Die letzten ihrer Art
unaufhörliches, gellendes Schmettern, in dem man nichts, überhaupt nichts auseinanderhalten konnte.
Zum Glück existierte Professor Zhou wirklich. Und er existierte nicht nur, sondern war, als Mark ihn an der Universität von Nanking besuchen ging (ich war an dem Tag krank), sogar anwesend und erklärte sich bereit, vorbeizukommen und mit uns im Jing-Ling-Hotel zu Abend zu essen (bis dahin ging es mir wieder besser, weil das Restaurant ziemlich gut war.)
Er war ein kultivierter, freundlicher, ungefähr sechzigjähriger Mann. Er wies uns gnädig in die ungewohnte Speisekarte ein und machte uns mit einer örtlichen Spezialität bekannt, der sogenannten Nanking-Ente. Was, wie sich herausstellte, einer Peking-Ente annähernd entsprach (beziehungsweise »Beijing-Ente«, wie man heute sagt – oder, um absolut genau zu sein, Szechwan-Ente, was genau das ist, was wir jahrelang unter dem Namen »Peking-Ente« gegessen haben. Man hatte uns in Peking eine wunderbare Szechwan-Ente aufgetischt, weil man in Peking Szechwan-Ente ißt. »Peking-Ente« ist etwas anderes und wird in zwei Gängen aufgetragen, von denen man den zweiten normalerweise vernachlässigen kann.) Um das Ganze zu beenden: Wie sich zeigte, hatte die Nanking-Ente sehr viel Ähnlichkeit mit einer Peking-Ente, abgesehen davon, daß das ganze Ding durch das Auftragen einer festen, zentimeterdicken Salzschicht ungenießbar wird. Professor Zhou gab zu, daß die Ente auf diese Art und Weise nicht annähernd so angenehm schmecke, aber so werde sie in Nanking nun mal zubereitet.
Professor Zhou hieß uns in China willkommen, zeigte sich überrascht und erfreut, daß wir einen so weiten Weg auf uns genommen hatten, um uns die Delphine anzusehen, sagte, er werde alles in seinen Kräften Stehende tun, um uns zu helfen, glaube aber nicht, daß es uns etwas nützen werde. In China sei alles ein bißchen schwierig, vertraute er uns an. Er versprach zu versuchen, die Leute vom Delphin-Projekt anzurufen und ihnen unsere Ankunft anzukündigen, hielt das aber nicht für besonders aussichtsreich, weil er sie, unabhängig von unserem Besuch, schon seit Wochen zu erreichen versuchte.
Er sagte, ja, wir hätten recht. Der Lärm im Yangtse sei ein ernstzunehmendes Problem für die Delphine und beeinträchtige ihre Echopeilung erheblich. Die Delphine hätten es sich angewöhnt, beim Klang eines Bootes weit zu tauchen, unter Wasser die Richtung zu wechseln, unter dem Boot hindurchzuschwimmen und hinter ihm wieder an die Oberfläche zu kommen. Wenn sie jetzt unter dem Boot seien, gerieten sie durcheinander und tauchten zu früh wieder auf, genau unter den Schiffsschrauben.
All diese Veränderungen seien sehr plötzlich eingetreten, sagte er. Der Yangtse sei für Millionen Jahre unverschmutzt geblieben, die Wasserqualität habe sich jedoch in den letzten paar Jahren dramatisch verschlechtert, und den Delphinen sei keine Zeit geblieben, sich umzugewöhnen.
Daß es die Delphine überhaupt gab, war erst seit relativ kurzer Zeit bekannt. Die Fischer hatten schon immer von ihnen gewußt, aber Fischer unterhielten sich nicht oft mit Zoologen, und in der chinesischen Geschichte habe es außerdem eine schmerzliche Phase gegeben, in der niemand mit irgendwelchen Wissenschaftlern gesprochen, sondern sie bloß wegen des Tragens von Brillen ständig bei der Partei denunziert hatte.
Der erste Delphin wurde 1914 entdeckt, nicht im Yangtse, sondern im Dongting-See, als ein zu Besuch in China weilender Amerikaner ihn tötete und mit zurück ans Smithsonian Institut nahm. Unbestreitbar hatte man es mit einer neuen Flußdelphinart zu tun, aber darüber hinaus interessierte sich niemand sonderlich für die Tiere.
Als Professor Zhou dann in den späten fünfziger Jahren von einer Feldforschungsreise, auf der er Vögel studiert hatte, zurückkehrte, erwartete ihn ein nicht klassifiziertes Skelett. Es handelte sich um die gleiche Delphinspezies, nur daß dieses Exemplar nicht im Dongting-See entdeckt worden war, wo die Art nicht mehr existierte, sondern im Yangtse.
Er befragte einige der ortsansässigen Fischer, die sagten, sie würden ab und zu einen Delphin sehen. Und daß sie die versehentlich gefangenen als Futter verkauften. Diejenigen, die sich in den Angelleinen verfingen, mußten lange leiden, denn die Leinen, die die Fischer an den Ufern des Yangtse traditionell verwenden, sind mit Hunderten von langen, blanken Haken gespickt.
Im Umkreis von Nanking wurden eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt,
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