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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Name in schönen runden Klängen. Du bist groß; du versuchst, anders zu erscheinen. Du kleidest dich, um allen anderen zu gefallen; ich habe nur
Elisabeth
gefallen, und andere haben mich nachgeahmt. Wenn ich etwas mochte, dann waren es Männer, aber da ich allen Grund dazu hatte, gab ich keinem je meine Krone. Wie schmerzlich die Entscheidung auch immer war... wie sehr mich auch die vielen sich selbst dienenden Minister in diese oder jene Richtung drängten, ich habe mir doch immer meine eigenen Gedanken gemacht. Ja, Essex, sogar bei dir. Natürlich habe ich stets gezögert, natürlich es den Ministern ermöglicht, mich zu drängen, natürlich empfand ich Kummer – ich bin nicht unmenschlich –, aber zur gleichen Zeit konnten sie herzlos erscheinen und ich gnädig. Und die Tat wurde vollbracht, nicht wahr, Robert?«
    »Wirklich«, sagte er.
»Du warst einer meiner Günstlinge. Soviel du auch tatest, ich mochte dich immer; liebte dich natürlich, aber mochte dich auch, und davon gab es weniger als von den anderen. Und du, Mutter, auch eine von dieser Sorte. Aber diese neuzeitliche Trägerin meines Namens – du hast nichts davon, überhaupt kein Rückgrat.«
    »Ich gehöre nicht zu Ihrer Klasse«, sagte Bettine. »Das ist nicht fair.«
    »Jammern und winseln. Du bist das geborene Opfer. Ich könnte dich zu einer Königin machen, und innerhalb von vierzehn Tagen wärst du eine tote Königin.«
    »Ich möchte es einfach gut haben, und ich möchte glücklich sein.«
    »Nun, schau dich an!«
»Ich werde es wieder sein. Ich werde nicht sterben, sondern hier rauskommen.«
    »Ah, du möchtest, möchtest, möchtest. Machst dir niemals die Mühe, die Dinge zu sehen, wie sie
sind
. Du verbringst dein ganzes Leben, indem du nur auf das reagierst, was andere tun. Jemals daran gedacht, den ersten Streich zu führen? Nein, natürlich nicht. Ich bin Elisabeth. Du bist nur Bettine.«
    »Ich wurde nicht mit Ihren Vorzügen geboren.« Elisabeth lachte. »Ich war ein Bastard... entschuldige, Mutter. Und was warst du? Warum bist nicht
du
der Bürgermeister? Jemals danach gefragt?«
    Bettine wandte sich mit bebenden Lippen ab.
»Sieh mich an!« sagte die Königin.
    Sie tat es, ohne es zu wollen, aber die Stimme hatte einfach Befehlsgewalt.
    »Warum tatest du es?«
»Was?«
»Sieh mich an!«
»Sie haben gefragt.«
»Machst du alles, wonach die Leute fragen? Du bist jedermanns Opfer, mehr nicht. Die Geliebte des Bürgermeisters. Du hast dich dafür entschieden und kommst nicht mehr hinaus. Du hast dich
entschieden
, sogar durch die Entscheidung, dich nicht zu entscheiden. Du kehrst zurück und gibst Seinen Ehren, was er will, und du kommst dann zurück in deine Wohnung – vielleicht.«
    »Was meinen Sie mit ›vielleicht‹?«
»Denk nach, Mädchen, denk nach! Ein Mädchen bist du; du hast dein ganzes mündiges Leben mit dem Versuch zugebracht, ein Nichts zu sein. Ich glaube, du könntest es erreichen.«
    »Da wäre noch die Themse«, sagte Essex.
»Es ist nicht, was sie dir nehmen«, meinte Anne.
    »Es ist, was du aufgibst.«
    »Das Wasser«, sagte Edward, »ist schrecklich kalt, habe ich gehört.«
    »Was weißt du denn? Du hattest gar kein Leben.«
    »Hatte ich doch«, sagte der Junge, und seine Augen tanzten. »Ich hatte meine Jahre... wie du schon sagtest, als die Sonne sehr gut war.«
    »Ich hatte ein Pony«, sagte Richard. »Jungen haben so etwas heute nicht mehr.«
    »Sei stolz«, sagte Elisabeth.
»Ich weiß etwas über Sie«, sagte Bettine. »Sie wurden alt und hatten keine Familie und keine Kinder, und ich bin sicher, da war der Stolz ein kalter Trost.«
    Elisabeth lächelte. »Ich hasse es, dir die Illusionen zu nehmen, meine Liebe, aber ich war glücklich. Ah, ich habe ein paar Tränen vergossen, wer tut das nicht in seinem Leben? Aber ich hatte genau das, wofür ich mich entschieden hatte. Und wenn ich etwas hergab, dann wußte ich, daß ich es hergab. Ich tat genau das, was ich wollte. Nicht immer das Märchenbuch, wie ich es gerne gehabt hätte, aber trotzdem innerhalb meiner Möglichkeiten genau das, was ich wollte, mein ganzes Leben lang bis zu seinem Ende. Ich lebte, und ich war neugierig. Es gab nichts, was mir fremd vorkam. Ich sah mit einem flüchtigen Blick mehr von der Welt, als du dir für ein ganzes Leben vorstellen konntest. Ich war meiner Zeit voraus, wurde niemals von dem haarsträubend Unerwarteten eingeholt; aber dein ganzes Leben ist ein einziger Zufall, nicht wahr, kleine Elisabeth?«
    »Bettine«
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