Die letzten Worte des Wolfs
aus dir entstanden ist. Unterschätze mich nicht dauernd, nur weil ich nur ein Mensch bin.«
»Verzeih mir. Wir sind beide aufgeregt. Glaub mir â wenn ich nichts für dich empfinden würde, wäre es mir viel leichter gefallen, dir das heute zu beichten. Ich hatte Angst, dir weh zu tun. Ich habe dir weh getan. Ich fühle mich schlecht und gering deswegen. Aber was ich getan habe ⦠mit Ryot⦠war nicht gering, und der Antrieb dazu kam nicht aus meinem Körper, sondern aus meiner Magie. Mit der ich Dinge lesen kann, die andere kaum zu denken wagen. Siehst du mich glücklich? Nein, denn ich weià nicht, was werden wird. Womöglich wird der Kreis mich verstoÃen für meine Eigenmächtigkeit.«
»Wenn es stimmt, was du sagst â daà die Schwangerschaft dir eine neue Magie eröffnet und dein Kind uns allen helfen wird, dann wird der Kreis vor Freude tanzen. Vielleicht wissen sie es sogar schon.«
»Riban weià es. Er brauchte mich nur anzusehen und wuÃte es.«
Und auch er hielt es nicht für nötig, mich einzuweihen, dachte Rodraeg bitter. »Wie hat er reagiert?«
»Ãberhaupt nicht. Er sah mich, wuÃte es und schwieg. Es war schlimm. Schlimmer, als wenn er geschrien hätte.«
Jetzt schwiegen sie auch. Sie saÃ, er stand, sie blickten in unterschiedliche Richtungen, nur ihre Rücken einander zugewandt. Zeit verstrich durch das Zwitschern von Vögeln und das sanfte Streicheln eines warmen Windes in den Blättern der Bäume.
Rodraeg wandte sich zu ihr um. »Wie lange ist eigentlich Tragezeit bei euch Schmetterlingsmuttertieren?«
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Kürzer als bei euch. Nur sieben Monde.«
»Du bist jetzt schon im dritten Mond, aber man sieht noch nichts.«
»Das kommt erst im fünften Mond, wird dann aber ziemlich heftig. Ich werde sehr dick werden, und meine Flügel werden unerträglich empfindlich.«
»Hm. Wir haben noch vier Monde Zeit. Unser jetziger Auftrag führt uns nach Wandry. Das heiÃt, daà wir die Kjeerklippen über die PaÃstraÃe durch Tyrngan queren werden. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte Ryot mit seinen SpieÃgesellen nach Tyrngan. Sollen wir ihn einfangen und nach Warchaim bringen, damit er dich noch rechtzeitig zur Frau nimmt und seinen Pflichten als Vater nachkommt?«
»Ich könnte nicht die Frau eines solchen Mannes sein, Rodraeg. Nein. Das ist sehr lieb gemeint von dir, aber danke, nein. Ryot Melrons Rolle in diesem ganzen Rätselspiel der Götter ist bereits vollständig gespielt. Jetzt geht es nur noch um das Kind, weder um ihn noch um mich. Im siebten Mond werde ich in den Schmetterlingshain zurückkehren und das Kind zur Welt bringen. Wahrscheinlich werde ich es dort in der Obhut der Frauen lassen, damit es die Lehren der Schmetterlinge empfangen kann.«
»Und du?«
»Mein Platz wird dort sein, wo der Kreis mich hinbefiehlt.«
»Und die Schmetterlingsfrauen? Werden sie das Kind annehmen? Es ist halb menschlich.«
»Um so gewisser. Mischbeziehungen sind selten bei Schmetterlingsmenschen. Ich wünschte, ich könnte mir erklären, warum Ryot derjenige sein muÃte, aber es will mir nicht gelingen.«
Rodraeg atmete gequält. »Wir sollten so langsam zurückgehen. Wenn wir uns allzu lange zu zweit im Wald herumtreiben, werden hinterher alle denken, ich sei der Vater.«
Naenn erhob sich und schaute ihn traurig an. Er bemerkte das, ohne sie anzusehen. »Dummer Scherz«, entschuldigte er sich.
Sie ging nicht darauf ein. »Was willst du den anderen sagen?«
»Noch nichts. So lange man noch nichts sieht, brauchen wir auch nichts zu erklären. Weshalb du nicht mitkommst? Geheime Anweisung vom Kreis, was weià ich. Hellas ist ohnehin dagegen, daà du uns begleitest und mit deiner Anwesenheit durcheinanderbringst â wahrscheinlich wird niemand Einwände haben. Und mit der Schwangerschaft? Ich hoffe, in zwei Monden wird unsere Gruppe dermaÃen gefestigt sein, daà wir die Wahrheit erzählen können, ohne daà jemand ⦠na ja, du weiÃt schon â¦Â«
»Ohne daà jemand was?«
»Ohne daà jemand etwas Schlechtes über dich sagt.«
»Warum sollte jemand etwas Schlechtes über mich sagen?«
»Weil es ⦠Himmel noch mal⦠weil es nicht gerade als ein Zeichen von Ehrenhaftigkeit angesehen wird, wenn ein junges
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