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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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anderen Leuten zu Weihnachten.«
»Ich will sie aber nicht bis dahin rund um die Welt schleppen.« »Erklär mir doch bitte noch mal, warum du sie gekauft hast.« »Weiß ich nicht mehr. Laß uns zum Essen gehen.« Wir gingen in ein Restaurant namens »Crispy Fried Duck« und stießen anschließend, auf unserem Rückmarsch durch den Stadtkern, auf den sogenannten Tiananmen, den Platz des Himmlischen Friedens.

Ich sollte wohl erwähnen, daß das im Oktober 1988 war. Ich hatte, wie die meisten Menschen auf der Welt, noch nie vom Platz des Himmlischen Friedens gehört.
Der Platz ist riesig. Wenn man nachts darauf steht, kann man seine am Horizont verschwimmenden Grenzen kaum erahnen. Am einen Ende ist ein Durchgang zur Verbotenen Stadt, das Tiananmen-Tor, von dem aus das erhabene Antlitz des Großen Vorsitzenden Mao über die Weite des Platzes blickt, bis hin zu dessen entferntestem Punkt, wo das Mausoleum steht, in dem sein Körper zur letzten Ruhe gebettet ist.
Auf dem Platz, unter Maos Blick, herrschte Festtagsstimmung. Große, kunstvoll zu Cartoon-Tieren zurechtgestutzte Büsche waren auf den Platz geschafft worden, um die Olympischen Spiele zu feiern.
Der Platz war nicht voll oder überlaufen – man brauchte mehrere zehn- oder gar hunderttausend Menschen, um das zu bewerkstelligen –, aber er war belebt. Familien mit Kindern (oder häufiger: mit einem Kind) waren unterwegs. Sie gingen herum, plauderten mit Freunden, flanierten so unbeschwert und frei durch die Gegend, als seien sie in ihrem eigenen Garten, und ließen ihre Kinder davonlaufen und mit anderen spielen, allem Anschein nach, ohne sich deswegen Gedanken zu machen. Etwas Vergleichbares ist auf den berühmten europäischen Plätzen kaum vorstellbar und in Amerika vollkommen undenkbar.
Ich wüßte wirklich nicht, daß ich mich in der Öffentlichkeit jemals so ungezwungen und entspannt gefühlt hätte, besonders abends nicht. Das allgegenwärtige Grundrauschen einer argwöhnischen Paranoia – die unwillkürliche Begleiterscheinung, sobald man in westlichen Städten eine Straße betritt – machte sich plötzlich bemerkbar, indem es verstummte. Es war eine äußerst wundersame Stille.
Trotzdem muß ich zugeben, daß dies wahrscheinlich das einzige Mal war, daß wir uns in China so ungezwungen fühlten – beziehungsweise überhaupt ungezwungen. Während der meisten Zeit fanden wir China vertrackt, ärgerlich und weitgehend undurchschaubar; nur dieser eine Abend auf dem Platz des Himmlischen Friedens war ungezwungen. Um so größer war unsere Bestürzung, als dieser Platz einige Monate später jene brutale Verwandlung erfuhr, die im öffentlichen Bewußtsein allen Schauplätzen von Katastrophen widerfährt: Sie werden zu zeitlichen Bezugspunkten, statt wirkliche Orte zu bleiben. Es war »Vor dem Platz des Himmlischen Friedens«, als wir dort waren. Es war »Nach dem Platz des Himmlischen Friedens«, als ihn die Panzer überrollt hatten.

Früh am nächsten Morgen, als die Luft noch feucht und neblig war, kehrten wir auf den Platz zurück und stellten uns in den Schlangen an, die sich tagtäglich um den Platz herum bilden, um in das Mausoleum zu spazieren und am Körper des in einer Plexiglaskiste ruhenden, toten Vorsitzenden Mao vorbeizudefilieren.
Die Länge der Schlange überstieg jedes Vorstellungsvermögen. Sie schlängelte sich im Zickzack hin und her über den Platz und rückte Glied um Glied, Reihe um Reihe mit jeder Windung bedrohlich aus dem Nebel näher, um wieder in ihm zu verschwinden. Zu dritt oder zu viert standen die Menschen nebeneinander aufgereiht, schlurften munter vorwärts über den Platz, wendeten und schlurften munter wieder zurück, wieder und wieder, dabei immer den Befehlen von Beamten folgend, die in Schlaghosen und gelben Anoraks auf und ab marschierten und durch Megaphone bellten. Die ungezwungene Atmosphäre des Vorabends hatte sich im Morgennebel verflüchtigt, und der Platz war zu einem gigantischen Rangierbahnhof degradiert worden.
Nach einigem Zögern stellten wir uns an, mehr oder weniger in der Erwartung, den halben Tag dort zubringen zu müssen, aber die Menschen bewegten sich in gleichmäßigem Tempo an den bellenden Rangiermeistern vorbei, und wir spürten sogar, daß wir beschleunigten, als wir uns der Spitze näherten. Knapp drei Stunden, nachdem wir uns an den Schlangenschwanz gestellt hatten, wurden wir in das mit einem roten Läufer ausgelegte Allerheiligste gehetzt und liefen so respektvoll wie möglich an dem

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