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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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erschien ein Bild von Husegans Büro, es war leer.
    Erleichtert steckte sie die Pistole und das Messer wieder weg und öffnete den Zugang zum Büro. Bislang waren Husegans Informationen korrekt gewesen und es schien kein Alarm ausgelöst worden zu sein. Aber davon ließ sie sich in ihrer Wachsamkeit nicht beirren. Ein einziger Moment der Unaufmerksamkeit konnte über Leben und Tod entscheiden – sie bevorzugte es zu leben.
    Ihr erstes Ziel war Husegans Computer. Sie nutzte ihn, um ihr Tablet mit dem Sicherheitssystem des Gebäudes zu verbinden und von dort wurden dann gefilterte Daten an ihre Implantate weitergeleitet. Eine direkte Verbindung würde ihr mehr und schnelleren Zugriff auf die Systeme des Gebäudes gewähren, aber es würde sie umgekehrt auch angreifbarer machen.
    Als sie damit fertig war, überspielte sie den gleichen Wurm, den sie auch in Matursis Systeme geschmuggelt hatte. Zusätzlich installierte sie einen Virus, der sämtliche Daten löschen würde, wenn sie das korrekte Signal übermittelte oder ihr Herz stehen blieb. Phlin würde sie dafür umbringen, aber da sie in dem Fall eh bereits tot war, kam es darauf nicht mehr an.
    Ihr nächstes Ziel, die Forschungsabteilung, befand sich fünf Stockwerke tiefer im einhundertfünfzehnten Stock. Sie ließ ihre Tasche in Husegans Büro unter seinem Schreibtisch und machte sich auf den Weg. Unterwegs nutzte sie die Verbindung mit dem Computersystem, um die Dateien nach Hinweisen auf Husegans Pläne zu durchsuchen. Sie bezweifelte, dass er kompromittierende Informationen auf dem Computer hatte, aber es schadete nicht, nach ihnen zu suchen. Alles was sie fand, musste sie nicht mehr mühsam im Verhör erlangen.
    Sie ließ sich den Grundriss des Gebäudes, den sie von Husegans Computer kopiert hatte, vor ihren Augen anzeigen und ging zum Treppenhaus. Sprungtore gab es im Gebäude nicht und die Fahrstühle waren ihr zu beengt. Wenn jemand zu lange derart nah bei ihr stand, bestand die Gefahr, dass er bemerkte, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das würde entweder zu einem Alarm führen oder dazu, dass sie jemanden töten müsste. Mit dem Töten selbst hatte sie zwar kein Problem, aber die Leiche zu verstecken könnte ein Problem werden. Also lief sie die fünf Stockwerke zu Fuß.
    Im hundertfünfzehnten Stock angekommen, folgte sie einem schmalen Gang, bis sie an eine Dekontaminationsstation gelangte. Das war die einzige Stelle auf ihrem Weg, an der sie ernsthaft Gefahr lief, jemandem für längere Zeit gegenüber zu stehen. Also überprüfte sie die Kameras auf allen Seiten des Gangs, um sicher zu gehen, dass sich zumindest niemand direkt auf dem Weg befand und trat in die Schleuse.
    Dort wurde sie von Kopf bis Fuß mit einem dünnen Schaum besprüht und musste warten, bis dieser sich komplett aufgelöst hatte. Der fünfminütige Prozess kam ihr wie eine Ewigkeit vor, aber niemand war in die Nähe der Schleuse gekommen. Sie hatte Glück gehabt.
    Ihr Glück verflog jedoch als sie an einer Labortür vorbeiging und ein großer, dürrer, glatzköpfiger Mann herauskam. Er sah sie verwirrt an und versuchte offensichtlich sie zuzuordnen – ohne Erfolg. Schnell verglich sie sein Gesicht mit den Personalakten.
    „Guten Abend Dr. Kores. Schön sie zu sehen.“, sie streckte ihm ihre Hand entgegen und er ergriff sie, „Dr. Erina Wuro. Ich habe heute angefangen.“
    Die Verwirrung auf seinem Gesicht war verflogen.
    „Hallo Doktor. Woran forschen Sie denn?“
    „Plasmatechnologie. Ich entwickle eine Möglichkeit, die Energieeffizienz auf über einhundert Prozent zu steigern mithilfe von…“, sie wollte zu einer langen Erklärung ansetzen, die sie sich zurechtgelegt hatte, aber Dr. Kores unterbrach sie.
    „Ich würde mir ihre Ideen gerne anhören, aber ich muss dringend zur Toilette.“
    „Dann will ich sie nicht aufhalten. Wir können uns ja morgen früh zusammensetzen um Ideen auszutauschen.“
    „Sehr gerne.“, hastig ging er an ihr vorbei in Richtung der Toiletten.
    Als er durch die Toilettentür trat entspannte Ranai sich wieder. Zwar hätte sie es bevorzugt niemandem zu begegnen, aber was sich soeben abgespielt hatte, war ihr Idealszenario im Falle eines Kontakts gewesen. Selbst wenn er morgen nachfragte und ihre Beschreibung weitergab, würde die Perücke und die durch ihre Implantate veränderte Hautfarbe die Beschreibung wertlos machen.
    Der restliche Weg zum Zentralrechner der Forschungsabteilung verlief ohne weiteren Zwischenfall. Sie nutzte den

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