Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit

Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit

Titel: Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed Stuhler
Vom Netzwerk:
verlieren, die DDR.
      Eppelmann: »Die Ungarn waren die zweiten, die einen zivilen Minister hatten. Und ich erinnere mich noch, wie der Jasow von den Ungarn das Versprechen auf dieser Konferenz erwartete, dass sie drinbleiben, auch wenn die Deutschen rausgehen aus dem Warschauer Vertrag. Und der konnte ihnen das natürlich bei den veränderten Verhältnissen, die es inzwischen auch in Ungarn gegeben hat, nicht versprechen. Und das wurde immer peinlicher, weil der Jasow sich immer höherschraubte und das von denen hören wollte.
      Und ich habe die Situation dann gerettet, indem ich dem sowjetischen Kollegen gesagt habe: ›Entschuldigen Sie, der kann das nicht! Selbst, wenn er es wollte, weil es seine Meinung ist und weil Sie das jetzt von ihm gerne hören wollen, er darf es nicht sagen! Das entscheidet die ungarische Regierung und das ungarische Parlament, aber nicht der ungarische Verteidigungsminister!‹ Und erst dann hat Jasow losgelassen und nicht mehr darauf bestanden.«

    Nachdem sich abzeichnet, dass die DDR im September aus dem Warschauer Vertrag entlassen wird, wünscht der Oberkommandierende des Bündnisses, Armeegeneral Lobow 31 , eine richtig große

    Wladimir Lobow war 1989 / 90 Generalstabschef der Vereinigten Streitkräfte.

    14.6.1990, Strausberg, Letzte Sitzung des Komitees der Verteidigungsminister der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages. Von links: der Stellvertretende Verteidigungsminister von Rumänien, Gheorghe Logofetu; der ungarische Verteidigungsminister, Dr. Lajos Für; der 1. Stellvertreter des Ministers für Volksverteidigung Bulgariens, Jordan Mutaftschiew; Minister Dimitri Jasow (Sowjetunion); der Oberkommandierende der Vereinten Streitkräfte, Pjotr Luschew; die Minister Florian Siwicki (Polen), Rainer Eppelmann (DDR), Miroslav Vacek (CSFR) und der Chef des Stabes der Vereinten Streitkräfte, Wladimir Lobow

    Abschlussveranstaltung mit Manöver und Parade, möglichst unter Anwesenheit aller Staats- und Regierungschefs. Werner Ablaß: »Nach dem Kaukasusgipfel hat de Maizière uns zu einer Sondersitzung im Kabinett zusammengerufen. Und da Rainer Eppelmann zu dieser Zeit im Urlaub war, habe ich als Minister fungiert. Er hat uns seine Punkte für die Vereinigung, die ja nun schnell anstand, in die Feder diktiert. Es gab nichts Gedrucktes, jeder hat mitgeschrieben. Ich bin der Einzige, der die Punkte noch hat, ich habe die nämlich hinterher meiner Sekretärin in die Maschine diktiert. Und dann habe ich am 17. Juli in Storkow bei einer Pressekonferenz nebenher erwähnt, dass ich das Manöver absage. Das war schlecht, das macht man nicht, so etwas erledigt man auf diplomatischem Wege. Aber

    24.9.1990, Berlin, Austritt aus dem Warschauer Pakt, Pjotr Luschew (l.), Rainer Eppelmann (r.)

    ich habe es den Journalisten gesagt, weil ich dachte, was raus ist, kann ich nicht mehr zurücknehmen.
      Am 19. Juli kam Lobow zu mir nach Strausberg geflogen. Er hatte um eine Visite im kleinen Kreis gebeten. Und dann hat er mich beschimpft, er hat mich richtig beschimpft, er hat auch gebrüllt. Es gibt ein Protokoll, das ich noch habe. Und der letzte Satz schließt damit – ich hatte nicht zurückgebrüllt, sondern mir das betont ruhig angehört - , dass ich ihm erkläre, dass die Unterredung zu Ende wäre und es nichts Neues zu sagen gäbe.
      Die große Feier zum Austritt aus dem Warschauer Vertrag im September dauerte dann exakt zwölf Minuten im kleinen Kreis.«

    18. Gespräche mit dem Wolf

    »Warum gibt es keine Polizistenwitze mehr?«
Peter-Michael Diestel

    »Ich bin von der DSU als Innenminister vorgeschlagen worden. Der damalige CDU-Generalsekretär Kirchner und Herr Rühe, die damals eng liiert waren, die sagten sich wohl, diesen unbotmäßigen Diestel da aus der DSU, den lassen wir das mal machen. Da kommen Stasi-Auflösungen, Rückbau der Polizeistrukturen und so weiter auf ihn zu, da wird er sich schnell das Genick brechen.«
      Dem neuen Innenministerium unterstehen die Bereiche Polizei, Zoll, Strafvollzug und Staatssicherheit, seit November 1989 Amt für Nationale Sicherheit (AfNS). Die wichtigste Aufgabe des neuen Ministers ist die demokratische Umgestaltung der Polizei- und Sicherheitsstrukturen.
      »Ich wusste, nachdem ich drei Tage Innenminister war, dass ich das ohne Fachleute nicht lösen kann, und habe mir entsprechende Spezialisten aus Ost und West geholt. Ich habe zuerst meinen damaligen Amtsbruder Wolfgang Schäuble in Bonn aufgesucht und habe gesagt:

Weitere Kostenlose Bücher