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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Beschützer. Ach, Ione, sei gnädig gegen mich und vergib mir!«
    »Ich vergebe Dir. Rette nun Glaukus, und ich will ihm entsagen. O gewaltiger Arbaces! Du bist mächtig im Guten wie im Bösen: Rette den Athener, und die arme Ione will ihn nie wiedersehen.«
    Während sie also sprach, erhob sie sich schwach und zitternd, fiel ihm sodann zu Füßen, umschlang seine Kniee und rief: »Wenn Du mich wirklich liebst – wenn Du ein menschliches Wesen bist – so gedenke der Asche meines Vaters – gedenke meiner Kindheit – gedenke alle der Stunden, die wir glücklich mit einander verbrachten, und rette meinen Glaukus!«
    Gewaltige Convulsionen erschütterten den Körper des Egypters; auf seinen Zügen ward ein fürchterlicher Kampf sichtbar; er wandte sein Gesicht ab und sagte mit hohler Stimme. »Wenn ich ihn noch jetzt retten könnte, ich würde es thun; aber das römische Gesetz ist unbeugsam und streng. Doch, wenn es mir gelänge – wenn ich ihn zu befreien und zu retten vermöchte – wolltest Du die Meinige, meine Gattin werden?«
    »Die Deinige?« wiederholte Ione sich erhebend; »die Deinige – Deine Braut! Noch ist meines Bruders Blut nicht gerächt: Wer erchlug ihn? O Nemesis, kann ich selbst um das Leben des Glaukus die heilige Pflicht, die Du mir übertragen, verkaufen? Arbaces – die Deinige? Nie!«
    »Ione, Ione!« rief Arbaces leidenschaftlich, »wozu diese geheimnisvollen Worte – weshalb bringst Du meinen Namen mit der Erinnerung an Deines Bruders Tod in Verbindung?«
    »Meine Träume verbinden ihn, und Träume kommen von den Göttern.«
    »Nichts als leere Phantasien! Wegen eines Traumes also willst Du den Unschuldigen kränken, die einzige Möglichkeit, Deines Geliebten Leben zu retten, aufs Spiel setzen?«
    »Höre mich,« sagte Ione mit fester, entschiedener und feierlicher Stimme, »wird Glaukus von Dir gerettet, so will ich nie als Braut in sein Haus einziehen. Aber den Schauer vor der Verbindung mit einem Andern kann ich nicht bemeistern! ich kann Dich nicht heirathen. Unterbrich mich nicht, sondern höre wohl auf, Arbaces – stirbt Glaukus, so mache ich noch an demselben Tage alle Deine Künste zu nichte und lasse Deiner Liebe bloß meinen Staub! Ja, Du magst immerhin Wasser und Gift aus meinem Bereich entfernen – Du magst mich einkerkern – magst mich in Fesseln legen; einer tapfern Seele, die zur Flucht entschlossen ist, fehlen nie die Mittel. Diese Hände, obwohl nackt und unbewaffnet, sollen die Bande des Lebens zerreißen. Fessle sie, und diese Lippen werden sich aufs Entschiedenste weigern, Luft einzuathmen. Du bist gelehrt – Du hast gelesen, wie Frauen eher starben, als sich der Entehrung unterwarfen. Geht Glaukus unter, so will ich nicht unwürdig hinter ihm zurückbleiben. Bei allen Göttern des Himmels und des Meeres und der Erde, ich weihe mich dem Tod – Du hast es jetzt gehört!«
    Hoch, stolz, ihre Gestalt wie eine Begeisterte erhoben, flößte Ione durch Haltung und Stimme ihrem Zuhörer ehrfurchtsvolle Scheu ein.
    »Muthiges Herz!« sprach er nach kurzer Pause, »Du bist in der That würdig, die meinige zu werden. Oh, wie oft habe ich von einer solchen Genossin meines erhabenen Geschicks geträumt und sie nie, als in Dir, gefunden! Ione,« fuhr er hastig fort, »siehst Du nicht, daß wir für einander geboren sind? Erkennst Du nicht etwas Deiner eigenen Kraft, Deinem eigenen Muth Verwandtes in meiner hohen, unabhängigen Seele? Wir sind geschaffen, unsere Sympathien zu vereinigen – geschaffen, dieser abgelebten, plumpen Welt einen neuen Geist einzuhauchen – geschaffen zu den mächtigen Geschicken, die meine Seele, das Dunkel der Zeit durchdringend, mit prophetischem Auge voraussieht. Mit einer der Deinigen gleichkommenden Entschlossenheit trotze ich Deiner Drohung schmachvollen Selbstmordes. Ich begrüße Dich als die Meinige! Königin ferner Himmelsstriche, die der Fittig des römischen Adlers noch nicht verdunkelt, sein Schnabel noch nicht verwüstet hat, ich beuge mich vor Dir in ehrfurchstsvoller Huldigung, aber ich fordere Dich in Anbetung und Liebe! Zusammen wollen wir den Ocean durchkreuzen – zusammen wollen wir unser Reich auffinden, und die fernsten Jahrhunderte sollen dem königlichen Geschlechte gehorchen, das aus der Vermählung des Arbaces mit Ione entsprießt!«
    »Du rasest; solche mystische Phrasen passen eher für eine gichtbrüchige Alte, die Zaubermittel auf dem Markt verkauft, als für den weisen Arbaces. Du hast meinen Entschluß gehört –

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