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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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aber für einige Zeit beendete dann die Kulturrevolution all diese Aktivitäten. Die Forschungen wurden in den siebziger Jahren wieder aufgenommen, blieben aber wegen der enormen Kommunikationsprobleme in China örtlich begrenzt, so daß niemand wirklich genau sagen konnte, wie selten das Tier tatsächlich war oder in was für einer mißlichen Lage es sich befand.
Das änderte sich 1984.
Einige Bauern fanden ein Stück stromaufwärts von Tonking einen gestrandeten Baiji im seichten Wasser. Sie meldeten den Fund der Landwirtschaftlichen Kommission der Kommunalregierung von Tongling, wo man sich der Sache annahm und jemanden losschickte, sich den Fisch anzusehen.
Das förderte unverzüglich eine ganze Menge Dinge zutage.
Alle möglichen Leute tauchten plötzlich auf und sagten, sie hätten auch einen Delphin gesehen, der von einem Boot gerammt, in einem Netz gefangen oder irgendwo als blutiges Schlamassel angeschwemmt worden sei.
Das Gesamtbild, das sich aus all diesen Einzelinformationen ergab, war alarmierend. Sehr schnell wurde erschreckend deutlich, daß dieser Delphin nicht nur selten, sondern akut vom Aussterben bedroht war.
Professor Zhou wurde aus Nanking hinzugezogen, um die weiteren Schritte festzulegen. An dieser Stelle nimmt die Geschichte eine ungewöhnliche und dramatische Wendung, denn nachdem er die weiteren Schritte festgelegt hatte ... folgten die Einwohner von Tongling seinen Anweisungen.
Innerhalb von Monaten wurde ein gewaltiges Projekt mit dem Ziel in Angriff genommen, im Yangtse ein Schutzgebiet für die Delphine einzurichten, das heute, fünf Jahre später, nahezu fertig ist.
»Das sollten Sie sich ansehen«, sagte Professor Zhou. »Es ist sehr gut. Ich werde alles tun, um Ihr Kommen dort telefonisch anzukündigen, also können Sie ruhig... wie sagt man?«
Ich sagte, »ruhig« klinge in meinen Ohren prima. Gegen Ruhe hatte ich absolut nichts einzuwenden.
»Gewiß? Bestimmt? Ah... sicher. Sie können daher ruhig sicher sein, daß man sie nicht erwarten wird. Also werde ich Ihnen auch noch einen Brief mitgeben.«

Aus mehreren Gründen, die damit zusammenhingen, daß wir einen Umweg machten, um uns eine Alligatorfarm anzusehen, von der wir dann von der Polizei weggejagt wurden, weil wir nicht die erforderlichen Alligator-Passierscheine hatten, nahmen wir letztendlich ein Taxi nach Tongling, eine Strecke von höchstens hundertzwanzig Meilen. Was das Taxi betraf, hatten wir eine besondere Vereinbarung getroffen. Teil dieser Vereinbarung war, daß wir keinen besonders guten Fahrer hatten und das Taxi auch nicht besser war; wir erreichten Tongling in eher angespannter Verfassung.
Ausländer dürfen in China nicht Auto fahren, und die Gründe liegen auf der Hand. Die Chinesen fahren oder radeln nach Gesetzen, die für einen nichteingeweihten Betrachter einfach undurchschaubar sind, wobei ich nicht nur an die Gesetze der Straßenverkehrsordnung denke, sondern auch an die Gesetze der Physik. Gegen Ende unseres Aufenthaltes in China hatte ich mich damit abgefunden, daß der eigene Chauffeur, wenn er hinter einem anderen Wagen oder Laster auf einer zweispurigen Straße fährt und ihm zwei andere Fahrzeuge entgegenkommen, von denen eins gerade das andere überholt, unverzüglich ebenfalls ausschert und zum Überholen ansetzt. Wundersamerweise geht es letztlich immer gut.
Nicht gewöhnen konnte ich mich allerdings an folgende Situation: Das Fahrzeug vor einem überholt das Fahrzeug davor, und der eigene Chauffeur schert aus und überholt das überholende Fahrzeug genau in dem Moment, da einem drei andere Fahrzeuge entgegenkommen, die das gleiche Manöver veranstalten. Man darf wohl davon ausgehen, daß Sir Isaac Newton schon vor langer Zeit als bourgeoiser, kapitalistischer Speichellecker enttarnt worden ist.

In Tongling angekommen, übermannte uns wiederum eine wehmütige Sehnsucht nach der fröhlichen, vertrauten Behaglichkeit von Nanking.
Um die Empfangsbroschüre für Touristen zu zitieren, die ich in meinem kahlen Hotelzimmer vorfand: »Als aufstrebende industrielle Bergbaustadt hat Tongling bereits die Gründung etlicher Nichteisenmetall-Hütten, Chemie-, Textilmaterial-, Elektronik- und Maschinenbau-Industrien sowie eisen-, stahl- und kohleverarbeitender Betriebe erlebt; besonders die nichtmetallischen, verhütteten Baustoffe und die chemische Industrie tragen bei unverändert besten Entwicklungsaussichten dazu bei, Tongling zum Hauptproduktionszentrum der Region zu machen.«
Tongling war nicht

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