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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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hellblauen Findlingen und völlig benommen vor Verwirrung, an einem abgelegenen Strand wieder. Ich konnte mich nicht bewegen, weil meine Kameratasche um meinen Hals geschlungen und hinter einem der Findlinge eingeklemmt war.
Ich rappelte mich auf und sah hinaus aufs Meer, um herauszubekommen, wo in aller Welt ich war und ob ich noch immer in einer Traum-Rekursion steckte. Vielleicht saß ich noch immer in einem Flugzeug nach Irgendwo und sah mir nur gerade den Film während des Fluges an. Ich sah mich nach einer Stewardeß um, aber niemand kam mit einem Tablett voller Drinks über den Strand gewackelt. Ich warf einen Blick auf meine Stiefel, und dieser Blick schien in meinem Kopf irgend etwas auszulösen. Ich erinnerte mich deutlich daran, diese Stiefel zuletzt so gründlich betrachtet zu haben, als ich aus einem Morast in Zaire herausstapfte und sie mit afrikanischem Matsch getränkt waren. Ich sah mich nervös um. Nashörner wackelten auch nicht über den Strand. Der Strand befand sich eindeutig nicht in Zaire, weil Zaire ein Binnenland ist und keinen Strand hat. Erneut betrachtete ich meine Schuhe. Sie wirkten eigenartig sauber. Wie war das passiert? Mir fiel wieder ein, daß man mir die Schuhe weggenommen und sie geputzt hatte. Warum sollte das jemand tun? Und wer? Ein Flughafen tauchte verschwommen vor mir auf, und ich erinnerte mich, gefragt worden zu sein, wo ich mit den Schuhen gewesen sei. Zaire, sagte ich. Man nahm mir die Stiefel weg und gab sie mir ein paar Minuten später fleckenlos sauber, desinfiziert und glänzend zurück. Mir fiel wieder ein, daß ich damals gedacht hatte, ich müsse nur daran denken, jedesmal nach Neuseeland zu fliegen, wenn ich meine Schuhe wirklich ordentlich geputzt haben wollte. Neuseeland. Was die Einfuhr irgendwelcher ausländischer Bakterien betraf, waren sie hier, in einem der isoliertesten und unberührtesten Länder der Welt, verständlicherweise eher paranoid. Ich versuchte mich an meine Abreise aus Neuseeland zu erinnern, aber es ging nicht. Folglich mußte ich noch in Neuseeland sein. Gut. Damit hatte ich das Ganze ein bißchen eingegrenzt.
Aber wo?
Ich torkelte etwas schläfrig den Strand hinauf, stolperte über die Findlinge in den gedämpften halluzinatorischen Farben und entdeckte dann von meinem neuen Aussichtspunkt aus Mark, der weit entfernt auf den Knien dahockte und in einen alten Baumstumpf spähte.
»Ein Zwergpinguin. Er mausert sich gerade«, sagte er, als ich ihn endlich erreichte.
»Was?« sagte ich. »Wo?«
»Im Baumstumpf«, sagte er. »Sieh's dir an.«
Ich spähte in den Baumstumpf. Ein schwarzes Augenpaar spähte ängstlich aus einem dunkelblauen, aufgeplusterten Feder-Ball zurück.
Ich ließ mich schlaff auf einen Felsen sinken.
»Sehr schön«, sagte ich. »Wo sind wir?«
Mark grinste. »Dachte ich mir doch, daß du ein bißchen unter dem Jetlag leidest«, sagte er. »Du hast zwanzig Minuten geschlafen.«
»Na fein«, sagte ich gereizt, »aber wo sind wir? Soweit ich es bisher eingegrenzt habe, muß es Neuseeland sein.«
»Little Barrier Island«, sagte er. »Erinnerst du dich? Wir sind heute morgen mit dem Hubschrauber hergekommen.«
»Ah«, sagte ich, »damit ist meine nächste Frage schon beantwortet. Es ist Nachmittag, ja?«
»Ja«, sagte Mark. »Es ist kurz vor vier, und wir werden zum Tee erwartet.«
Von dieser Vorstellung wie vom Donner gerührt, sah ich noch mal den Strand rauf und runter.
» Tee ?« sagte ich.
»Bei Mike und Dobby.«
»Bei wem ?«
»Ach, tu einfach nur so, als würdest du sie kennen, wenn wir hinkommen, weil du heute morgen ein Stündchen mit ihnen geplaudert hast.«
»Hab ich?«
»Dobby ist der Wildhüter auf dieser Insel.«
»Und Mike?«
»Seine Frau.«
»Verstehe.« Ich dachte ein bißchen nach. »Ich weiß«, sagte ich plötzlich. »Wir sind hergekommen, um nach dem Kakapo zu suchen. Ja?«
»Korrekt.«
»Werden wir einen finden?«
»Bezweifle ich.«
»Dann erklär's mir noch mal. Warum sind wir hier?«
»Weil dies einer der zwei Orte ist, an denen definitiv Kakapos leben.«
»Aber wir werden wahrscheinlich keinen finden.«
»Nein.«
»Aber wir werden zumindest einen Tee kriegen.«
»Ja.«
»Schön, dann laß uns losgehen und Tee trinken. Erzähl's mir auf dem Weg noch mal. Aber schön langsam.«
»Ist recht«, sagte Mark. Er machte noch einige letzte Bilder von dem kleinen blauen Pinguin, einem Vogel, über den ich niemals mehr erfahren sollte, packte seine Kameras ein, und zusammen machten wir uns auf den Rückweg zum

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