Die letzten ihrer Art
offenbar eine ganze Menge gab. Ich plauderte fröhlich mit Mike, stellte mich ihr noch mal als das entfernt an einen Neandertaler erinnernde Wesen vor, das sie höchstwahrscheinlich am Morgen hoffnungslos benommen aus dem Hubschrauber auf sich hatte zuwanken sehen, und fragte sie, wie sie mit dem Leben hier klarkomme, das sie und Dobby nun seit elfeinhalb Jahren, abgesehen von gelegentlich auftauchenden naturvernarrten Touristen, vollkommen isoliert von der Außenwelt führten.
Sie erklärte mir, daß sie täglich ziemlich viele naturvernarrte Touristen bei sich hätten und sie sich eher Sorgen mache, es könnten zu viele werden. Es passiere so erschreckend schnell, daß versehentlich Räuber auf die Insel mitgebracht würden, und die Schäden wären ausgesprochen ernst. Bei den Touristen, die organisierte Ausflüge auf die Insel unternähmen, sei man zwar sehr vorsichtig, aber große Gefahr gehe von jenen Leuten aus, die mit dem Boot kämen und am Strand Grillpartys veranstalteten. Ein paar Ratten oder eine trächtige Katze reichten aus, um die Arbeit von Jahren zunichte zu machen.
Die Vorstellung, irgend jemand, der einen Partygrill auf eine Insel mitnahm, würde dabei auch notwendigerweise daran denken, eine trächtige Katze einzuladen, überraschte mich, aber Mike versicherte mir, das passiere sehr leicht. Davon abgesehen, habe so gut wie jedes Boot Ratten an Bord.
Sie war eine fröhliche, lebhafte, robuste Frau, und ich hegte den starken Verdacht, daß der eiserne Wille, der dem rauhen Inselgelände aufgezwungen worden war und diesen Teil in einen unerbittlich manikürten Garten verwandelt hatte, ihrer war.
In diesem Moment tauchten Dobby und Gaynor, die ihn interviewt hatte, aus dem hübschen, schindelgedeckten Haus auf. Ursprünglich war Dobby als Mitarbeiter des Katzen-Beseitigungsprogramms auf die Insel gekommen und als Wildhüter des Schutzgebietes dort geblieben, auf einem Posten, den er in achtzehn Monaten würde aufgeben müssen. Die Aussicht behagte ihm ganz und gar nicht. Vom Standpunkt der beiden, von dieser Miniatur-Paradies-Domäne aus gesehen, mußte ihnen ein kleines Häuschen in einer Stadt auf dem Festland hoffnungslos beengend und sterbenslangweilig erscheinen.
Nachdem wir noch ein bißchen weitergeplaudert hatten, ging Gaynor auf Mark zu und bat ihn, eine Beschreibung des Gartens auf Band zu sprechen, aber er winkte sie nur barsch weg und fiel zurück in die Trance, in der er sich jetzt schon seit einer Weile befand. Für einen Menschen wie Mark, der normalerweise freundlich und herzlich ist, war das ein eher komisches Verhalten, also fragte ich ihn, was los sei. Er murmelte irgendwas über Vögel und ignorierte uns wieder.
Ich sah mich noch einmal um. Es waren wirklich eine Menge Vögel im Garten.
Ich muß an dieser Stelle ein Geständnis ablegen, das aus dem Mund von jemandem, der zwölftausend Meilen weit hin- und zurückgereist ist, um einen Papagei zu besuchen, ein bißchen seltsam klingen wird, aber eigentlich mache ich mir gar nicht so fürchterlich viel aus Vögeln. Mag sein, daß es alle möglichen Dinge gibt, die ich an Vögeln interessant finde, aber vom Hocker reißen mich die Viecher nicht. Nilpferde, ja. Es macht mir Spaß, ein Nilpferd anzustarren, bis das sogar dem Nilpferd zu dumm wird und es verwirrt wegwandert. Gorillas, Lemuren, Delphinen kann ich stundenlang begeistert zusehen, von ihrem ganzen Getue mindestens ebenso hypnotisiert wie von ihren Augen. Aber wenn man mich in einen Garten stellt, der voll ist von den exotischsten Vögeln der Welt, macht es mir am meisten Spaß, teetrinkend herumzustehen und mit Leuten zu plaudern. Mir dämmerte allmählich, daß genau das gerade geschah.
»Das«, sagte Mark schließlich mit tiefer, hohler Stimme, »ist...« Ich wartete geduldig.
»Unbeschreiblich!«
Irgendwann gelang es Gaynor dann doch, ihn aus seiner Trance zu reißen, und er begann aufgeregt über die Tuis, die neuseeländischen Tauben, die Glockenvögel, die North-Island-Drosseln, die neuseeländischen Eistaucher, die Rotkappensittiche, die Paradieskasarkas und die Unmengen von Kakadus zu reden, die durch den Garten flatterten und sich gegenseitig über den Rand der Vogeltränke rempelten.
Ich war irgendwie deprimiert, fühlte mich wie ein Verräter, weil ich seine Aufregung nicht teilen konnte, und geriet an diesem Abend ins Grübeln darüber, weshalb ich eigentlich so unheimlich scharf darauf war, einen Kakapo zu finden, obwohl mich Vögel sonst fast völlig
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