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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Empire, Rußland und China begann, zog die Fernost-Abteilung des Außenministeriums immer wieder die besten und intelligentesten Männer an – und die exzentrischsten: Männer, die den bestmöglichen Abschluß in Oxford oder Cambridge geschafft hatten und sich benahmen, als schreibe man immer noch das Jahr 1897.
    »Sie sind ein verdammt cleveres Kerlchen, Milton. Verdammt clever. Natürlich haben Sie Chans Telefon abhören lassen und seine Akten kopiert?«
    Cuthbert sog den Rauch des guten türkischen Tabaks ein und wandte den Blick ab. »Offenbar nicht clever genug.« Caxton Smith hob die Augenbrauen.
    Mit der freien Hand kniff Cuthbert sich in den Nasenrücken.
    »Ich verfolge oder beschatte Xian jetzt schon mehr als die Hälfte meiner Karriere. Ich lasse seine Telefone abhören und ihn rund um die Uhr mit elektronischen Hilfsmitteln überwachen. Ich war davon überzeugt, daß der General nicht einmal eine Frühlingsrolle essen könnte, ohne daß ich es wüßte. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was er diesmal wieder im Schilde führt.«
    »Sie sind fest davon überzeugt, daß er diese Morde angeordnet hat?«
    Cuthbert ließ die Hand sinken. »Nein, das bin ich nicht. Zuerst habe ich gedacht, daß er deswegen so interessiert an Chans Ermittlungen ist. Dann habe ich mir meine Gedanken gemacht. Was macht es schon aus, wenn man herausfindet, daß er es gewesen ist? Ihn wird niemand anklagen. Also warum sein Interesse an dem Fall? Der Alte ist ganz hektisch deswegen. Ich folge nur meinem Instinkt, wenn ich versuche, die Ermittlungen zu unterbinden, denn nach dreißig Jahren in der Diplomatie wittere ich einen Skandal hundert Meter gegen den Wind, und die Sache hier ist was Großes, egal, was dahintersteckt. In der Diplomatie, Caxton, ist ein Skandal schlimmer als ein Massenmord. Nur ein Wort in der Presse von dem, was Xian wirklich in Hongkong macht, und es gibt einen Riesenkrach. Können Sie sich das vorstellen, zehn Wochen vor der Übergabe? «
    »Tja, das würde uns ganz schön in die Bredouille bringen. Dürfte ich übrigens – ganz unter uns natürlich – fragen, was Xian tatsächlich in Hongkong macht? Die Frage wollte ich Ihnen schon immer mal stellen.«
    Cuthbert betrachtete das Ende seiner Zigarette. »Ganz im Vertrauen, Caxton: Er übernimmt Hongkong, egal, ob das den anderen paßt oder nicht, und der Westen kann sich seine Demokratie sonstwohin stecken. Das ist eine sehr grobe Übersetzung des entsprechenden Ausdrucks in Mandarin.« Er hob die Zigarette zu den Lippen und inhalierte nachdenklich. »Ich könnte Ihnen nicht sagen, zu welchem Zeitpunkt genau ich mein Interesse an General Xian entdeckt habe. Mein Auftrag war China, und zwar unter besonderer Berücksichtigung von Hongkong. Anfangs habe ich nur ein Auge auf Peking gehabt und alle Depeschen gelesen. Dann begann alles auseinanderzufallen. Auf chinesische Weise. Das heißt, man hätte überhaupt nicht gemerkt, daß alles auseinanderfiel, wenn nicht die China-Experten subtilste Signale wahrgenommen hätten. Ganz allmählich verlor Peking an Einfluß; andere Machtzentren entstanden im Lande, die Leute fingen an, von einer Rückkehr zum alten Warlord-System zu sprechen. Xian ist ein extrem verschwiegener Mann. Als klar wurde, daß er zu den Drahtziehern gehört, hatte er bereits den größten Teil von Südchina unter Kontrolle. Natürlich nicht offiziell, aber er ist der faktische Herrscher. Alle leitenden Kader unterstehen ihm, und im Falle eines Kampfes würden seine Truppen ihn gegen Peking unterstützen. Deshalb läßt Peking ihm seine Ruhe. Als ich das merkte, war es nicht mehr meine Aufgabe, mich mit China zu befassen, sondern mit ihm.«

SIEBEN
    Als Chan am selben Abend der Anweisung Tsuis folgte, zu ihm zu kommen, und die U-Bahn-Station Central verließ, hatte sich der Taifun Alan hundertfünfzig Kilometer näher herangeschlängelt. Es wehte eine frischere Brise, und die meteorologische Station hatte Taifun-Warnung Stufe drei ausgegeben. Es war schon nach elf Uhr abends, aber Arbeiter brachten Holzplanken an den Läden entlang der Queen’s Road an, um die Glasfenster zu schützen. Blumentöpfe, bewegliche Werbeschilder, alles, was einem Windstoß, der mit hundertfünfzig Stundenkilometer Geschwindigkeit daherkam, nicht widerstehen konnte, war bereits von den Straßen verschwunden.
    Chan ging den Hang unter der Hong Kong Bank hindurch, überquerte die Straße, stieg die Treppe neben dem kleinen Postamt zum Polizeikasino hinauf, wo Tsui

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