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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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seinen Vorgesetzten verwundert an.
    »Chief …«
    »War nur so eine Ahnung.« Chan wich Astons Blick aus.
    »Gehen Sie zurück ins Revier und füllen Sie die Formulare aus. Ich überlasse erst mal Ihnen die Sache. Ich komme ein bißchen später nach.« Er sah dem jungen Engländer dabei zu, wie er Anweisungen gab. Schon Minuten später befand er sich allein mit der Kreidelinie auf dem Platz: Der Tod war hier gewesen. Die Uniformierten auf der anderen Seite des Zauns warteten auf Instruktionen.
    »Sie können den Platz wieder freigeben, sobald das Blut hier aufgewischt ist.«
    Er erhob sich und ließ sich von den Menschenmengen die Anchor Street entlangschieben. Er achtete darauf, daß ihm niemand auf den Fersen war, und folgte verschlungenen Pfaden zu dem Computerladen mit den zwei Eingängen. Als er ihn durchquert hatte, ging er mit schnellen Schritten zu dem Metalltor der Garage und machte sich durch das geheime Klopfzeichen bemerkbar.
    »Ich bin sehr wütend auf Sie«, sagte Chan, als er drin war.
    Wheelchair Lee wandte den Blick ab. Chan ging zu ihm, legte beide Hände auf die Rückenlehne seines Rollstuhls und beugte sich über ihn, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Wenn ich Beweise hätte, würde ich Sie anzeigen, verstanden? Sie haben doch gesagt, daß so was nicht mehr passiert.«
    Lee wirbelte so schnell mit dem Rollstuhl herum, daß Chan beinahe hingefallen wäre. Jetzt sah er ihm direkt ins Gesicht. Seine Augen funkelten.
    »Es war ein fairer Kampf. Er hat sich freiwillig gemeldet. Und er hatte Beine. Na los, zeigen Sie mich doch an. Kein Gericht der Welt wird einen Krüppel nach einem fairen Kampf mit einem bekannten Mitglied der Triaden verurteilen. Eher kriege ich noch einen Orden.«
    Chan sah ihn wütend an.
    »Tut mir leid, okay? Natürlich hab’ ich mich zuerst geweigert, aber dann haben sie mich verspottet. Sie wissen ja, wie die sind. Die haben gesagt, ich hätte keinen Mumm mehr. Und außerdem war der Typ von den 14K, und für die habe ich, wie Sie wissen, eine Schwäche. Tja, da habe ich mich überreden lassen. Was soll’s, die hätten ihn sowieso über die Klinge springen lassen.«
    Chan zündete sich eine Zigarette an und ging vor Lee auf und ab.
    »Kriegen Sie auch was ab vom Preisgeld? Würde mich bloß interessieren.«
    Lee grinste. »Ich hab’ Ihnen schon mal gesagt, daß ich kein Geld brauche. Klar bieten die mir was an. Aber ich sage denen, daß sie sich die Scheine sonstwo hinstecken können.« Wieder funkelten seine Augen. »Ich mache das aus Leidenschaft, mein Freund. Das wissen Sie genau.«
    Chan machte ein finsteres Gesicht.
    »Nehmen Sie’s nicht persönlich. Ich hab’ mir schon gedacht, daß Sie sauer sein würden, also hab’ ich meine Hausaufgaben gemacht.« Lee rieb sich grinsend die Hände. »Haben Sie schon mal was von ’ner halben Milliarde Dollar gehört?«
    Chan gab ein grunzendes Geräusch von sich. »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Ich meine, auf einem Haufen. Bar. Klar, von so ’ner Summe hat jeder schon mal was gehört. Aber treiben Sie erst mal jemanden auf, der so viel Geld wirklich schon mal gesehen oder berührt – oder für einen Liebesdienst verlangt hat. Da fällt Ihnen keiner ein, was?«
    »Nein.«
    »Ich kenne jemanden. Ich habe von einem ausgesprochen unartigen Menschen gehört, der einem sehr Mächtigen für die Lieferung einer gewissen Ware zuviel abgeknöpft hat, weil er dachte, dieser Mächtige sei wieder so ein typischer Trottel aus der Volksrepublik, der keine Ahnung hat. Tja, und ich habe gehört, daß der fragliche Bauer aus der Volksrepublik sehr, sehr wütend geworden ist.« Lee lächelte. »So weit bin ich bis jetzt gekommen. Wenn ich mehr erfahre, erzähle ich’s Ihnen.«
    Als Chan aus der Garage war, hastete er die Straße entlang. Er schaffte es nicht, die Bilder von dem Kampf zu verdrängen: Es ist Partyzeit in Mongkok, die großen Triaden erklären ein paar Stunden vor der Morgendämmerung einen Waffenstillstand; Schatten bewegen sich unter den Straßenlaternen, die den betonierten Platz säumen; die Anführer stellen Wachen auf; riesige Geldsummen wechseln den Besitzer; rauhe Killerhände packen Gratisbierdosen aus den Kisten gleich beim Eingang; hundert Männer, vielleicht auch mehr, die sich geschmeichelt fühlen über die Einladung, johlen; die Bosse der 14K spornen den Mann an, den sie beseitigen wollen: Er ist ein Krüppel im Rollstuhl; den machst du in fünf Minuten alle.
    Lee fährt mit kampflustig funkelnden Augen

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