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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erscheinen ließ und die Geschichte noch trivialer. Aber sie würde ein Happy-End haben. Dessen war sie sich sicher, und das würde sie aufheitern.
    Würden sie ihr weitere Bücher geben, fragte sie sich, wenn sie ihre durch hatte? Sie überlegte, am Morgen wieder eine Notiz auf das Tablett zu legen und um Bücher für sich zu bitten. Und vielleicht sollte sie es nicht tun, denn damit würde sie dem Wärter gegenüber zugeben, daß sie damit rechnete zu bleiben; und
das
würde auch Richard erreichen, der sicher danach fragte, wie sie sich hielt. Sie war sich ganz sicher, ob er danach fragte.
    Nein. Sie würde nicht um Sachen bitten, die auf einen langen Aufenthalt hindeuteten. Möglicherweise gaben sie sie ihr, und das würde sie nicht ertragen können.
    Wieder stellte sie fest, daß sie den Faden der Geschichte verloren hatte, und legte das Buch neben das Bett. Sie versuchte, an Tom zu denken, schaffte es aber nicht, verlor auch dabei den Faden. Sie träumte nur von den Stricknadeln, die hin und her gingen, rein und raus, klick, klick.
    Das Licht wurde matter... und zu Kerzenlicht; sie spürte es matt durch die Augenlider. Eines öffnete sie äußerst vorsichtig einen Spalt weit, ihre Muskeln starr und kurz davor zu zittern. Der Traum war wieder da; sie hörte die Kinder einander zulachen.
    »Na«, sagte Edwards Stimme, »hallo, Bettine.«
    Sie sah hin; sie mußte es, da sie nicht wußte, wie nah sie bei ihr standen, fürchtete, daß sie sie vielleicht berührten. Wieder standen sie beide an der Wand, machten feierliche Gesichter wie Jungen, die irgendeinen großartigen Witz für den rechten Augenblick zurückhielten.
    »Natürlich sind wir wieder da«, sagte einer der Jungen, Richard. »Wie geht es dir, Lady Bettine?«
    »Geht weg!« sagte sie; und dann sagte eine winzige Ecke ihres Herzens, daß sie das nicht wirklich wollte. Sie blinzelte und setzte sich auf, und eine Frau kam aus der Wand heraus auf sie zu, wurde größer und größer, während die Jungen sich zurückzogen. Die Neuankommende war schön auf ihre altertümliche Weise, trug ein goldenes Brokatkleid. Die Besucherin machte einen kurzen Knicks vor dem jungen König Edward, der sich seinerseits vor ihr verneigte. »Madam«, sagte der Knabenkönig; und »Majestät«, sagte die Fremde und richtete dann ihren neugierigen Blick auf
Bettine
. »Das ist Bettine«, stellte Edward sie vor. »Sei höflich, Bettine; Anne ist eine der Königinnen.«
    »Königin Anne?« fragte Bettine und wünschte sich jetzt, etwas mehr über den alten Tower zu wissen. Wenn man schon von Spukgestalten heimgesucht wurde, dann war es zumindest hilfreich, wenn man wußte, um wen es sich dabei handelte; aber sie hatte der Geschichte herzlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt – es war ein so umfangreiches Gebiet.
    »Boleyn«, sagte die Königin, breitete ihre Röcke aus und setzte sich auf das Fußende des Bettes, verfehlte dabei nur knapp Bettines Füße, sehr direkt für einen Traum. »Und wie geht es Ihnen, meine Liebe?«
    »Sehr gut, danke, Majestät.«
    Die Jungen lachten. »Sie glaubt gar nicht richtig an uns, aber sie spielt mit, nicht wahr? Heutzutage haben sie keine Königinnen mehr.«
    »Wie hübsch sie ist«, meinte die Königin. »Ich war es auch.«
    »Ich werde nicht hierbleiben«, sagte Bettine. In diesem Netz der Illusionen schien es wichtig, das klarzustellen. »Ich glaube eigentlich nicht ganz an Sie. Ich träume es auf jeden Fall.«
    »Keineswegs, meine Liebe, aber na ja, glauben Sie, was Sie gerne möchten.« Die Königin drehte sich um, blickte zurück. Die Kinder waren verschwunden, und jemand anderes kam durch die Wand, ein stattlicher Mann in elegantem Brokat. »Robert Devereaux«, sagte Anne. »Robert, sie heißt Bettine.«
    »Wer ist das?« fragte Bettine. »Ist er der König?« Der Mann namens Robert lachte freundlich und verneigte sich schwungvoll. »Ich hätte es sein können«, sagte er. »Aber es ist schiefgegangen.«
    »Der Earl of Essex«, sagte Anne sanft, stand auf und nahm seine Hand. »Die Jungen sagten, hier sei jemand, der trotzdem an uns glaubt. Wie nett. Es ist so lange her.«
    »Sie machen mich sehr nervös«, sagte Bettine.
    »Wenn Sie echt wären, glaube ich, würden Sie anders sprechen, irgendwie altertümlich. Sie sind aber ziemlich so wie ich.«
    Robert lachte. »Aber wir sind nicht wie die Mauern, Bettine. Wir verändern uns tatsächlich. Wir hören zu, und wir lernen und beobachten die ganze verstreichende Zeit.«
    »Sogar die Kinder«,

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