Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Sie bringen meines Erachtens alles mit, was man dafür braucht – im Gegensatz zu so manch anderem, der versucht, diesen Job zu machen.«
    Gardikov runzelte die Stirn. Sie hatte ihr Haar zu einer strengen Knotenfrisur nach hinten gebunden, was in erster Linie praktische Gründe hatte, ihrem Gesicht darüber hinaus aber auch einen energischen Zug gab.
    Sie war ein wenig verwirrt. Nicht über Jennings Einschätzung ihrer Fähigkeiten. Das war nur eine Wiederholung früherer Statements, in denen er ihr im Grunde dasselbe, nur anders formuliert, gesagt hatte.
    Verwirrt war sie über den letzten Halbsatz des Arztes.
    Im ersten Moment hatte sie gedacht, dass er über Kollegen sprach, die nicht die nötigen Voraussetzungen für den Job eines Schiffsarztes mitbrachten, wobei man bedenken musste, dass das Star Corps angesichts seiner andauernden Vergrößerung in Verbindung mit den furchtbaren Verlusten, die es in letzter Zeit zu beklagen gab, nicht gerade wählerisch bei der Auswahl seiner Mediziner sein konnte.
    »Man bekommt doch schon eine Chance, wenn einem nur der weiße Kittel passt!«, hatte Jennings bei anderer Gelegenheit gesagt. Kollegenschelte gehörte zu Jennings' Lieblingsdisziplinen.
    Aber diesmal hatte Simone Gardikov den Eindruck, dass er etwas ganz anderes meinte.
    In den letzen zwei Jahren hatte sie den Schiffsarzt der STERNENFAUST durch die tägliche Arbeit gut genug kennen gelernt, um das beurteilen zu können.
    Er spricht über sich selbst! erkannte sie. Dieser Mann ist tatsächlich am Ende!
    Jennings schloss für einen Moment die Augen und Gardikov erkannte, dass dies nicht nur das äußere Signal einer kurzfristigen Erschöpfung war, wie man sie immer wieder unter harten Einsatzbedingungen beobachten konnte. Dies war mehr.
    Burn Out Syndrom oder etwas Verwandtes!
    Miles Jennings öffnete die Augen. Mit dem ersten Blick erriet er ihre Gedanken. »Keine Sorge, ich halte schon durch, Gardikov«, versicherte er ihr.
    »Ich … also …«
    Sie stammelte nur etwas Sinnloses vor sich hin, so perplex war sie.
    »Ich bin kein Christophorer – aber ich habe Psychologie im Nebenfach studiert und das führt manchmal zu ähnlichen Resultaten.« Sein Gesicht wurde ernst. Eine tiefe Furche erschien auf seiner Stirn. »Wissen Sie, manchmal kommt man an einen Punkt im Leben, an dem man sich fragen muss, ob es wirklich so weitergehen soll, oder ob es nicht möglich ist, noch mal eine ganz andere Richtung einzuschlagen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich denke schon. Aber wenn Sie jetzt über mich und ein mögliches Medizinstudium sprechen, dann …«
    »Ich spreche über Sie, Gardikov. Das ist schon richtig.
    Aber ich könnte das genauso gut auf mich beziehen. Ich mache diesen Job ja nun schon zwei Jahre und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es wirklich das ist, was ich für den Rest meines Lebens tun will – Menschen, die in Schlachten zerschossen wurden, wieder so gut es geht zusammenflicken, nur damit sie möglichst schnell ihren Posten wiederbesetzen … Ich weiß, dass das in diesem Augenblick und vor allem in Anbetracht der Lage, in der sich die Solare Menschheit derzeit befindet, furchtbar klingen muss. Aber ich denke schon sehr viel länger über diese Dinge nach. Manchmal sind diese Gedanken geradezu übermächtig, manchmal schwingen sie nur im Hintergrund mit. Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was ich meine.«
    »Doch, das tue ich.«
    Eine Pause folgte. »Ich denke immer öfter darüber nach, ob ich nicht den Dienst im Star Corps quittieren und einen ganz anderen Weg einschlagen sollte.«
    Gardikov hob die Augenbrauen. »Und woran haben Sie da gedacht?«
    »Daran, in die Forschung zu gehen. Es gibt keinen Lehrstuhl für Exomedizin. Nicht einmal an der Brüderschule der Christophorer übrigens! Aber je weiter hinaus in den Kosmos die Kontakte der Menschheit reichen, desto notwendiger wäre das.« Er lächelte matt. »Vielleicht ergibt es sich ja mal, dass ich so etwas ins Leben rufe.« Ein Pfeifton zeigte an, dass mit einem der Patienten etwas nicht in Ordnung war. Per Fernbedienung ließ sich Jennings sofort die Werte auf dem Display seines Kommunikators anzeigen. »Es ist Braddock.«
    Eiligen Schrittes ging er los. Gardikov folgte ihm.
    Der Kriegsalltag hatte sie wieder.
    »Denken Sie darüber nach, was ich über Sie gesagt habe, Gardikov.«
    »Ich war schon in der Schule nicht besonders gut und das Lernen hat mir nie wirklich Spaß gemacht.«
    »Weil es vielleicht um Dinge ging, die sie nicht so

Weitere Kostenlose Bücher