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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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darüber, Ik hier zu sehen, dass ihm beinahe die Tränen gekommen wären. »Aber ich hab gehört, dass sie hier dringend einen Arzt brauchen.«
    Die Bemerkung war eher scherzhaft gemeint, aber Ik sah sich um und meinte nüchtern: »Das ist wahr, mein Freund! Ich habe getan, was ich konnte …«
    »Heißt das, du kannst auch heilen?«
    »Meine Stimmensteine haben ein paar Dinge von deinen gelernt. Ich hoffe, ich habe einigen Patienten hier wieder ins Leben zurückgeholfen. Aber das wird die Zeit zeigen.« Ik massierte sich die Schläfen, er schien wirklich sehr erschöpft zu sein. »Sie haben mich hier rausgebracht, weil die Atemluft knapp wurde und die technischen Möglichkeiten nicht verfügbar waren, die Luft mit Sauerstoff anzureichern.« Ik drehte sich einmal um die eigene Achse, um ihre Umgebung und die Luftqualität zu prüfen. »Ich denke, wir können es hier erst mal eine Weile aushalten. Und notfalls können wir immer noch unsere Tauchausrüstung anlegen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie viele Sektionen wie diese es in diesem Schiffswrack noch gibt.«
    »Hast du denn herausfinden können, was für ein Wrack das hier ist? Ist es ein Raumschiff?«
    »Das vermute ich, ja. Aber ich kann es noch immer nicht mit Sicherheit sagen. Und ich glaube auch nicht, dass die Neri mehr darüber wissen. Außerdem ist es meines Erachtens momentan nicht so wichtig, das herauszufinden!«
    »Vielleicht hast du Recht«, erwiderte Bandicut, »vielleicht auch nicht.« Er rieb sich den Nacken, runzelte die Stirn.
    Ik wandte sich um und warf einen Blick auf den Neri, der auf dem Vorsprung lag. »Wir sollten uns nicht zuviel Zeit lassen. Manche von diesen Neri sind wirklich schwer krank.«
    Bandicut holte tief Luft. /Bist du bereit?/
    ///So bereit,
wie ich nur irgend sein könnte!///
    »Dann sollten wir anfangen«, bestimmte er. Er rutschte nach hinten und berührte den Arm des Patienten, der ihm am nächsten lag. /Das wird eine ziemlich lange Nacht werden./
    Die Nacht wurde sogar noch länger, als er erwartet hatte – vielleicht nicht in messbarer Zeit, aber gemessen an dem, was in dieser Nacht seiner Physis und seiner Psyche abverlangt wurde. Als er schließlich den Blick hob und zunächst Ik und dann L’Kell in die Augen sah, war er nicht einmal fähig, in ihren Augen und Gesichtern zu lesen. Er hatte schwer gearbeitet, sich über eine lange Zeit sehr angestrengt: Er sah sich selbst als einen Arzt, der sich die Nacht über in einer Notaufnahme abrackerte … oder als Heiler der Neri, der mit unzureichenden Mitteln darum kämpfte, Körper und Seele der ihm Anvertrauten zusammenzuhalten … oder als einer der Schattenleute auf dem Weltenschiff, der komplizierte und geheimnisvolle Maschinensysteme sondierte … oder als Magus aus einem uralten Märchen, der unermüdlich einen Zauber mit dem nächsten zu einem machtvollen Netz aus Heilkraft verwebt. Doch letzten Endes waren es nur er selbst, John Bandicut, und Charlie, die mit Hilfe der Translatorsteine zu heilen versuchten. Und nicht zu vergessen Ik, der etwas abseits arbeitete, in seiner eigenen meditativen Stille.
    Während Bandicut den Blick schweifen ließ, sah er plötzlich in einer Ecke zwischen zwei Neri jemanden sitzen, der kleiner als die Neri war. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen und umgeben von einer ansehnlichen Menge von Röhren und Schläuchen. Bandicut rieb sich die Augen, einen Moment lang fest davon überzeugt, einen surrealen Wachtraum hier im Dämmerlicht zu erleben. Er starrte seine Freunde an, dann wieder in die Ecke. Das Geschöpf zwischen den Neri war noch immer da. Was oder wer war das? Etwa ein Festländer?
    Das Quarx bemühte sich darum, in Bandicuts vernebelten Verstand Kontakt zu ihm herzustellen.
    ///John … ///
    /Jaaa?/, seufzte Bandicut und vergaß den seltsamen Anblick so schnell, wie er ihn wahrgenommen hatte. /Du hast … prima Arbeit geleistet./ Bei Charlenes Worten spürte Bandicut einen Schmerz aufflackern, nur einen Lidschlag lang. Sie hatten drei ihrer Patienten verloren – jedenfalls bis jetzt. Er war sich relativ sicher, dass sie mehr geheilt als verloren hatten, fünf waren es gewesen oder vielleicht sogar sieben. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er die Übersicht verloren.
    ///Ich hoffe … nun ja …
es wird langsam Zeit, dass du wieder
ein bisschen frische Luft bekommst!///
    /Frische Luft?/ dachte er benommen.
    ///John, ich versuche … John …
ich versuche schon die ganze Zeit zu kompensieren,
aber der

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