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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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er ist so unbeugsam wie die Parzen selbst. Orkus hat mein Gelübde vernommen, und es ist eingetragen in das Buch des nie vergessenden Hades. Sühne also, o Arbaces, sühne die Vergangenheit, verwandle Haß in Achtung – Rache in Dankbarkeit; rette Einen, der nie Dein Nebenbuhler sein wird. Solches Thun ziemt sich für Dein Wesen, das Funken von etwas Hohem und Edlem zeigt. Es wiegt schwer in der Wagschale des Todtenrichters, gibt den Ausschlag an jenem Tage, wo die entkörperte Seele schaudernd und bang zwischen Tartarus und Elysium steht, und erfreut das Herz sogar im Leben schon, mehr und länger, als die augenblickliche Befriedigung der Leidenschaft. O Arbaces, höre mich und laß Dich bewegen!«
    »Genug, Ione. Alles, was ich für Glaukus thun kann, soll geschehen; aber schilt mich nicht, wenn es ohne Erfolg bleibt. Befrage meine Feinde sogar, ob ich nicht bemüht war und noch jetzt bemüht bin, den Spruch von seinem Haupte abzuwenden, und beurtheile mich darnach. Schlafe also, Ione. Die Nacht rückt vor; ich überlaß Dich ihrer Ruhe, und mögest Du freundlichere Träume von einem Manne haben, der nur in Dir lebt.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, entfernte sich Arbaces hastig; vielleicht weil er sich fürchtete, länger Zeuge der leidenschaftlichen Bitten Ione's zu sein, die ihn mit Eifersucht folterten, sogar während sie sein Mitleid erregten. Aber das Mitleid selbst kam zu spät. Hätte ihm Ione sogar ihre Hand als Lohn verheißen, er hätte jetzt, nachdem einmal sein Zeugnis abgelegt und das Volk aufgeregt war, den Athener nicht mehr zu retten vermocht. Durch die Kraft seines Gemüthes jedoch noch immer zu Hoffnung geneigt, überließ er sich den Möglichkeiten der Zukunft und glaubte eines Tages über das Weib zu triumphiren, das ihm eine so gewaltige Liebe eingeflößt hatte.
    Während ihn seine Diener für die Nacht entkleiden halfen, fiel ihm plötzlich der Gedanke an Nydia bei. Er fühlte, wie nothwendig es war, daß Ione nie etwas von ihres Geliebten Wahnsinn erfahren, damit nicht diese Seelenstörung sein vorgebliches Verbrechen entschuldige. Erwägend aber, wie leicht es möglich sei, daß ihre Sklavinnen sie von der Anwesenheit Nydia's unter seinem Dache benachrichtigten und sie die Blinde zu sprechen wünsche, rief er einem seiner Freigelassenen zu: »Geh sofort zu Sosia, mein Kallias, und sag ihm, daß er unter keinem Vorwande die blinde Nydia aus ihrem Zimmer lasse. Doch halt – begib Dich zuerst zu den Dienerinnen meiner Mündel und befiel ihnen, ihr nicht zu sagen, daß das blinde Mädchen in meinem Hause ist. Geh – rasch!«
    Der Sklave beeilte sich zu gehorchen. Nachdem er seinen Auftrag bei Ione's Dienerinnen vollzogen, suchte er den würdigen Sosia. Da er ihn nicht in der kleinen, zu seinem Schlafgemach bestimmten Zelle fand, so rief er seinen Namen laut und hörte nun aus dem daneben befindlichen Zimmer Nydia's die Stimme Sosia's antworten: »O Kallius, bist Du es? Die Götter seien gepriesen! Öffne die Thür, ich bitte Dich.«
    Der Sklave schob den Riegel zurück und das klägliche Gesicht Sosias drängte sich heftig entgegen.
    »Was? – In einem Zimmer mit dem jungen Mädchen, Sosia! Schäme Dich! Gibt es nicht reife Früchte genug im Haus, daß Du Dich mit solch unzeitlichen einläßt?«
    »Nenne die kleine Hexe nicht,« unterbrach ihn Sosia ungeduldig, »sie wird mein Verderben sein!« und sofort theilte er dem Kallias die Geschichte von dem Luftgeist und von der Flucht der Thessalierin mit.
    »So häng Dich nur auf, Unglücksvogel! Ich habe Dir gerade etwas von Arbaces ans Herz zu legen – daß Du das Mädchen unter keinem Vorwand, auch nicht für einen Augenblick, aus diesem Zimmer lassen sollst.«
    » Me miserum! rief der Sklave, »was kann ich thun? – Jetzt wird sie schon in halb Pompeji herumgelaufen sein. Aber morgen will ich mich verpflichten, sie in ihren alten Schlupfwinkeln aufzufinden. Laß nur Nichts von der Sache verlauten, lieber Kallias.«
    »Ich will Alles thun, was die Freundschaft vermag, so weit es sich mit meiner eigenen Sicherheit verträgt. Aber bist Du auch gewiß, daß sie das Haus verlassen hat? – Vielleicht ist sie noch hier irgendwo versteckt.«
    »Wie wäre das möglich? In den Garten konnte sie leicht kommen, und die Thüre stund, wie ich Dir sagte, offen.«
    »Nicht doch; denn gerade zu der Stunde, von der Du sprichst, war Arbaces mit dem Priester Kalenus im Garten. Ich ging dorthin, um einige Kräuter für das Bad meines Herrn auf morgen zu

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