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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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auf verkrustetem Schnee und das Knarren des Geschirrs maßen die Zeit. Andreij hatte eine Feldflasche dabei und trank von Zeit zu Zeit einen Schluck daraus, wärmte damit seinen Bauch. Um ihn herum leuchtete der Schnee in reinem Weiß, denn Wolken verschleierten die Sonne, und er brauchte im Moment nicht die geschnitzten Augenschirme, die um seinen Hals hingen, und die, zusammen mit dem blumenbestickten Schal getragen, ihm das Aussehen eines seltsamen hell gemusterten Tieres verliehen, das auf dem Rücken eines anderen scheckigen Zotteltieres hockte. Es war einer der seltenen ruhigen Tage, so still, daß er und Umnik allein auf der Welt zu sein schienen; und als er das Pony anhielt, um auszuruhen, dabei die stille Luft zu genießen, konnte er das Knacken des Eises in der Kälte hören und den Fall einer Zweigladung Schnee bei der leichtesten Luftbewegung. Er lauschte solchen Geräuschen, und nur eine leise Berührung der Stille drang bis zu seinem Herz durch, was schon gefährlich war. Er raffte seinen Mut zusammen und pfiff seinem Pony zu, drängte es zum Weitergehen. Er sang, wurde dabei immer lauter im ungeheuren Schweigen der weißen Welt, und Umnik zockelte fröhlich voran und zuckte mit den Ohren unter dem Lied.

    Aber der Gesang war nicht von Dauer, und die Stille kehrte zurück, schien sogar das Knirschen des Eises unter Umniks Hufen zu dämpfen. Und ganz plötzlich blieb Umnik stehen und drehte den Kopf nach Norden: seine Ohren richteten sich steil auf, und seine Nasenflügel weiteten sich, um die Luft einzusaugen. Und das Pony begann zu zittern, und Andreij nahm rasch den Bogen von der Schulter und spannte ihn, zog einen rot befiederten Pfeil aus dem bestickten Köcher und blickte sich um, nach Norden, betrachtete die weiße Unendlichkeit und ihre sanften Wellen, blickte auch nach Süden zum Saum des Kiefernwaldes, an dem sie entlangritten. Das Pony blickte unverwandt zu einer schmalen Spalte im offenen Land zwischen zwei Hügeln. Es stand starr, die Mähne aufgerichtet in einem leisen kalten Wind, während sich Kristalle des wehenden Schnees zwischen den rauhen gelben Haaren sammelten.
    Da war nichts. Andreij stieß Umnik mit den Fersen an. Manchmal sahen Pferde Gespenster, sagten die alten Jäger, und dann setzte die Auszehrung ein, und sie starben; aber das würde Umnik nicht ähnlich sehen, der ein Tier mit schlichtem Geist war und nicht zu Phantasievorstellungen neigte. Umnik ging unruhig und mit zaghaften Schritten weiter. Andreij glaubte dem Pferd, das ihn noch nie getäuscht hatte, behielt den Bogen in der Hand und einen Pfeil auf der Sehne, die Augen nach Norden gerichtet, wohin auch das Pferd blickte, während es weiterstapfte, obwohl seine Richtung der Westen war, wo ihr Heim stand.
    Für einen Moment teilten sich die grauen Wolken, und die Sonne schien hindurch, vergoldete die Schneeverwehungen mit leuchtenden Farben. Umnik scheute und wich seitlich aus, schüttelte den Kopf. Eine weiße Gestalt war in dem Glanz aufgetaucht, bewegte sich langsam und schleichend – ein Wolf, weiß wie der Winterwind. Andreijs Herz krampfte sich zusammen; und er hob den Bogen und spannte ihn, hin- und hergerissen zwischen Angst vor dem Wolf und Sehnsucht nach seiner Schönheit, denn ein solches Tier hatte er noch nie gesehen. Der Pfeil schwirrte los, während Pferd und Wolf in Bewegung waren, und der Wolf war hinter dem Kamm einer Verwehung verschwunden. Andreij gab Umnik die Fersen, wiederholte das mehrmals, und das tapfere Pony durchquerte die Verwehung und verließ seinen Weg, zögernd und wachsam. Die Wolkendecke hatte sich wieder geschlossen, und die Sonne war fort, und eine plötzliche Windbö riß den Schnee von dem Hügel zur Rechten und trug ihm stechende Schneekörner in die Augen.
    Umnik scheute, und Andreij riß ihn an den Zügeln herum, tätschelte den zottigen Nacken des Ponys und ritt wieder zurück. Da war nichts, weder ein Wolf noch auch nur so viel wie ein Fußabdruck oder die winzige Wunde der Federn eines Pfeiles in den Schneehängen. Andreij sah sich nach dem Pfeil um, zertrampelte dabei den ganzen Bereich mit Umniks Hufen, denn der Pfeil hatte einen sorgfältig gefertigten Schaft, und es war ihm gar nicht recht, ihn zu verlieren oder überhaupt vor einem solchen Rätsel zu stehen. Er dachte, er sei vielleicht in einer tiefen Verwehung verschwunden, und das war gewiß so, denn so sehr er sich auch mühte, er konnte ihn nicht ausfindig machen. Schließlich gab er die Suche auf, zog das Pony

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