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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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angeordnet und würde diese auch nicht für seine persönlichen Bedürfnisse brechen. Auch wenn es ihm wehtat.
    Seine Besatzung war zum Teil verheiratet und hatte Kinder, wenn das keine Nachricht an die Familie rechtfertigte, dann tat es seine Freundin, mit der er erst seit wenigen Tagen zusammen war, erst recht nicht.
    Er schwang seine Beine aus dem Bett, stand auf und ging zu seinem Schrank, um eine Uniform herauszuholen. Dass er das letzte Mal eine Uniform getragen hatte war Jahre her, aber sie befanden sich in einer Krisensituation und nach seiner Erfahrung reagierte militärisches Personal in Krisensituationen besser, wenn ihr kommandierender Offizier eine Uniform trug und seine Kommandos nicht in Jeans und T-Shirt gab.
    Sorgfältig kontrollierte er, dass jeder Knopf in der korrekten Weise geöffnet oder geschlossen war, dass seine Orden in der perfekten Höhe waren und dass jede Bügelfalte perfekt saß – alles streng nach dem Offiziershandbuch. Eine Mühe, die er sich nicht jeden Tag machen würde, aber am ersten Morgen in ihrer neuen Situation sollte alles perfekt sein. Er musste Zuversicht ausstrahlen.
    Und er hasste es.
    Aber das würde er sich nicht anmerken lassen.
    Als er sichergestellt hatte, dass alles an ihm dem Handbuch entsprach, machte er sich auf den Weg zur Brücke. Kein Umweg über sein Büro, kein Umweg, um die Fortschritte der Reparatur- und Bergungsarbeiten zu begutachten, direkt zur Brücke.
    Er trat durch die Tür als Liora ihre letzten Anweisungen gab. Er ließ sie zu Ende reden, dann trat er neben sie.
    „Lieutenant Saros.“
    Sie drehte sich zu ihm um und salutierte, sie hatten die Ablösung am Tag zuvor durchgesprochen und geplant, um einen absolut ordnungsgemäßen Ablauf zu garantieren – vor allem aber, um sicherzustellen, dass keiner von ihnen in den lockeren Umgangston der letzten Tage zurückfiel.
    „Kapitän Kasrer.“
    Jetzt salutierte er auch und sie beide ließen den Salut für zwei Sekunden in der Luft hängen, bevor sie ihn synchron beendeten.
    „Ich bin hier um Sie abzulösen.“
    „Jawohl, Kapitän. Hiermit überstelle ich Ihnen das Kommando über die Brücke. “
    „Danke, Lieutenant. Weggetreten!“
    Liora salutierte noch einmal kurz und verließ dann die Brücke, um sich wieder ihren Aufgaben als neue Leitung der Schiffssicherheit zu kümmern.
    Zetoras drehte sich wieder in Richtung der Brücke und stellte sich an den großen Holoprojektor.
    „Weitermachen!“
    Er rief das Logbuch auf, um zu prüfen, ob es irgendwelche besonderen Ereignisse während seiner Abwesenheit gegeben hatte, aber außer den Fortschritten bei der Bergung der Toten, der Freilegung des Reaktors und dem Anschluss der Primärbatterie waren keine weiteren Eintragungen vorgenommen worden. Das alles war nichts überraschendes, sondern entsprach in etwa dem, was er erwartet hatte.
    Mit der Primärbatterie waren sie etwas schneller gewesen als er gedacht hätte, aber nur um eine Stunde.
     
     
    Überrascht sah er den Kapitän an als dieser an ihm vorbeilief. Er steckte in seiner Uniform. Aber nicht nur das, die Uniform war auch noch in einem Zustand wie aus dem Lehrbuch.
    Was macht er hier? Sein Büro ist in der anderen Richtung.
    Normalerweise würde der Kapitän als erstes in sein Büro gehen und Papierkram erledigen, bevor er sich auf die Brücke, oder überhaupt irgendwohin, begab. Der bisher so berechenbare Kapitän wurde seit seiner Sabotage immer unberechenbarer. Schon als das Schiff das Dock verlassen hatte, war dem Saboteur klar gewesen, dass an Kapitän Kasrer mehr dran war, als dieser es sich bisher hat anmerken lassen, aber diese Abweichung von der Routine überraschte ihn dennoch – und machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Er war auf dem Weg zu seinem Büro gewesen, um ihn zu erschießen, aber auf der Brücke oder hier im Gang ging das nicht. Die Gefahr war zu groß, dass es Zeugen gab oder, noch schlimmer, dass die Kameras ihn aufzeichnen würden.
    Im Gang hätte er sie leicht sabotieren können, wenn er geahnt hätte, dass der Kapitän diesen Weg nehmen würde, aber die Kameras auf der Brücke waren etwas ganz Anderes.
    Er war bisher davon ausgegangen, sich auf die strikte Einhaltung der Routinen Kasrers verlassen zu können, das war jetzt offenbar nicht mehr der Fall. Diese Änderung bedeutete, dass er einen neuen Plan brauchte, um den Kapitän zu beseitigen – und zwar schnell.
     
     
    Hasenburg – Rateri II
     
    Die Auswertung der Daten, die sie von den Computern in

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