Die letzten ihrer Art
ein Leichtflugzeug zur Verfügung, und der Park wird rund um die Uhr von Wachtposten und einer mobilen Patrouille kontrolliert, die in ständigem Funkkontakt miteinander stehen. Zwei im Mai 1984, unmittelbar nach der Aufnahme der Rehabilitationsarbeit, gewilderte Nashörner waren die letzten, die im Park getötet wurden. Der Wilderer wurde geschnappt und festgenommen, konnte später jedoch entkommen. Mittlerweile hat sich die Einstellung zu diesem Thema allerdings so grundlegend geändert, daß man ihn heute nicht wieder entkommen lassen würde. Andere Arten werden weiterhin gewildert, aber zumindest zeigen die intensiven Schutzmaßnahmen der letzten fünf Jahre mittlerweile erste Wirkung. Was bedeutet, daß einige Nashörner geboren wurden und die Population jetzt den geringfügig besseren Stand von zweiundzwanzig Exemplaren erreicht hat.
Zweiundzwanzig.
Ein erstaunlicher Gesichtspunkt der Situation ist folgender: Wenn das Rhinozeroshorn aus Afrika ausgeführt und zu einem geschmacklosen Stück Modeschmuck verarbeitet worden ist, mit dem ein junger Jemenit rumprotzen und Mädchen aufreißen kann, hat es einen Endwert von mehreren tausend US-Dollar. Der Wilderer aber, jener Mann also, der in den Park geht und sein Leben riskiert, um eines der Nashörner zu erschießen, die mit viel Mühe, Zeit- und Geldaufwand geschützt werden, bekommt für das Horn zwischen zehn und fünfzehn Dollar. Der Unterschied zwischen Leben und Tod eines der seltensten und herrlichsten Tiere der Welt beträgt demnach nur ungefähr zwölf Dollar.
Da stellt sich natürlich schnell die Frage – die ich auch tatsächlich stellte –, warum man die Wilderer nicht einfach dafür bezahlt, die Tiere nicht umzubringen. Die Antwort liegt auf der Hand. Wenn jemand einem Wilderer, sagen wir mal, fünfundzwanzig Dollar dafür bietet, ein Tier nicht zu erschießen, und ihm dann jemand anders zwölf Dollar dafür bietet, es zu erschießen, wird der Wilderer höchstwahrscheinlich zu dem Schluß kommen, daß er unter diesen Umständen siebenunddreißig Dollar an einem einzigen Tier verdienen kann. Solange die Hörner wert sind, was sie wert sind, wird immer ein Anreiz für irgendwen bestehen, sich das Geld zu verdienen. Also muß die Frage anders lauten: Wie macht man einem jungen Jemeniten klar, daß ein Dolchgriff aus Rhinozeroshorn kein Männlichkeitssymbol ist, sondern nur signalisiert, daß man ein derartiges Symbol nötig hat?
Vor kurzem wurden zwei voneinander unabhängige, wenn auch nicht bestätigte Sichtungen von weißen Nashörnern im Southern National Park im Sudan gemeldet. Wegen der momentanen politischen Lage dort kann man allerdings nur sehr wenig für sie tun, was letztlich bedeutet, daß lediglich die seit Mitte der achtziger Jahre im Garamba-Park gehaltenen Tiere eine echte Überlebenschance haben. Und obwohl ihre Lage noch immer prekär ist, gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer: sie mit den weiter im Süden lebenden weißen Nashörnern zu kreuzen.
Nördliche und südliche weiße Nashörner gehören zur selben Art, aber ihre Bestände sind schon seit so langer Zeit voneinander getrennt, daß sie eine ganze Reihe von ökologischen und Verhaltensunterschieden entwickelt haben. Wichtiger aber ist, daß die genetischen Unterschiede so gravierend sind, daß Forscher sie als eigenständige Unterarten ansehen und daraus die Vermutung ableiten, daß sie seit über zwei Millionen Jahren voneinander getrennt leben. Heutzutage sind sie durch Tausende von Meilen afrikanischen Regenwaldes, durch Waldgebiete und Savannen permanent voneinander abgeschnitten.
Für einen Laien sind die beiden Arten kaum zu unterscheiden – obwohl der nördliche Vertreter seinen Kopf normalerweise etwas höher trägt als sein südliches Pendant und sie sich auch in den Körperproportionen ziemlich deutlich voneinander unterscheiden.
Zur Zeit ihrer Entdeckung war die nördliche Art wesentlich verbreiteter. Das südliche weiße Nashorn war zwar ein gutes Jahrhundert früher entdeckt worden, galt aber um 1882 als ausgestorben. Um die Jahrhundertwende wurde dann ein kleiner Bestand von etwa elf Tieren in Umfolozi, im Zululand, entdeckt. Um ihr Aussterben zu verhindern, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, und bis zum Beginn der sechziger Jahre war der Bestand wieder auf ungefähr fünfhundert Tiere angewachsen. Das genügte, um mit dem Umsiedeln einzelner Tiere in andere Parks, Reservate und ins Ausland zu beginnen. Über die gesamte Südhälfte von Afrika verteilt,
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