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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ein Reiter darauf, links von dem Jungen.
    »Mahin!« rief der Junge, gab ihm einen Namen. Drei Bögen verschossen jetzt ihre Pfeile, und doch wichen sie trotz allem zurück, und die Metallkante kämpfte sich wieder voran.
    Und stellte ihren Vormarsch ein, denn jetzt tauchte ein Drachen nach dem anderen auf, ein zischender Donner. Er sah sie und stieß einen schrillen Kriegsschrei hervor, gab den Befehl zum Angriff, und es gesellten sich noch weitere Reiter zu ihnen, während Drachenkörper vorwärtsbrandeten und Ta'ins Kraft zwischen seinen Beinen wogte. Aus dem Pfeilhagel wurde ein Sturm. Die Metallkante zog sich zurück, und zum Schluß begann auch das Schiff an einem jetzt blauen Himmel zu zittern, und es stürzte herab, wurde zu grauen Federn, verstreute diese und starb.
    Er blickte sich um, betrachtete das helle vertraute Land, die Krieger mit den scharfen Augen, die sich zu ihm gesellt hatten, Männer und Frauen, den tapferen Jungen, der sein einstmals verlorener Sohn war. Stolz schwoll in ihm.
    »Dein Traum«, sagte sein Sohn mit vor Liebe brennenden Augen, »ist der beste von allen.«
    »Lassen Sie mich hinein!« forderte Ginar. Er hatte bis zu den eisernen Toren einen weiten Weg zurückgelegt, und seine Körpermasse machte das Gehen schwer. Seit zwei Tagen war Belat nicht mehr aufgetaucht. Es war eine verzweifelte Tat, die Brücke ungebeten zu überqueren und sich in die Katakomben zu wagen – beinahe verlassen jetzt, aber er hatte vom Hügel am Hafen aus die Bewegungen gesehen, den Strom von Bauern in Richtungen, in die sie sich vorher nicht getraut hätten, die allmähliche Abwanderung aus den Randbereichen der Stadt, das lange Schweigen... und Ginar, der ein Traumsüchtiger war, konnte die Ungewißheit nicht länger ertragen. »Lassen Sie mich hinein!« bat er den Wächter, der nicht
aussah
wie einer der legendären Wächter, sondern mehr wie ein Bauer. Ginar hoffte noch auf wenigstens das Band, darauf, es in seinen Besitz zu bringen, den Traum zu genießen, nach dem ihn mit fiebriger Begierde verlangte.
    Der Wächter gewährte ihm Eintritt. Keuchend legte er den langen Weg durch das Ruinenfeld zurück, wo Bauern mit gelassenem Blick herumsaßen. Ging unterbrochen von langen schmerzhaften Pausen zu den inneren Toren und fand sie offen; machte sich an den Anstieg über den Weg der Tausend Stufen, für den er – schwitzend und keuchend – sehr lange brauchte. Seine Sucht trieb ihn jedoch weiter, keineswegs irgendein rationaler Impuls. Belat hatte es ihm versprochen – hatte ihm den einzigartigsten aller Träume versprochen. Er hatte ihn sich schon ausgemalt, ihn genossen, ihn sich mit einer Begierde ersehnt, die jede Vernunft verzehrte... um diesen größten Traum zu erlangen... einen solchen Tod zu erfahren und zu leben...
    Schließlich und endlich erreichte er die Türen, die angelehnt waren, wo Bauern entlang der Korridore saßen... er stolperte zwischen ihren Körpern einher, schob und drängte sich in zunehmender Dunkelheit weiter, denn die Lampen leuchteten matter als sonst. Schließlich betrat er die Lotoshalle, wo Bauern zwischen den Herren der Träume saßen, wo ein Junge auf einem Blumenthron saß.
    Und eine Müdigkeit befiel seine Glieder, so daß er sie nicht mehr bewegen konnte, denn es war Nacht, und der Traum war stark. Er sank zu Boden, sich seines mächtigen Körpers nicht mehr bewußt, vergaß solche Begierden, vergaß die Vergnügungen, die zu finden er gekommen war.
    Er nahm im Ratsring zwischen den Zelten Platz und lächelte, während die Drachen außerhalb des Lagers stampften und schlurften und der Wind draußen im Gras flüsterte, und die drei Monde waren jung.

Der Highliner
    (NEW YORK)
     
    Die Stadt stieg nach oben, ein einzelner Turm, der auf die Wolken zielte, konkav gekrümmt von der riesigen Basis bis zum nadelspitzen Gipfel. Sie hatte im Verlauf ihrer Geschichte viele Phasen durchlaufen. Kriege waren gekommen und gegangen. Wenn zerstört, war sie auf den Ruinen neu errichtet worden, hartnäckig immer weiter nach oben, als sei dies die einzige Richtung, die sie kannte. Wie es ursprünglich zu dieser Bauweise gekommen war, wußte niemand mehr, sondern man wußte nur, daß sie wuchs, und im Alter der Sonne, als die Tage der Erde seltsam wurden, wuchs sie in ihre letzte Verrücktheit hinein, wurde zu einem Berg mit Fenstern, einem Turm, einem Babel des Jüngsten Tages, das in den düsteren Himmel ragte. Ihre Ausdehnung war an der Basis gewaltig, und sie zerbröckelte ständig

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