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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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selten wirklich weiß – war die Welt außerhalb der hölzernen Mauern. Darüber starb die Sonne ihren langsamen äonenlangen Tod mit phantastischem Aufflammen von Strahlungen, die nächtliche Vorhänge dahintreibenden Lichtes über den Himmel zogen; dieser Tod brachte auch Tage aus seltsamem Licht, aprikosen- und lavendel- und orangefarben und auch unheimliche Mischungen feinerer Schattierungen, die den Schnee und das Eis berührten und darüber hinwegflossen, dabei Glanz und Schimmer erzeugend, der seinerseits tausend feine Abstufungen von Licht und Schatten hervorrief. Die Schneemassen brachten zahllose Feinheiten hervor – Nächte, wenn der opale Mond erschreckend tief hing in einem Himmel, der manchmal violett war und manchmal fast blau und nur sehr selten schwarz und mit den altbekannten Sternen bestäubt. Zu solchen Zeiten wurde der Schnee hell und blaß und auch so reglos, ein Hintergrund für die schwarzen borstigen Schatten von Kiefern im Süden, während im Norden sich endlose stille Schneeflächen ausbreiteten. Oder die Blässe wurde noch stärker, im Sturm... wenn die Wolken grau wurden und seltsam und der Wind mit unheimlicher Stimme sang, wenn Schneefall einsetzte für endlose weiße Tage, als hätte die Welt aufgehört zu bestehen und als gäbe es nur noch die Weiße und den Wind.
    Das war der Kampf, der Grund für die hellen Feuer, die hellen Farben, die lauten Feiern, die Abbilder von Blumen und Reben. Andere Städte in der Umgebung waren vielleicht schon untergegangen. Nie kamen Reisende. Aber die Seele Moskvas blieb standhaft, und die Geschäftigkeit, mit der sich die Menschen ihren eigenen Angelegenheiten widmeten, rettete sie, denn sie weigerten sich, aufzublicken oder nach draußen zu schauen, und ihre hellen Farben hielten den Schneemassen stand, und ihre grobe, menschengemachte Schönheit setzte sich durch gegen die schreckliche, wechselhafte Schönheit des Eises.
    Die Tapfersten in ganz Moskva waren diejenigen, die sich zu den Mauern hinauswagen
konnten
, die sich in ihre hellen Felle und ihren Mut kleideten und sich hinauswagten in die gefrorene Ödnis – die Jäger, die Holzarbeiter, diejenigen, die sich aufmachten, die hinausblicken konnten in die kalte weiße Hölle und dabei die Farben in ihren Herzen bewahrten.
    Aber selbst sie wurden manchmal von der Krankheit befallen, die zum Schwund führte und ihren Blick erstarren ließ, hinausgerichtet zum Horizont; denn wenn diese Kälte sie einmal befallen hatte, währte ihr Leben nicht mehr lange. Wölfe streiften außerhalb der Mauern umher, und ernste Gefahren waren dort verborgen, und stets wartete der Tod, aber der weiße Tod war ein innerer und stiller und die schlimmste Art des Todes.
    Andreij Gorodin trug keine Furcht in sich. Der Winter raubte ihm nicht den Mut, und wenn der Schnee kam und die Felle der Füchse und Hermeline ganz weiß wurden, war er einer der wenigen, die auch weiterhin hinausgingen, er und sein Scheckenpony, ein zotteliges Tier mit einem Fell, so farbenfroh wie die Malereien der Stadt, das die eisige Welt durch eine Matte aus gelber Mähne und Stirnlocke betrachtete, die alle Welt mit der Frage konfrontierte, ob ein Pferd darin steckte oder nicht. Wie Andreij war auch das Pony furchtlos, immun gegen die Schrecken, die andere Tiere des Menschen ergriffen, Schrecken, die ihre Rippen ausmergelten und ihre Augen starr machten, so daß sie letztlich dem Siechtum verfielen und starben. Nicht jedoch Umnik, das mit sicherem Schritt über den Schnee trabte und die Welt mit einem nur selten gesehenen und mißtrauischen Blick betrachtete.
    Sein Herr, Andreij Wasiljewitsch Gorodin, ritt auf der Heimkehr nach der guten Jagd eines Tages in Luchsfell gehüllt, mit Gürteln und Stiefeln aus hell besticktem Leder; und um sein Gesicht war ein geblümter Lederschal gewickelt, den Anna Iwanowna für ihn gemacht hatte (die auch andere schöne, glänzende Geschenke für ihn machte und sie in einer geschnitzten Truhe unter ihrem Bett verwahrte. Sie würde im nächsten Frühjahr seine Braut sein, wenn der Frühling kam und die Hochzeiten mit Glück bedacht waren). Eine Stange mit steifgefrorenen Hasen hing an seinem Sattel. Sein Bogen, an dem bunte Quasten flatterten, hing über seinem Rücken; und aus seinen Fallen hatte er einen Schneefuchs geholt, den er Anna geben wollte, damit sie einen Umhang mit ihm verbrämen konnte. Er pfiff, während er einherritt, und Umniks Atem puffte fröhlich in die stille Luft, und das Knirschen der Hufe

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