Die letzten ihrer Art
Untrainierbarkeit, weshalb in den alten Tarzanfilmen Indische Elefanten mit angeklebten großen Ohren eingesetzt wurden. Letztlich will man mit dem Projekt erreichen, daß die Elefanten bei Patrouillen gegen Wilderer und bei Touristensafaris eingesetzt werden können. Auch hier werden also Einnahmen aus dem Tourismus als der einzig sichere Weg angesehen, den Fortbestand der bedrohten Tierwelt in ihrem Lebensraum zu gewährleisten.
Wir drehten immer größere Runden und hielten nach allem Ausschau, was entfernt an ein Nashorn erinnerte. Von hier oben wären sie wesentlich einfacher von einem Termitenhügel zu unterscheiden als vom Boden aus, und sei es auch nur wegen der Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegen.
Plötzlich sahen wir eins. Und dann, als wir an einer Baumgruppe vorbeiflogen, sahen wir noch eins.
Tatsächlich waren es sogar zwei; eine Mutter und ihre Tochter, die sich nicht weit von uns entfernt wie trabende Felsbrocken über die Steppe bewegten. Sogar aus ein paar hundert Metern Höhe ist es äußerst beeindruckend, solche Gewichtsmassen in Bewegung zu sehen. Als wir den geraden Pfad kreuzten, auf dem Mutter und Tochter liefen, und vor ihnen tiefer gingen und beidrehten, schien es fast, als seien wir Teil einer dreiteiligen physikalischen Versuchsanordnung, deren einer Bestandteil – das Flugzeug – im Gravitationssog der Nashörner herumpendelte.
Beim nächsten Überfliegen gingen wir noch tiefer, folgten, so dicht über ihnen wie nur irgend möglich, genau ihrer Spur, und diesmal hatte ich das Gefühl, an einem militärischen Manöver teilzunehmen, bei dem wir einer monströsen, über die Ebene scheppernden Kavallerie Deckung aus der Luft geben sollten.
Durch den Lärm im Cockpit riefen wir Charles zu, ob es den Nashörnern nichts ausmache, wenn wir so dicht über Ihnen flögen.
»Nicht halb soviel, wie es euch ausmacht«, sagte er. »Nein, das stört die absolut nicht. Ein Nashorn hat vor nichts wirklich Angst und interessiert sich nur dafür, wie irgendwelche Sachen riechen. Wir fliegen ziemlich oft dicht über sie weg, um sie uns genau ansehen zu können, sie zu identifizieren, zu sehen, was sie so machen, ob sie gesund sind und so weiter. Wir kennen sie alle ganz gut, und wir wüßten, wenn sie wegen irgendwas sauer wären.«
Wieder ging mir schlagartig etwas auf, das sich auf diesen Reisen zu einer echten Binsenweisheit entwickelte, nämlich, daß ein Zoobesuch einen ganz und gar nicht darauf vorbereitete, diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben – große Tiere, die sich als unumschränkte Herrscher ihrer ureigenen Welt in einem scheinbar grenzenlosen Raum bewegen.
Oder jedenfalls fast unumschränkt. Das nächste Nashorn, das wir ein paar Meilen weiter entdeckten, hatte gerade eine Auseinandersetzung mit einer Hyäne. Die Hyäne umkreiste ihren Gegner argwöhnisch, während das Nashorn sie kurzsichtig über sein gesenktes Horn hinweg beäugte. Nashörner sehen wirklich nicht besonders viel, und wenn sie irgend etwas unbedingt genau erkennen wollen, begutachten sie es in der Regel zuerst mit dem einen und dann mit dem anderen Auge – geradeaus können sie nämlich nicht sehen, weil ihre Augen an den Seiten des Schädels liegen. Charles wies uns beim Überfliegen des Nashorns daraufhin, daß es schon vorher Ärger mit Hyänen gehabt haben mußte: Die Hälfte seines Schwanzes fehlte.
Da ich zu diesem Zeitpunkt ernstlich luftkrank wurde, machten wir uns auf den Rückweg. Sinn des Ausflugs war ja nur gewesen herauszufinden, wo sich die Nashörner aufhielten, und von der vollständigen Population von zweiundzwanzig Exemplaren hatten wir insgesamt acht gesehen. Am nächsten Tag wollten wir auf dem Landweg aufbrechen und versuchen, uns ihnen auf dem Boden zu nähern.
Was viele Leute, die nichts über weiße Nashörner wissen, an ihnen am interessantesten finden, ist ihre Farbe.
Weiß ist es nicht.
Nicht mal annähernd. Es ist eher ein hübsches Dunkelgrau.
Nicht mal irgendein helles Grau, das man gerade noch als nicht ganz lupenreines Weiß durchgehen lassen könnte, sondern ein schlichtes Dunkelgrau. Aus diesem Grund nehmen manche Leute an, die Zoologen seien entweder pervers oder farbenblind, aber das stimmt nicht; sie sind nur ungebildet. »Weiß« ist eine falsche Übersetzung des aus dem Afrikaans stammenden Begriff »weit«, der »breit« bedeutet und sich auf das Maul des Nashorns bezieht, das breiter ist als das des schwarzen Nashorns. Wie es der Zufall will, ist das weiße Nashorn
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