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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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lauschte, hörte den Wind unmittelbar über ihnen. Es schien ihm, als seien die Daunen unter ihm wie die Schneewehen, endlos tief und weich; und wenn er die Augen schloß, konnte er die blaue Dunkelheit der Nacht sehen und eine gespenstisch weiße Gestalt, die mit geschmeidigen Bewegungen über den Schnee sprang. Tiefe weiche Wehen und wölfische Augen voller Nacht... ein dreieckiges Gesicht und wehender Schnee, und Wolfsaugen voller Geheimnisse... eine Gestalt, die den Winden hinterherjagte, Strömungen des Windes, die sich in weitere Wölfe verwandelten, schneekalt und sich auf seine glücklosen Träume stürzend wie Jäger auf ihre Beute.
    Da empfand er eine tiefe Furcht, erinnerte sich an den Pfeil, denn der vorderste Wolf hatte eine Wunde, aus der sein Herzblut tropfte, und die Tropfen erstarrten zu rubinrotem Eis, das geräuschlos herabfiel.
    Er erwachte am nächsten Morgen in einer inneren Stille, tiefer noch als am Tag zuvor, obwohl die Balken ächzten, und Schnee war vom Dach gerutscht und taumelte zu den Vorsprüngen herab, und das war es, was ihn und Ilja geweckt hatte. »Keine Jagd heute«, meinte Ilja, als er den Wind hörte. Andreij sagte nichts, sondern lauschte dem Sturm.
    Und als die Kinder aufwachten und schaudernd die Treppe hinabliefen, die Frauen im Haus zu werken begannen und es kein Bleiben im Bett mehr gab, raffte sich Ilja auf und zog rasch die Stiefel an. Andreij folgte seinem Beispiel, als er die große Stadtglocke läuten hörte, gedämpft und weich in dem Sturm, der den Morgen zudeckte.
    Er und Ilja und Anna und die anderen Nikolajews und Orlows, die die Kraft hatten zu helfen, zogen ihre wärmste Kleidung an und wagten sich hinaus in eine Stadt, die ganz weiß geworden war. Schneewehen lagen mannshoch auf den Straßen; sie schirrten die Ponies an und machten sich an die Arbeit – wie Gespenster, die sich durch den bleichen, wehenden Schnee bewegten; und sie arbeiteten, bis ihnen allen der Rücken schmerzte, schufen Wege, stützten Dächer ab und die Mauer selbst. Der Marktplatz wurde freigeschaufelt und war rasch offen, und die Winde hielten ihren Zorn aufrecht, der in der Luft brüllte, und trugen den Schnee zurück, so schnell sie ihn wegschaufelten. Letztlich gaben sie auf und kehrten alle in ihre Häuser zurück, zu warmen Mahlzeiten und warmen Feuern und geduldiger Aufmunterung.
    Aber innerhalb des Hauses erlangte die Stille noch tieferen Halt, während sich rings um die Außenmauern der Schnee häufte und der Gesang des Windes in immer größere Ferne rückte. Es war ein Sturm jener Art, der einsetzen und tagelang andauern konnte; während die weiße Einsamkeit sich fest um die ganze Stadt hüllte. Gegen Ende des Tages band Andreij ein Seil um sich und ging hinaus, denn er fürchtete um die Sicherheit Umniks und der anderen Tiere; aber er fand sie wohlbehalten und behaglich in ihrem Stall, wo es warm war mit all dem Schnee ringsherum. Er machte sich auf den Rückweg, ging hinaus in das weiße Treiben, folgte dem Seil, das er um sich gewickelt hatte und das in der Weiße verschwand. Nicht einmal der Schatten des Hauses war in dem Sturm zu sehen; und als er sich umdrehte, konnte er auch den Stall nicht erkennen.
    Weiß. Alles war weiß. Er blickte sich in allen Richtungen um, verspürte auf einmal schreckliche Angst vor der schleichenden Gestalt, die vielleicht in dieser Weiße auf ihn zukam, makellos und schnell wie der Nordwind. Er stellte sich vor, plötzlich zwei seltsame Dunkelheiten sehen zu können, die ihn anstarrten und wölfisch schräggestellt waren; eine heraushängende rosa Zunge und sehr, sehr weiße Zähne.
    Er blickte hinter sich und drehte sich dann aufschreckend um, packte hastig das Seil und folgte ihm, schob sich durch eine Wand aus treibendem Schnee, stolperte gegen die vergrabene Veranda und stieg hinauf zur Tür, fand sie zugefroren. In seinem Nacken kribbelte es, aber er wollte sich nicht umblicken. Etwas atmete dort in der Stille des heulenden Windes, aber er wollte sich nicht umdrehen, um es zu sehen. Er klopfte an die Tür und rief nach denen im Haus, unterdrückte seine aufsteigende Panik. Aber die Stille wurde dichter, und er konnte sich kaum noch bewegen vor lauter Kälte in seinen Knochen, als die Tür aufging und Anna und Ilja ihn hineinzogen.
    »Oh, er ist kalt«, sagte Anna, und sie drängten ihn zur Feuerstelle im innersten Raum und setzten ihn dorthin, damit sie ihm die Pelze ausziehen konnten; sie wärmten Decken am Feuer und hüllten ihn dann

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