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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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im engen Einstiegsraum, an dessen äußerem Ende die große, nach außen führende Luke fest und sicher verschlossen war. Sie hatten dort auch eine Dusche, und Sarah und Poll durften sie als erste benutzen. Sie sahen glücklicher aus, als sie herauskamen, während Johnny sich noch von den letzten Teilen seiner Ausrüstung befreite, sich ein Handtuch schnappte und dann mit Sam in die Dusche begab. Sie heulten auf unter der Temperatur, die die Frauen dort zurückgelassen hatten und die auf ihre ausgekühlten Körper siedend heiß wirkte. Sam regelte sie nach unten, und sie seiften sich ein und spülten sich ab und kamen wieder heraus, während sie sich trockenrieben.
    Die Frauen waren bereits angezogen und warteten. »Wo ist Jino jetzt hingegangen?« fragte Sam. Die Frauen zuckten die Achseln.
    »Wir müssen vorsichtig mit ihm sein«, meinte Sarah. »Ich glaube, wir haben seine Gefühle verletzt.«
    »Ah«, sagte Johnny, genau die Reaktion, die das verdiente. Er griff nach seinen Kleidungsstücken und zog sich an, und Sam folgte seinem Beispiel, während die Frauen warteten.
    »Runter geht's«, sang Sarah anschließend und hängte sich bei ihm ein, hakte Sam mit der Linken unter und lachte. Er packte Polly, und sie schlängelten sich hinaus und den Gang hinunter, lachten aus bloßem Vergnügen daran, hier an dieser mit Teppichen ausgestatteten, vornehmen Stelle des Turms mit den ruhigen, teuren Wohnungen der Einwohner. Sie benutzten den Dienstaufzug, ihr Privileg – was günstiger war, denn
dieser
Aufzug hielt nur selten und diesmal gar nicht, sondern schoß mit ihnen abwärts, während sie an den Wänden lehnten und sich gegenseitig erwartungsfroh angrinsten.
    »Wurm«, schlug Sarah vor, ein bevorzugtes Stammlokal. »Säule«, sagte Poll.
    »Geht ihr euren Weg, wir unseren.«
»In Ordnung«, sagte Sam, und es war auch gut so: Sam und Sarah hatten etwas miteinander; er und Poll ebenfalls, und er dachte bereits mit Wärme daran... daran und an das Abendessen, was beides im Moment ihm gleichermaßen begehrenswert schien. Der Aufzug hielt abrupt auf der zweiten Ebene an, und die Tür ging auf, ließ sie hinaus in den engen Irrgarten fensterloser Windungen von Treppen und Durchgängen, Granit, aus dem Wasser sickerte, herausgequetscht aus dem Gestein durch die gewaltige Masse über ihnen.
    Und Musik – Musik wurde hier fortwährend gespielt und erzeugte verrückte Echos in den tiefen Steinkatakomben. Auch eine andere Art von Musik war zu hören, die der Leitungen von den Flüssen herauf, und diese sangen leise, wenn man die Hand darauf legte, durch die Kraft des Wassers, das darin auf- und abstieg. Energieleitungen waren zu sehen, isoliert und farbig bemalt; es gab Bereiche, abgegrenzt durch gelbe Schilder mit den Aufschriften GE-FAHR und KEIN ZUTRITT, unterirdische Mysterien, wo die Aufgabenbereiche der Tiefenarbeiter lagen, nicht für die Liner und schon gar nicht für die Einwohner des hohen Turms mit ihren zarten Händen, die sich auf der Suche nach Nervenkitzeln hier unters Volk mischten.
    »Gehen wir meinen Weg?« fragte Sarah Sam, und sie marschierten davon, die Treppe zum nächsten Stockwerk hinunter, zu dem altertümlichen Wurm; Johnny jedoch drückte Poll an sich und nahm den Korridor, der sich an einer der Wasserleitungen entlangschlängelte und zum Kern der zweiten Ebene führte; die Säule war bis hin zu ihrem Dekor etwas für Liner, das aus alter Ausrüstung bestand und hingekritzelten Unterschriften. Sie gingen hinein durch einen Torbogen, der nur durch lautere Musik von anderen zu unterscheiden war – man mußte schon wissen, wo man war hier unten auf dem Grund, oder einen Führer haben und dafür bezahlen; und keine Einwohner von oben wurden zur Säule oder zum Wurm geführt, nicht ums Leben der Führer. Johnny fand seinen Lieblingstisch neben dem großen Träger, der dem Lokal seinen Namen gab, um den herum die Tische in Schlangenlinien standen, eine Rundumbiegung, die Privatsphäre gewährte, und innerhalb des pochenden Herzschlages der Musik auch Ruhe und Wärme nach den heulenden Winden.
    Er und Poll bestellten das Abendessen bei dem Jungen, der hier servierte; einen kleinen »Kleinen«, sagte er und maß eine Spanne mit den Fingern – ein Glas Tee, denn morgen ging es wieder hinaus an die Seile und Trossen, und dabei konnten sie keine dicken Köpfe gebrauchen.
    Sie hatten natürlich noch weitere Vergnügungen im Sinn, denn in der Säule wurde mehr geboten als nur diese verräucherte,

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