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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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lasse ich ihn ein paar Stunden antrocknen. Dann hält er.«
    Â»Und dein nasser Körper glänzt nicht mehr so im Mondlicht. Hast du schon oft solche Unternehmungen durchgeführt?«
    Â»Ich habe meine ganze Kindheit damit verbracht, so etwas zu üben. Du kannst mir glauben: Ich bin bereit.«
    Der Klippenwälder sah jetzt furchterregend aus. Zwei Schritte groß, ungeheuer muskulös, urtümlich, schwarzverschmiert, nur die hellen Augen leuchteten im verschatteten Gesicht.
    Hellas traf nicht so viele Vorkehrungen, stellte nur sicher, daß beim Entkleiden sein Lendenschurz richtig saß. Immerhin war eine – wenngleich uralte – Dame zugegen.
    Rodraeg überlegte lange hin und her, ob er auch zur Ankerkette schwimmen und was er dann mit dem Anderthalbhän-der machen sollte, aber er entschied, daß er im Boot blieb, bis Bestar und Hellas signalisierten, daß das Deck des Schiffes sicher war. Dann konnte er mit von oben kommender Hilfe vom Ruderboot aus aufentern, ohne schon wieder naß zu werden.
    Die Gezeitenfrau kümmerte sich um Nahrung. Sie fing ein paar Fische, indem sie sie – bis zu den Knien im Meer stehend -regelrecht in ihren Schoß und das aufgehaltene Kleid springen ließ. Dann entsalzte sie das in einer Strandpfütze zurückgebliebene Brandungswasser, so daß sie nicht nur zu trinken hatten, sondern die überm Feuer gebratenen Fische auch noch mit dem herauskristallisierten Salz bestäuben konnten. Sie schmausten und schwiegen dabei.
    Langsam versank die Sonne und verwandelte die Glutsee in jenes orangerote Goldflimmern, dem sie ihren Namen verdankte.
    Nachdem die Sonne nicht mehr zu sehen und auch ihr letzter violetter Schein nur noch ein Nachbild war, stachen sie in See. Rodraeg und Bestar hatten ohne Danahes Hilfe beinahe zwei Stunden gebraucht, um hierherzurudern. Sie pullten jetzt zwar zu viert, aber dafür war es erschwerend dunkel. Rodraeg wollte lieber zu früh als zu spät am Norderhafen ankommen.
    Das gelang ihnen. Sie dümpelten in äußerster Sichtweite des nördlichsten Kais in der Dunkelheit, bis nach einer Sechstelstunde Hellas’ ausgezeichnete Augen die Kontur Danahes ausmachen konnten. Vorsichtig und lautlos näherten sie sich der Kaimauer. Mißtrauisch geworden gegenüber Ohter, Yrmenlaf und eigentlich der ganzen Stadt Wandry achteten sie alle darauf, ob sich weitere Gestalten im Hafenbecken zeigten, doch die Treidelmagierin war allein. In einer warmen Sommernachtbrise bauschte sich ihr einfaches Kleid.
    Â»Hier ist ein Pfeilgift. Sery Talta konnte nicht helfen, da er nur Magie verstärken kann, nicht jedoch natürliche Substanzen. Die Kräuterhändlerin sagte, das Gift wirkt durch Lähmung und dann Schlaf.«
    Â»Wie lange dauert es, bis es wirkt?« fragte Hellas.
    Â»Es geht schnell, sagte sie.«
    Â»Ich müßte es testen, um das einschätzen zu können. Es ist ein gewaltiges Risiko, das zu benutzen, Rodraeg.« Der Bogenschütze nahm den fest verpackten Tiegel mit der Giftpaste zwar an sich, machte aber ein mißmutiges Gesicht.
    Â»Wir versuchen, ohne es auszukommen«, entschied Rodraeg. Die folgende Frage konnte er sich eigentlich schenken, aber er stellte sie trotzdem, sozusagen für das Protokoll: »Traust du dir zu, das Deck im Alleingang zu räumen, Bestar?«
    Â»Na klar.«
    Â»Hier habe ich noch ein paar Lappen für euch, wenn ihr welche braucht«, sagte Danahe.
    Eljazokad nahm sie an sich. »Dann bleiben meine Hosenbeine ja doch schicklich. Danke schön.«
    Â»Wieviel schulden wir dir?« fragte Rodraeg die Treidelmagierin. »Je nachdem, wie sich jetzt alles entwickelt, haben wir vielleicht keine Gelegenheit mehr, hinterher bei dir zu Hause vorbeizuschauen.«
    Â»Nun laßt euer Geld mal stecken. Seht es als kleine Aufmerksamkeit einer ansonsten unaufmerksamen Stadt. Wenn ihr es wirklich schafft, die Wale aufzuhalten, sollte man eigentlich euch zu Ehren ein Fest ausrichten.«
    Â»Das wird wohl nicht geschehen«, lächelte Rodraeg, »egal, ob wir es schaffen oder nicht. Hab Dank für alles. Du hast uns sehr geholfen.«
    Â»Nicht wirklich, oder? Jetzt, wo es gefährlich wird, lege ich mich faul ins Bett.«
    Â»Das ist besser so«, sagte Rodraeg mit Nachdruck. »Denk an deine Familie. Keiner von uns hat etwas so Wertvolles.«
    Die Treidelmagierin stand noch etwas verlegen herum, dann gab sie jedem die Hand

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