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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sagte sie und reckte das Kinn. »Ich heiße Bettine.«
    »Gut«, lachte die Königin und schlug sich auf die Schenkel. »Exzellent. Denke auch
weiterhin
; und straffe dein Rückgrat, Frau! Sieh dir die Augen an! Sieh dir stets die Augen an!«
    Die Königin verschwand mit einem kurzen Donnerschlag; Essex fluchte, und Anne tätschelte seinen Arm. »Sie war nie angenehm«, sagte sie. »Ich hätte ihr gerne freundlichere Manieren beigebracht.«
    »Wenn ich dein Sohn wäre...«, sagte Essex. »Wenn«, sagte Anne.
»Unten werden sie alle beunruhigt sein«, meinte der junge Edward. »Sind sie
bestimmt
, wenn sie durchkommt.«
    Sie verblaßten – alle außer Marc.
»Sie können mich nicht von meiner Absicht abbringen«, sagte Bettine. »Die Königin war unverschämt.«
    »Nein«, sagte Marc. »Königinnen sind das nicht. Sie sind einfach das, was sie sind.«
    »Unverschämt«, wiederholte Bettine, noch immer aufrecht.
    »Sei, was du bist«, sagte Marc. »Ich gehe jetzt. Es ist dein Augenblick.«
    »Marc?« Sie streckte die Hand nach ihm aus, hatte schon vergessen. Berührte nichts. Sie war wieder allein, und es war zu still. Lieber hätte sie es gehabt, wenn Marc geblieben wäre. Er verstand, was Angst war.
    Sein, wer sie war. Sie lachte traurig, wischte sich über die Augen und ging ins Bad, um mit dem Schönsein anzufangen, blickte in Augen, die geschwollen waren und ständig gerötet aus Schlafmangel. Und vom Weinen. Sie stellte fest, daß sie auch jetzt weinte, wußte nicht, warum, außer vielleicht über den Anblick der Bettine Maunfry, wie sie war, kleine schlanke Hände, die nie etwas gemacht hatten, ein Gesicht, das ganz Sex war, und eine Stimme, der nie jemand gehorchen und die nie jemand ernst nehmen würde – lediglich zum Spielen war Bettine da. An diesem ganzen großen Ort, wo es verzweifelte Verbrecher gegeben hatte und in Ungnade gefallene Königinnen und Helden und Herren, nur Bettine, die das Naheliegende tun und Tom ausliefern wollte, Tom, der sie nie geliebt, sondern nur etwas gewollt hatte.
    Tom ist auch so einer, dachte sie mit merkwürdig klarer Einsicht, ein
schöner
Mensch, der gut in dem war, was er machte, aber es war nicht er, der wichtig sein würde, sondern er war bloß glatt und gut und ganz hohl, und nichts war zu finden hinter den lächelnden weißen Zähnen und den klaren blauen Augen. Wenn man ihn zerbrach, wäre es wie bei einer Porzellanpuppe – innen hohl.
    Genau wie bei Bettine.
»Ich liebe dich«, hatte er protestiert. Soweit sie wußte, hatte niemals jemand Bettine Maunfry wirklich geliebt, obwohl sie alles hergegeben hatte, was sie besaß, nur um den Leuten zu gefallen und sie zum Lächeln zu bringen, ihr ganzes Leben lang. Wenn sie darüber nachdachte, war sie sich nicht sicher, was sie täte,
falls
sie jemand liebte, oder ob sie überhaupt wissen würde, daß er es tat. Sie drehte sich um und betrachtete die Zeitschriften mit den Bildern von Augen und Lippen und den Artikeln darüber, wie man seine Seele verkaufte.
    Artikel über Liebe.
    Es gibt Liebe und Liebe, hatte Anne gesagt.
    Den Leuten gefallen. Zu jedem nett sein, damit sie nett zu Bettine waren. Hübsche Kinder wurden fürs Weinen belohnt und Jungen wurden dafür verhauen.
    Solange die Welt versöhnt war, würde sie Bettine nicht weh tun.
    Augen und Lippen, uranfängliche Symbole.
    Sie schminkte sich sorgfältig, machte ihr Haar zurecht, packte die letzten Sachen ein.
    Außer ihrer Handarbeit, mit der sie ihren Verstand bewahrte. Klick, klick. Geistlose Geistesklarheit, Rhythmen und Muster. Licht fiel durch das Fenster herein. Wahrscheinlich würde bald das Frühstück eintreffen, aber sie war nicht hungrig.
    Und schließlich waren die Türen zu hören und kamen die Schritte den Turm herauf.
    Richard Collier kam. Er schloß die Tür hinter sich und blickte auf sie finster herab; und sie erhob sich vor dem einzigen Fenster.
    Blick ihnen in die Augen, hatte die Königin gesagt. Sie betrachtete Richard jetzt unter diesem Gesichtspunkt, dem der Königin, und es gefiel ihm offensichtlich nicht.
    »Den Namen«, sagte er.
    Sie trat zu ihm, ihre Augen selbstvergessen mit Tränen erfüllt. »Ich will ihn dir nicht nennen«, sagte sie. »Es würde jemandem weh tun; und wenn du mir vertrauen würdest, würdest du es mir ermöglichen, die Sache zu klären. Ich kann deine Akte zurückholen.«
    »Überlaß das mir!« sagte Richard. »Den Namen, Mädchen, und sonst kein...«
    Sie hatte keine Vorstellung, warum sie es tat. Sicherlich

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