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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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trottete dann selbständig zum Hafer im warmen Stall, und Andreij, der sich den Sattel mit einer Hand über die Schulter hängte und mit der anderen seine Mutter Katja an sich drückte, machte sich auf den Weg zur Veranda. Sicher hatte sie sich Sorgen um ihn gemacht angesichts der späten Stunde und des einsetzenden Schneefalls; aber jetzt lächelte sie nur. Und mit einem zweiten Schlagen der Tür kam auch Anna heraus, ihre Wangen vom Wind rotgebrannt, und ihre Augen leuchteten. Sie kam auf ihn zugerannt, und ihre blonden Zöpfe flogen, der bestickte Mantel und die Röcke bleich wirkend in dem wehenden Schnee. Andreij ließ seine Ausrüstung fallen und umarmte sie und schwang sie herum, wie er es schon getan hatte, als sie noch Kinder im selben Alter gewesen waren; er küßte sie (oberflächlich, denn ihre Mutter stand lachend daneben), hob dann das Geschirr wieder auf und ging weiter, den Arm um Anna gelegt und Katja an seiner Seite, hob die Hand von Annas Schulter, um ihrem Bruder Ilja zuzuwinken, der herausgekommen war und noch damit beschäftigt, sich einzumummen.
    Der älteste Nikolajew war Holzfäller und sein Sohn Iwan war Holzfäller, aber der junge Ilja, Annas Zwillingsbruder und nicht von kräftigem Bau, war ein Künstler, ein Schnitzer, dessen Werke sie umgaben, die leuchtenden Pfosten der Veranda, die geblümten Fensterläden... »Ah«, sagte Ilja fröhlich zu Andreij, »sicher zurück – wie könnte es bei ihm auch anders sein? Ich habe es ihr gesagt.« Andreij drückte auch Ilja im Schnee begrüßend an sich, stampfte den Schnee von den Stiefeln und hängte das Wild an der Veranda auf, huschte dann mit den anderen ins Haus, in eine Wärme, die so massiv war wie eine Mauer. Bogen und Geschirr hängte er in die Diele, zog die schneebedeckten Felle aus und die Hausstiefel an. Katja eilte geschäftig davon und brachte ihm lauwarmes Wasser zu trinken, und Frau Orlow erwartete sie alle an der inneren Tür mit heißem Tee. Das Aroma der wunderbaren Kochkunst der Frauen lag in der Luft, und Andreij erwarteten die Jubelrufe der vermischten Familien, die strahlten und ihn begrüßten, als er das Wohnzimmer betrat, und überall plapperten die Kinder, unvermeidlich und unausweichlich im ganzen Haus. Der junge Iwan kam herbeigerannt, um hochgehoben und umhergeschwungen zu werden, und Andreij hob ihn erfreut hoch, so müde er auch war. Feuer prasselte im Kamin, und alle waren sie jetzt versammelt und nahmen endlich zum Essen Platz: Andreij selbst, ein Gorodin; und junge und alte Nikolajews und Orlows; und die warme Luft roch, wie es das Haus immer tat, nach Holzspänen und Harz und Leder und Fellen und nach guter Küche.
    Da schien die Furcht wirklich sehr weit entfernt zu sein.
    Andreij ruhte sich mit vollem Bauch aus, und sie tranken dampfenden Tee und ein wenig Wodka. Der alte Nikolajew und sein Sohn Iwan unterhielten sich über ihr Handwerk, besprachen, wo sie im kommenden Frühling Holz schlagen würden; und Großvater Orlow und sein Sohn, beides Zimmerleute, unterhielten sich über die Veranda der Stadthalle weiter unten an der Straße, die sie reparieren würden. Großmutter Orlow saß in ihrem Sessel, der stets dicht am Feuer stand, zugedeckt, mit geblümten Kissen und Steppdecken. Die Kinder – sieben waren es von den fruchtbaren Orlows – spielten am warmen Kamin; und die Frauen unterhielten sich und nähten und entwarfen Muster. »Erzähl uns eine Geschichte!« baten die Kinder jeden, der dazu bereit war. Getränke machten erneut die Runde; eine solch angenehme Stunde war es. Die jungen Leute pflegten das Geschichtenerzählen zu beginnen und die älteren es zu beenden, denn sie hatten immer schon die tieferen Schneemassen gesehen und die seltsameren Dinge und die kälteren Winter erlebt.
    »Erzähle uns«, bat der kleine Iwan, während er gegen Andreijs Knie stieß, »ah, erzähle uns von der Jagd heute.« Andreij seufzte, nahm seinen Arm von Annas Taille, lächelte die runden kleinen Gesichter um sich an und ließ Iwan auf seinem Fuß hüpfen, hielt ihn dabei an seinen zwei kleinen Händen, machte Späße mit ihm und entlockte ihm Quietscher. Er erzählte die Geschichte mit Talent und Schwung, erwärmte sich für diese Aufgabe, während die Kinder einen Halbkreis zu seinen Füßen bildeten; sein Freund Ilja nahm sich einen frischen Block Kiefernholz und sein Lieblingsmesser, eine sehr feine und scharfe Klinge... Am intensivsten von allen lauschte Anna Andreijs Geschichte, blickte zu ihm auf, wenn er

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