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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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verhängnisvolle Auffassungsgabe zeigten, als sie in den Himmel starrten... Neugier und Offenheit.
    »Dort«, sagte Ilja und zupfte an Umniks langer Mähne, sprach nur mit Flüsterstimme, streckte den Bogen wie einen Stab zum nördlichen Himmel aus. »Wir werden ihn jagen, wir beide; wir werden es wenigstens versuchen, nicht wahr?« Und er öffnete das Tor, schwang sich auf Umniks bloßen Rücken, und das ungezäumte Pferd setzte sich in Bewegung, die Augen so starr blickend wie die Iljas, durch den zertrampelten Schnee die Straßen hinab und vorbei an Häusern ohne Augen, mit geschlossenen Fensterläden.
    Und die Wölfe flohen wie der Wind, der über die Dächer und ihre Vorsprünge fegte und seines Weges zog, dabei ein Tor streifte, das dumpf hin und her schlug.
    »Nein!« schrie Andreij, aber er war in seinem Traum befangen. Er zerrte an den Knoten, aber sie waren fest und alle Kraft hatte ihn verlassen, seine Seele war mit den Winden entflohen, dorthin, wo er die ganze Stadt unter sich ausgebreitet sehen konnte, ganz Moskva, wie es sein Bündel Flüsse umfaßte, gefroren und aufgebrochen und wieder zu gefroren bis fast auf den Grund. Durch einen Staubschleier treibenden Schnees hindurch sah er die Tore, sah das Haus des alten Pjotr und des jungen Fjedor fest zugeschlossen und mit gelöschten Lichtern. Dort blieb Umnik stehen, und Ilja sprang herab, entriegelte die Tore und zog einen Flügel auf in dem hinderlichen Schnee, bis genug Platz war, damit Pony und Reiter hindurchkonnten. Er kletterte wieder auf Umniks bloßen Rücken, und Umnik schüttelte den zottigen Kopf und trabte davon in dem Pfeifen des treibenden Schnees und der Herrlichkeit der Lichter im Norden. »Komm zurück!« jammerte Andreij, aber er sprach mit der Stimme des Windes, und der Wind trug ihn machtlos mit sich... Er glitt über die Schneefläche, als sei seine Seele ein flitzender Vogel, der vor Pferd und Reiter dahinjagte und dann wieder klein wurde, als der Wind ihn nach oben fegte. Die Wölfe liefen daneben einher, eine bleiche Bewegung auf bleichem Schnee... »Da sind sie!« wollte er rufen. »Ilja, da sind sie!«
    Aber Ilja war kein Jäger, der etwas vom Bogen verstand, hatte ihn nie auch nur gespannt. Andreij schwebte näher heran, empfand Schrecken im Herzen, und sah Iljas Gesicht, das Ebenbild Annas, sah blondes Haar im Wind wehen, von Schnee bestäubt, sah seine Hände... Iljas zierliche Hände, die sein Leben und seinen Lebensunterhalt bedeuteten, trotz der Kälte ohne Handschuhe. Und Iljas Blick schweifte ungeachtet der Wölfe über den Horizont und den Himmel, über den die Lichtvorhänge strömten und den Schnee berührten.
    Ilja ritt nach Norden, immer weiter, während die Lichter sich stets von neuem zum Horizont zurückzogen und die Wölfe neben ihm über die Verwehungen schnürten und auf ihren Zeitpunkt warteten. Und der Bogen entglitt schließlich seiner erstarrten Hand und blieb im Schnee liegen, und er schien es überhaupt nicht zu bemerken. Der Köcher rutschte hinterher. »Es hat ihn gepackt«, dachte Andreij, und das Zerren wurde in ihm selbst immer schwächer, wie Eis, das dahinschmilzt. Der Schmerz kehrte zurück. Er träumte, hilflos jetzt und verwundet, sah Ilja von Umniks Rücken gleiten, sah seine nackte Hand das zottige Scheckenfell liebkosen wie zum Abschied, aber als Ilja dann allein weiterging, folgte Umnik ihm. »Oh, geh mit ihm!« wünschte sich Andreij von dem Tier, das ein Teil von ihm war, wie Ilja fast schon nicht mehr. »Erlaube ihm nicht, allein dort hinauszugehen!« Und Umnik warf den Kopf hin und her, als habe er es noch tatsächlich gehört, und folgte Ilja geduldig und geräuschlos durch den Pulverschnee und die Herrlichkeit der Lichter, die am Himmel ihre Spiele trieben. Der Schrecken begleitete sie seitlich, vierfüßig und mit hängenden Zungen, mit sonnenerfüllten Augen, die schräg in der Nacht glitzerten, heraus aus weißen dreieckigen Gesichtern mit Zähnen wie Scherben klaren Eises. Umnik schüttelte den Kopf und blies einen frostigen Atem hervor, und auch seine Augen nahmen langsam diese Fremdheit an, das leuchtende Schimmern einer Sonne, als sei er nicht länger dem Menschen zugehörig; und ein unvermuteter Feind trottete jetzt hinter Ilja her.
    »Ah«, dachte Andreij, »ich möchte gern sein Gesicht sehen.« Und versuchte in seinem Traum, ihn zu überholen, vor ihn hinzutreten und ihn zu warnen, es ihm zu sagen, herauszufinden, ob dieselbe Verwandlung auch von ihm Besitz

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