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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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aus dir entstanden ist. Unterschätze mich nicht dauernd, nur weil ich nur ein Mensch bin.«
    Â»Verzeih mir. Wir sind beide aufgeregt. Glaub mir – wenn ich nichts für dich empfinden würde, wäre es mir viel leichter gefallen, dir das heute zu beichten. Ich hatte Angst, dir weh zu tun. Ich habe dir weh getan. Ich fühle mich schlecht und gering deswegen. Aber was ich getan habe … mit Ryot… war nicht gering, und der Antrieb dazu kam nicht aus meinem Körper, sondern aus meiner Magie. Mit der ich Dinge lesen kann, die andere kaum zu denken wagen. Siehst du mich glücklich? Nein, denn ich weiß nicht, was werden wird. Womöglich wird der Kreis mich verstoßen für meine Eigenmächtigkeit.«
    Â»Wenn es stimmt, was du sagst – daß die Schwangerschaft dir eine neue Magie eröffnet und dein Kind uns allen helfen wird, dann wird der Kreis vor Freude tanzen. Vielleicht wissen sie es sogar schon.«
    Â»Riban weiß es. Er brauchte mich nur anzusehen und wußte es.«
    Und auch er hielt es nicht für nötig, mich einzuweihen, dachte Rodraeg bitter. »Wie hat er reagiert?«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Er sah mich, wußte es und schwieg. Es war schlimm. Schlimmer, als wenn er geschrien hätte.«
    Jetzt schwiegen sie auch. Sie saß, er stand, sie blickten in unterschiedliche Richtungen, nur ihre Rücken einander zugewandt. Zeit verstrich durch das Zwitschern von Vögeln und das sanfte Streicheln eines warmen Windes in den Blättern der Bäume.
    Rodraeg wandte sich zu ihr um. »Wie lange ist eigentlich Tragezeit bei euch Schmetterlingsmuttertieren?«
    Sie brachte ein Lächeln zustande. »Kürzer als bei euch. Nur sieben Monde.«
    Â»Du bist jetzt schon im dritten Mond, aber man sieht noch nichts.«
    Â»Das kommt erst im fünften Mond, wird dann aber ziemlich heftig. Ich werde sehr dick werden, und meine Flügel werden unerträglich empfindlich.«
    Â»Hm. Wir haben noch vier Monde Zeit. Unser jetziger Auftrag führt uns nach Wandry. Das heißt, daß wir die Kjeerklippen über die Paßstraße durch Tyrngan queren werden. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte Ryot mit seinen Spießgesellen nach Tyrngan. Sollen wir ihn einfangen und nach Warchaim bringen, damit er dich noch rechtzeitig zur Frau nimmt und seinen Pflichten als Vater nachkommt?«
    Â»Ich könnte nicht die Frau eines solchen Mannes sein, Rodraeg. Nein. Das ist sehr lieb gemeint von dir, aber danke, nein. Ryot Melrons Rolle in diesem ganzen Rätselspiel der Götter ist bereits vollständig gespielt. Jetzt geht es nur noch um das Kind, weder um ihn noch um mich. Im siebten Mond werde ich in den Schmetterlingshain zurückkehren und das Kind zur Welt bringen. Wahrscheinlich werde ich es dort in der Obhut der Frauen lassen, damit es die Lehren der Schmetterlinge empfangen kann.«
    Â»Und du?«
    Â»Mein Platz wird dort sein, wo der Kreis mich hinbefiehlt.«
    Â»Und die Schmetterlingsfrauen? Werden sie das Kind annehmen? Es ist halb menschlich.«
    Â»Um so gewisser. Mischbeziehungen sind selten bei Schmetterlingsmenschen. Ich wünschte, ich könnte mir erklären, warum Ryot derjenige sein mußte, aber es will mir nicht gelingen.«
    Rodraeg atmete gequält. »Wir sollten so langsam zurückgehen. Wenn wir uns allzu lange zu zweit im Wald herumtreiben, werden hinterher alle denken, ich sei der Vater.«
    Naenn erhob sich und schaute ihn traurig an. Er bemerkte das, ohne sie anzusehen. »Dummer Scherz«, entschuldigte er sich.
    Sie ging nicht darauf ein. »Was willst du den anderen sagen?«
    Â»Noch nichts. So lange man noch nichts sieht, brauchen wir auch nichts zu erklären. Weshalb du nicht mitkommst? Geheime Anweisung vom Kreis, was weiß ich. Hellas ist ohnehin dagegen, daß du uns begleitest und mit deiner Anwesenheit durcheinanderbringst – wahrscheinlich wird niemand Einwände haben. Und mit der Schwangerschaft? Ich hoffe, in zwei Monden wird unsere Gruppe dermaßen gefestigt sein, daß wir die Wahrheit erzählen können, ohne daß jemand … na ja, du weißt schon …«
    Â»Ohne daß jemand was?«
    Â»Ohne daß jemand etwas Schlechtes über dich sagt.«
    Â»Warum sollte jemand etwas Schlechtes über mich sagen?«
    Â»Weil es … Himmel noch mal… weil es nicht gerade als ein Zeichen von Ehrenhaftigkeit angesehen wird, wenn ein junges

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