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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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geliehen hat, vorbeigehen und ihm sagen könntest, daß er es spätestens morgen früh zurückerhält – das würde ihm sicherlich einige Stirnfalten ersparen.«
    Danahe hörte sich alles aufmerksam an, sagte: »Ich tue, was ich kann«, gab beiden die Hand und kletterte am Hafenrand aus dem Boot. Rodraeg und Bestar ruderten zurück. Ohne Unterstützung der Strömungsberuhigerin brauchten sie – andauernd gegen die seitliche Brandung anschlingernd – beinahe zwei Stunden bis zum Strandversteck.
    Die Gezeitenfrau stellte ihnen Betäubungswasser her. Rodraeg goß es in das kleine Fläschchen, das er mit Kjeerklippen wasser gefüllt von Nerass erhalten hatte. Ansonsten wollte die Gezeitenfrau aber mit den Gewalttätigkeiten, die bei der Befreiung eines Gefangenen unumgänglich waren, nichts zu tun haben. Sie wollte im Ruderboot in der Nähe abwarten.
    Â»Ich hatte ohnehin nicht vor, daß wir uns alle daran beteiligen«, erklärte Rodraeg. »Je mehr Leute auf einem Schiff herumschleichen, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß einer Lärm macht. Das wird in erster Linie ein Einsatz für Bestar und Hellas. Ich selbst komme nur mit, weil ich mit dem Gefangenen reden möchte. Eljazokad, da du keine Waffe hast, solltest du vielleicht besser bei der Gezeitenfrau bleiben.«
    Â»Aber der Gefangene ist ein Magier. Vielleicht braucht ihr mich.«
    Â»Vielleicht macht es ihn aber auch unruhig, wenn ein anderer Magier sich nähert. Du bleibst auf Abruf im Boot. Wenn an Deck alles sicher ist und wir ohne dich nicht weiterkommen, schwimmt Bestar zu euch und rudert euch herüber.«
    Â»Verstanden.«
    Â»Rodraeg?« fragte Hellas. »Die Idee mit dem Pfeilgift ist neckisch, aber ich bin ziemlich skeptisch, daß wir in Wandry so etwas erhalten werden. Selbst die königliche Armee hat kein Pfeilgift, das verläßlich innerhalb von Augenblicken wirkt. Und wenn es fünf Augenblicke dauert, kann der Getroffene noch Alarm brüllen.«
    Â»Wenn wir kein Pfeilgift haben, kümmere ich mich um die Wachen«, sagte Bestar bestimmt. »Ohne Blutvergießen«, beantwortete er Rodraegs unausgesprochenen Einwand. »Mit dem Wasser der Gezeitenfrau. Ich brauche nur noch einen Lappen.«
    Â»Lappen können wir unten aus meinen Hosenbeinen reißen«, schlug Rodraeg vor. »Daran wird es nicht scheitern.«
    Â»Nehmt lieber meine Hose«, lachte Eljazokad. »Ich sehe ohne Hemd ohnehin schon wie ein Pirat aus, warum dann also nicht noch unten ausgefranste Hosen? Rodraeg dagegen sollte in jeder Lebenslage gut gekleidet sein. Immerhin repräsentiert er das Mammut.« Auch die anderen lachten.
    Â»Wie fühlst du dich eigentlich?« fragte Hellas Rodraeg. »Gesundheitlich.«
    Â»Ganz gut. Dieser Anfall mit dem Blut scheint einiges gelöst zu haben. Seitdem habe ich zumindest keinen zweiten solchen Anfall mehr gehabt. Ich bin zuversichtlich, daß ich unsere Aktion durchhalte. Wenn ich dennoch zusammenklappe, könnt ihr mir« – ihm fiel ein, daß Nerass’ essenzengetränkter Schwamm bei der Überflutung der Gezeitenhütte naß geworden war und seine Wirkung höchstwahrscheinlich verloren hatte – »diesen Schwamm auf den Mund pressen. Das wird mir helfen.« Er blickte Hellas nicht allzu lange in die Augen, damit dieser die kleine Notlüge nicht durchschaute.
    Bestar bereitete sich gewissenhaft auf seinen Einsatz vor. Er entkleidete sich, zurrte sich den Lendenschurz so fest wie möglich über seine empfindlichsten Körperstellen, malte sich mit der Asche der Feuerstelle von Kopf bis Fuß rußschwarz an, band sich das nackte Schwert mit drei Lederbändern an die Außenseite des rechten Oberschenkels, so daß es nicht baumelte und behinderte, sondern starr anlag wie ein herausragender Knochen, knüpfte sich mit einer vierten Schnur die Haare zu einem Knoten zusammen und flocht sich zuletzt noch Rodraegs Betäubungsfläschchen an einer der Schenkelschnüre fest.
    Â»Wozu der Haarknoten? Für den Kampf?« fragte Eljazokad.
    Bestar verneinte kopfschüttelnd. »Wenn man aus dem Wasser steigt, läuft Wasser aus den Haaren. Das Geräusch kann einen verraten. Alter Anfängerfehler. So einen Haarknoten kann man noch im Wasser gut ausdrücken, dann tropft er nicht mehr so.«
    Â»Aha. Und der Ruß wäscht im Wasser nicht ab?«
    Â»Deshalb

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