Pfeil ab. Er verfehlte sein Ziel nicht; er schoss durch die größte der drei Gestalten hindurch, die sich nicht von der Stelle rührte, während ihr Lachen noch lauter und höhnischer erschallte.
    Creschio und Cala hielten sich umschlungen, Chicco zwischen ihnen, sie hielten sich fest an den Händen. Nicht weit davon rang Moron die seinen, sah sie an und grub sich die Nägel in die Handballen.
    Jetzt, wo sie über ihr waren, konnte Robi die Erinnyen unterscheiden. Es waren drei geflügelte Gestalten, schwarz und mit schwarzen Kapuzenmänteln, sodass nur die knöchernen, blutigen Hände sichtbar waren.
    Die Flügel waren riesig und ausgefranst, ihre Schatten verfinsterten den Himmel.
    Dunkel legte sich über die Welt, Angst verschlang sie. Der blaue Himmel, wo Möwen segelten, die Teiche mit den Reihern, die Felsenklippe mit den blühenden Kapernpflanzen, alles ging unter in Kälte und Dunkelheit.
    Zwei der Schatten wichen zur Seite und blieben etwas zurück.
    Die Dritte war direkt über ihnen, und sie war es, die sprach.

Kapitel 13
    Mama wusste, dass die drei Blasen der Verzweiflung kommen und die Welt verschlingen würden.
    Das war sie, die neue Angst, die sie in sich trug.
    Ihre Mama sah, was geschehen würde.
    Auch sie selbst sah, was geschehen würde, nicht alles, nur einiges, und nicht immer, nur manchmal.
    Die anderen sahen nie etwas.
    Niemand.
    Nicht einmal ihr Papa.
    Deshalb hatten sie, die anderen, nie Angst.
    Die drei Blasen der Dunkelheit erschienen am Horizont und dann kamen sie näher. Alles wurde dunkel.
    Mama hielt sie im Arm, und plötzlich blieb ihr die Luft weg, wie damals, als sie ins Wasser gefallen war; diesmal aber war es nichts Kaltes, sondern etwas, was brannte. Chicco war bei ihr, und obwohl er auch hustete, gab er ihr seinen Stoffball, um sie ein bisschen zu trösten. Dann aber kam sein Papa, hob ihn hoch und trug ihn fort.
    Der Schatten war dunkler geworden als eine sternlose Nacht, dichter als der Qualm von Feuer, wenn das Holz feucht ist.
    Ihr Papa sagte, sie sollten fliehen, aber keiner wusste, wohin. Dann begann die größte von den Figuren, die da über ihnen hingen, zu reden.

Kapitel 14
    Robi hob den Kopf und wagte, das geflügelte Wesen anzusehen,

Weitere Kostenlose Bücher