Die letzten Worte des Wolfs
den FüÃen abzusichern, und zog sich lediglich mit den Armen hinauf. Am meisten peinigte ihn die Kette dort, wo sie über seine Brust und seinen Bauch strich.
Rechts oberhalb der Ankerkettenklüse befand sich ein Speigatt, dort wies die FuÃreling eine Ãffnung auf, damit Sturmwasser besser ablaufen konnte. Bestar griff dort hinein und klemmte sich mit dem linken Ellbogen fest. Er lauschte auf die Schritte eines oben vorbeigehenden Wachtpostens, nahm sich mit rechts den nassen Lappen aus dem Mund, steckte ihn sich an den Schwertknauf, zog das Fläschchen aus dem Schenkelband, entkorkte es mit den Zähnen, tränkte den Lappen mit dem Betäubungswasser und steckte das Fläschchen in das Band zurück. Er behielt den Korken zwischen den Zähnen, griff aufwärts und machte mit beiden Armen einen Klimmzug, so daà er über die Reling aufs Deck blicken konnte.
Der Posten, den er von unten gehört hatte, war gerade drei Schritte entfernt und wandte ihm den Rücken zu. Bestar prüfte, ob er sich im Sichtfeld eines weiteren Wächters befand oder ob oben im Krähennest jemand hockte, aber beides war nicht der Fall. Die Gelegenheit war günstig. Er stieà sich mit den FüÃen ab und flankte über die Reling.
Der Wächter war nicht schwerhörig. Selbstverständlich machte Bestar ein Geräusch, auch wenn er sich darum bemühte, wie eine Katze auf allen vieren abzufedern. Doch das Umwenden des Wächters war die schläfrige Bewegung von jemandem, der vielleicht erwartet hatte, einen gelandeten Nachtvogel zu erblicken oder eine vorwitzige Bordratte. Bestar schoà von unten auf ihn zu, unterlief seine Deckung und hatte ihn fest im Griff, bevor der Wächter auch nur irgendwie reagieren konnte. Der frisch getränkte Lappen legte sich über Nase und Mund des Ãberrumpelten. Ein paar tiefe, panische Atemzüge, ein schüttelndes Aufbäumen, dann erschlaffte der Wächter in Bestars Armen. Umsichtig legte Bestar ihn in den Schatten zusammengerollten Segelwerks. Der Atem des Wächters verriet tiefe Ohnmacht.
Geduckt huschte Bestar zwischen einer aufgerichteten Gräting und einem aufgehängten Beiboot vorbei. Die Bugslaterne blieb zurück, die Aglaeca wurde eine Schemenlandschaft. Von jetzt ab muÃte er einen Wächter nach dem anderen erwischen, und es muÃte schnell gehen. Das Ausbleiben der ersten auf ihren Patrouillenrundgängen durfte den letzten nicht zu BewuÃtsein kommen.
Taue knarrten. Nachtwind lieà die gereffte Takelung rascheln. Ein Schiff war selbst vor Anker niemals vollkommen still. Diese Geräusche konnte Bestar als Deckung nutzen; Manntaue, die bei schwerer See zum Festhalten dienten, erleichterten ihm in der Dunkelheit die Orientierung. Er huschte zwischen Leinen, Trossen und Strickleitern nach achtern wie durch ein unwirklich geometrisches Gehölz.
Der zweite Wächter schaute genau in seine Richtung, als Bestar um die Mittschiffshütte herumspähte, konnte ihn aber offenbar nicht sehen. Die RuÃbemalung machte sich jetzt bezahlt. Bestar wartete, bis der Posten sich abwandte, um in eine andere Richtung zu spähen, und schlich sich von hinten an ihn heran. Dieser hielt länger durch, bis ihm die Sinne schwanden. Bestar fürchtete schon, ihn aus Versehen erstickt zu haben, aber er atmete noch flach, alles war in Ordnung. Auch dieser Seemann wurde von dem Klippenwälder versteckt, in einem Kabelgatt unter der Backbordlaufbrücke. Noch einer oder zwei.
Nahebei schimmerte Ãllampenschein durch ein gitterförmiges Oberlicht. Bestar erblickte den Umrià des dritten Wachtpostens weiter bugwärts an der Steuerbordreling. Er hatte beide Arme auf die Reling gestützt und schaute versonnen Richtung Rotleuchtenviertel, wo trunkene Schatten wie Motten zwischen den Lampions hin- und herflatterten. Bestar kroch auf allen vieren an das Oberlicht heran und versuchte, den Raum darunter auszukundschaften. Zweimal muÃte er sich an eine andere Seitenkante des Oberlichts bewegen, bis er einen vollständigen Eindruck von dem Raum darunter hatte. Ein paar niedrige Tische, fünfzehn Stühle. Zwei Wandryer Seebären spielten im Schein der Ãllampe Schicksalskarten, versuchten sich gegenseitig mit den kunstvoll bunten Bildern zu übertrumpfen. Die beiden waren konzentriert bei der Sache, wenn hier oben also kein Lärm entstand, würden sie nichts bemerken.
Bestar pirschte sich in die
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