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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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tatsächlich nur ein winziges bißchen heller als das schwarze Nashorn. Wäre das weiße Nashorn dunkler als das schwarze Nashorn, würden viele Leute wohl ziemlich stinkig werden, was schade wäre, weil man beim Nachdenken über das weiße Nashorn wegen einer ganzen Reihe anderer Dinge stinkig werden könnte – zum Beispiel wegen der Dinge, die mit seinem Horn passieren.
Es gibt einen weitverbreiteten Mythos, der erklärt, wozu man Rhinozeroshörner braucht – genaugenommen sind es zwei Mythen. Dem ersten Mythos zufolge ist gemahlenes Rhinozeroshorn ein Aphrodisiakum. Das ist, wie man wohl ungestraft behaupten darf, genau das, wonach es sich anhört – Aberglaube. Es hat wenig mit irgendwelchen medizinischen Erkenntnissen zu tun, dafür aber eine Menge damit, daß ein Rhinozeroshorn ein großes, hochstehendes, hartes Ding ist.
Der zweite Mythos ist, das so gut wie jeder an den ersten Mythos glaubt.
Wahrscheinlich war die Geschichte eine Zeitungsente oder bestenfalls ein Mißverständnis. Es ist nicht schwer zu verstehen, woher diese Idee stammte, wenn man die Unzahl von Dingen berücksichtigt, die zum Beispiel die Chinesen für Aphrodisiaka halten – Affenhirne, Spatzenzungen, die menschliche Nachgeburt, den Penis von weißen Pferden, Hasenhaare aus alten Pinseln und die getrockneten, anschließend sechs Monate in europäischem Branntwein eingeweichten Geschlechtsteile eines Tigermännchens. Ein großes, hochstehendes, hartes Ding wie ein Rhinozeroshorn ist wie geschaffen für eine solche Liste, auch wenn in diesem Zusammenhang vielleicht nicht mehr ganz so leicht nachzuvollziehen ist, was am Zerstampfen von dem Ding so anziehend sein soll. Tatsache ist, daß es keinen Hinweis darauf gibt, daß die Chinesen Rhinozeroshorn für ein Aphrodisiakum halten. Die einzigen Leute, die es glauben, sind Leute, die irgendwo gelesen haben, daß andere Leute es glauben, und die nur zu gern bereit sind, einfach alles zu glauben, was in ihren Ohren irgendwie prima klingt.
Vom Handel mit Rhinohorn als Aphrodisiakum ist nichts bekannt. (Das ist, wie so vieles, nicht mehr ganz richtig. Inzwischen weiß man, daß ein paar Leute im Norden Indiens es verwenden, aber die tun es auch nur, um andere zu ärgern.)
Häufig findet Horn in der traditionellen fernöstlichen Medizin Verwendung, aber der größte Teil des Handels mit Rhinohorn kommt aus einem wesentlich absurderen Grund zustande, und dieser Grund heißt: Mode. Dolchgriffe aus Rhinozeroshorn gelten im Jemen als außerordentlich modische Schmuckstücke für Männer. Das ist es: Modeschmuck.
Sehen wir uns mal die Auswirkungen dieser Mode an.
Bis zu ihrer Entdeckung im Jahre 1903 waren die nördlichen weißen Nashörner in der westlichen Welt unbekannt. Damals waren sie in fünf verschiedenen Ländern äußerst zahlreich vertreten; im Tschad, in der Zentralafrikanischen Republik, dem Sudan, in Uganda und Zaire. Ihre Entdeckung jedoch beschwor Unheil herauf, denn zu seinem eigenen Unglück hat das weiße Nashorn zwei Hörner – womit es für Wilderer gleich doppelt attraktiv ist. Das vordere, längere Hörn wird durchschnittlich sechzig Zentimeter lang; das Horn des Weltrekordhalters war sagenhafte hundertachtzig Zentimeter lang und bedauerlicherweise um die fünftausend Dollar wert.
Bis 1980 waren bis auf tausend Nashörner alle von Wilderern getötet worden. Trotzdem wurden keine ernsthaften Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen, und fünf Jahre später erreichte die Population einen Rekord-Tiefstand von dreizehn Tieren, die alle im Garamba-Nationalpark lebten. Die Art stand unmittelbar vor dem Aussterben.
Bis 1984 wurde der fünftausend Quadratkilometer große Garamba-Nationalpark nur von sehr wenigen Angestellten beaufsichtigt. Diese Angestellten waren nicht geschult, wurden oft nicht bezahlt und hatten weder Fahrzeuge noch irgendwelche Ausrüstung. Wenn ein Wilderer ein Nashorn töten wollte, mußte er bloß im Park vorbeischauen. Sogar die Zairer aus der Gegend töteten die Nashörner, um kleine Hornteile zu Ringen zu verarbeiten, die sie vor Gift und bösen Mitmenschen schützen sollten. Der Großteil des Horns aber wurde von Wilderern aus dem Sudan eingesackt. Es wurde in den Sudan geschafft und von dort aus auf den illegalen internationalen Markt geworfen.
Seit dem Beginn des 1984 ins Leben gerufenen Rehabilitationsprojekts hat sich die Situation in Garamba deutlich verbessert. Den heute dort beschäftigten zweihundertsechsundvierzig Mitarbeitern stehen elf Fahrzeuge und

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