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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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beschlagen, doch bevor es völlig beschlagen war, erhaschte er noch einen Blick auf einen Absatz, einen Vorsprung an einer der Wände, auf dem einige Leute hockten.
    ///War Ik unter den Leuten? Hast du ihn gesehen?///
    /Nein./ Bandicut fühlte einen sanften Ruck. Er wurde auf den Vorsprung zugeschoben. Er versuchte, sich selbst vorwärts zu bewegen, musste sich aber eingestehen, dass er schon lange nicht mehr versucht hatte, mit Tauchausrüstung auf der Wasseroberfläche zu schwimmen, schon gar nicht ohne Schwimmflossen und mit beschlagenem Visier. Es war schwieriger, als man meinen sollte.
    Wieder stieß ihn jemand sanft von hinten an. Dann hatte L’Kell ihn schon an den Halteriemen gepackt und zog ihn die restliche Strecke bis zu dem Vorsprung, den Bandicut eben entdeckt hatte. Dort angekommen, legte Bandicut die Hände auf den Vorsprung und spürte, wie er von unten hoch auf den Vorsprung gehoben wurde. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte er sich ohne viel Mühe auf den Absatz geschwungen. Dennoch keuchend, drehte er sich und setzte sich so auf den Sims, dass seine Beine im Wasser baumelten.
    ///Glaubst du, dass du die Luft hier drin
atmen kannst?///,
    erkundigte sich Charlene.
    Bandicut kam gar nicht erst dazu, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Verschiedene Hände machten sich an seiner Tauchausrüstung zu schaffen, lösten den Atemschlauch und zogen ihm die Tauchhaube vom Kopf. Der erste Atemzug war nicht mehr als ein Reflex; dann hatte Bandicut sich wieder im Griff und versuchte, erst einmal die Luftqualität zu prüfen. Die Luft schmeckte metallisch, roch wie das Meer bei Ebbe, schien aber ansonsten wunderbar zum Atmen geeignet.
    L’Kell setzte sich neben ihn auf den Vorsprung, indes Bandicut noch damit beschäftigt war, sich im schwachen Leuchten der Neri-Lampen umzuschauen. Kein Anzeichen von Ik, doch saßen oder lagen etwa fünf oder sechs Neri auf dem Vorsprung. Diese wohl ehemals durch Schotten gesicherte Schiffssektion hatte eine angenehme Größe, vermutlich handelte es sich um einen Laderaum – oder wahrscheinlicher noch: um einem Arbeitsraum. Über sich, an der Wand, die für ihn die Decke der Sektion bildete, sah er fremdartige, ihm völlig unbekannte Maschinen, die in die Wand eingelassen waren. Instrumente? Werkzeuge? War es das, was die Neri aus dem Wrack bergen wollten? Er überlegte, ob das Schiff auf der Seite lag oder kieloben; saßen sie auf einer Wand, die Teil des inneren Seitenrumpfs war, oder auf einem Schott, das diesen Raum vom nächsten abtrennte? Wenn es ein Raumschiff war, hätte er sich nur zu gerne die Brücke angeschaut. Falls es hier so etwas wie eine Brücke überhaupt gab.
    ///John? Ich glaube, es wäre gut,
wenn du mal einen Blick
auf diese Neri hier werfen könntest!///
    Er wandte sich um und sah sich die Neri näher an, die hinter ihm auf dem Vorsprung lagen. Keiner von ihnen sah besonders gesund aus.
    »Das sind unsere Kranken und Verwundeten«, erläuterte L’Kell. »Kannst du irgendetwas für sie tun?«
    Bandicut überschwemmte das Gefühl, soeben in einem auf die Neri-Welt angepassten Kriegs-Holo gelandet zu sein; was er hier sah, erinnerte ihn an eine jener Szenen, die im Feldlazarett spielen: Überall liegen Verwundete, und Schwestern und Ärzte versuchen ohne große Hoffnung, ihre eigene Verzweiflung nicht zu offensichtlich werden zu lassen. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Weißt du, wo Ik ist?«
    L’Kell fragte einen der anderen Neri. Dann deutete er nach unten. »Da unten, glaube ich.«
    Bandicut gab sich Mühe, mit zusammengekniffen Augen im Wasser unter sich etwas zu erkennen. Er sah sich bewegende Lichter und schattenhafte Silhouetten. Augenblicke später brach jemand durch die Wasseroberfläche; er trug eine Neri-Tauchhaube – wie die, die Bandicut eben noch getragen hatte. Auch er wurde von seinen Begleitern aus dem Wasser auf den Vorsprung gestemmt. Bandicut streckte die Hand aus, um dem Neuankömmling Halt zu bieten.
    »Himmel, Ik, was bin ich froh, dich zu sehen!«, brachte er mit belegter Stimme heraus.
    Ik konnte nicht antworten, bis man ihn von seiner Tauchausrüstung befreit hatte. »Hrachh!«, grollte er schließlich, und seine Stimme klang gepresst. »John Bandicut! Du bist tatsächlich gekommen! Ich dachte, du wärst unten am Tiefseegraben.« Die Augen des Hraachee’aners sprühten vor Freude.
    »War ich auch«, bestätigte Bandicut, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt, und drückte den Arm seines Freundes. Er war so glücklich

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