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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Kriegsglück eher hold. Man wusste ja nie … bei der nächsten Belagerung … gute Bogenschützen konnten immer von Nutzen sein … Da der Krieg seiner Natur nach unvorhersehbar ist, konnte man nie genügend Vorsichtsmaßnahmen treffen und nie genug ausbilden.
    Und dann waren da die Verwundeten! Aurora würde die Pflege der Verwundeten organisieren können, aller Verwundeten, sie gemeinsam mit den anderen Frauen; je länger er darüber nachdachte, desto großartiger erschien ihm die Idee.
    Nicht nur um Aurora von den Pfeilen der Orks möglichst fernzuhalten, sondern es ging auch um die Verwundeten, alle Verwundeten, dachte er noch.
    Alle. Nicht nur ihre eigenen. Auch die … die der Feinde, auch wenn der bloße Gedanke daran verrückt erschien …
    Es fand es unglaublich, dass er nicht schon früher auf die Idee gekommen war. Am Anfang erschien sie absurd, aber dann, schon nach kurzer Zeit, war sie nicht mehr wegzudenken.
    Er musste sie heiraten.
    Die Bitte eines Ehemanns, sich vom Schlachtfeld fernzuhalten und innerhalb der Mauern zu bleiben, würde Aurora nicht ausschlagen können. Das hätte bedeutet, ihren Ehemann bloßzustellen, und das würde sie niemals tun, noch dazu, wenn der Ärmste ein Heer zu befehligen hatte.
    Vielleicht würde sie einwilligen. Vielleicht. Er musste seinen Antrag geschickt vorbringen.
    Ein Trupp Soldaten hielt am Fuß der Mauern. Im Licht der Fackeln erkannte Rankstrail Auroras Gesicht, und er sah, wie sie die schmale Treppe zum Befestigungswall heraufkam. Er erinnerte sich, dass er ihr erstmals Schwert und Bogen in die Hand gegeben hatte, und er verwünschte sich selbst dafür in allen Tonarten.
    Als Aurora die oberste Stufe erreicht hatte, erblickte sie ihn und lächelte. Rankstrail versuchte, sich zu erinnern, wann er sich in sie verliebt hatte. Es musste doch eine Zeit in seinem Leben gegeben haben, da er noch nicht in sie verliebt gewesen war, aber die verlor sich im Dunkeln. Niemals hätte er gewagt, eben weil sie sie war, ihr sein verdorbenes Blut anzutragen, um eine Familie zu gründen, ihr am allerwenigsten. Eben weil sie sie war, hätte er es nicht ertragen, seine Hand, die Hand eines Orks, eine breite, dunkle, quadratische Hand auf ihrer liegen zu sehen …
    Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme verlor sich in den Erinnerungen an die Nacht. Dann sah er noch einmal auf die Ebene mit den endlosen Orklagern hinaus, und die Angst, Aurora womöglich mitten unter ihnen zu sehen, überwog den Abscheu, sich an ihrer Seite zu denken.
    »Wollt Ihr meine Frau werden?«, sagte er barsch. »Jetzt«, ergänzte er.
    Ein Blitz aus der Unterwelt hätte ihn treffen sollen! Er hatte einfach »Frau« gesagt und nicht einmal »Gemahlin«. Er hätte sie um die Ehre bitten müssen, seine Gemahlin zu werden. Oder die Ehre, ihn zum Mann zu nehmen? Das heißt zum Gemahl. So in etwa. Auf wessen Seite war denn die Ehre? Auf seiner oder auf Auroras Seite? Wie hieß denn der verfluchte Satz noch gleich? Er hätte sie bitten müssen, ihm die Ehre zu erweisen … Ja, das war’s. Auch zu sagen »jetzt« war fatal. So durfte man das nicht sagen. Unverquicklich? Ohne Zeit dazwischen, nein, ohne Zeit verstreichen … Er wollte noch einmal von vorn anfangen, aber er kam nicht mehr dazu.
    »Ich will es, mein Herr«, antwortete Aurora.
    Rankstrail blieb die Luft weg.
    »Ihr habt Ja gesagt«, erkundigte er sich verdutzt. »Wirklich? Das heißt also, dass Ihr einverstanden seid?«
    »Ja, mein Herr«, bestätigte sie, »genau das will ich sagen.«
    »Jetzt bedeutet sofort«, fühlte Rankstrail sich bemüßigt zu erläutern, »ohne zu warten.«
    Aurora sah ihn an.
    »Ich kenne die Bedeutung des Wortes ›jetzt‹, mein Herr«, erklärte sie. »Ich habe es zusammen mit Euch und Euren Männern gebrüllt, als wir gemeinsam die Attacke ritten. Erinnert Ihr Euch?«
    Wieder verfluchte Rankstrail sich selbst. Er musste wenigstens daran denken, »meine Herrin« zu sagen, wenn er mit ihr redete, und sich Mühe geben, weniger blöd zu erscheinen: Wieder hatte er alles vermasselt!
    Dann hörte er auf zu fluchen.
    Es hatte geklappt.
    Sie hatte Ja gesagt.
    Der erste Reiher kam ihm in den Sinn, den er noch als Kind erlegt hatte. Bei ihm zu Hause hatte es schon seit zwei Tagen nichts zu essen gegeben und da war er mit seiner Schleuder in die Reisfelder gegangen. Es war Neumond. Er hatte auf gut Glück geschossen und an dem Abend gab es Reiherbraten. Da war Mama noch am Leben.
    Er erinnerte sich an Auroras erste Jagd. Sie hatte

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