Die leuchtende Stadt
aufgrund der Schwimmhäute zwischen seinen Fingern nicht gelang, und überdies schien sein Zeigefinger ganz und gar nicht dafür geschaffen, eine solche Geste auszuführen. Nichtsdestotrotz: Der Wille zählte. Bandicut nickte zustimmend.
»Hast du dich erholt?«, hörte er L’Kell mit quäkig klingender Stimme fragen. Wieso konnte er den Neri hören? Natürlich! Durch das Com in der Tauchhaube!
»Ich bin in Ordnung. Aber wir können die Luft in dieser Sektion nicht mehr atmen.«
»Das haben wir uns schon gedacht«, antwortete L’Kell. »Lasst uns ein Stück schwimmen! Im Gang ist mehr Sauerstoff im Wasser, weil es dort eine stetige Strömung gibt.«
Sie tauchten ab in die dunklen Tiefen der Wasserwelt.
Kaum dass sie abgetaucht waren, hörten sie einen rauen Aufschrei und Geräusche, die einen größeren Tumult vermuten ließen. Bandicut zögerte weiterzuschwimmen und drehte sich, um sich orientieren zu können, einmal um die eigene Achse. Er war verwirrt, wusste nicht, was geschehen war. Einige Neri glitten nur eine Handbreit an ihm und seinen Begleitern vorbei; sie waren aus der Sektion gekommen, in der Bandicut und die anderen eben noch gewesen waren. »Was ist denn los?«, wollte er wissen.
L’Kell glitt rasch hinaus und kehrte kurz darauf zurück. Sein Blick verriet seine Erregung. »Der gefangene Festländer!«, rief er Bandicut und Ik entgegen. »Er ist geflohen! Hat die Gelegenheit genutzt, als wir wegen des Sauerstoffs in der Atemluft abgelenkt waren. Er ist aber noch irgendwo hier im Schiff!«
Ik und Bandicut wechselten einen Blick. Iks Stimme war nur ein kaum verständliches Krächzen – sein Com schien nicht richtig zu funktionieren. Bandicut hätte gern gewusst, was Ik ihm über den Gefangenen erzählen konnte. Das Geschöpf mit der Maske über dem Gesicht – das musste der Gefangene gewesen sein! L’Kell versuchte Ik und Bandicut dazu zu bringen, schneller zu schwimmen – als ob sie bei der Unterwasserjagd nach dem gefangenen Festländer eine große Hilfe sein könnten! Sie gaben ihr Bestes, aber am Ende hingen sie weit hinter L’Kell zurück.
Sie tauchten wieder in den langen Gang hinein, folgten einer erklecklichen Anzahl seiner Windungen. Der Festländer war längst weg. Aber den Berichten der Neri-Schwimmer zufolge, war er tiefer in das Schiffswrack hineingeflohen, anstatt sich einen Fluchtweg an den Wachen vorbei zu suchen, die die Neri vor dem Loch im Außenrumpf des Wracks postiert hatten – und damit vor dem Weg ins offene Meer. Möglicherweise hatte sich dieses Geschöpf vom Festland keine Chance ausgerechnet, auf diesem Weg zu entkommen; vielleicht aber hatte der Festländer auch Probleme mit der Atemluft gehabt wie Ik und Bandicut und war bereits im Delirium.
Bandicut hatte Mitleid mit dem Geschöpf, das er nicht kannte. Selbst wenn es seinen Häschern und sogar aus dem Wrack entkäme, wohin sollte es sich wenden? Es war höchst unwahrscheinlich, dass seine Leute draußen vor dem Wrack auf ihren verlorenen Gefährten warteten, um ihn zu retten – und würde dieses Geschöpf überhaupt die Dekompression überleben nach so langer Zeit in dieser großen Tiefe? Es war wohl weit wahrscheinlicher, dass blinde Verzweiflung den Festländer zur Flucht getrieben hatte, ohne dass er sich eine reale Chance ausgerechnet hatte zu entkommen.
Der Aufbau des Schiffes, in dem sie sich befanden, blieb Bandicut völlig schleierhaft. Er hatte auch noch nicht viel von dem Schiff gesehen, außer jeder Menge sich windender Gänge und Korridore. Nur eines war ihm aufgefallen: Jeder Gang, durch den sie getaucht waren, war gebogen gewesen, mehr eine Röhre denn ein Gang, alles ohne Ecken und scharfe Kanten gebaut. Das ließ den Schluss zu, dass das Wrack tatsächlich ein Raumschiff war, möglicherweise nur für Flüge innerhalb einer Galaxis geeignet, aber in jedem Fall ausgelegt für Flüge in Schwerelosigkeit oder mit variabler Schwerkraft. Doch was machte ein solches Schiff auf dem Grund des Ozeans? Wie war es hierher geraten, und gab es eine Verbindung zwischen dem Schiff und den Neri – oder eher noch: zwischen dem Schiff und den Festländern?
///Die Steine glauben, dass deine Fragen in die richtige
Richtung gehen.///
/Geht das etwas genauer? Heißt das, sie wissen zwar mehr als ich, wollen mir aber nichts weiter dazu sagen?/
Char wusste wohl offenbar nicht, wie sie seine Worte – und den Ton, in dem er sie gedacht hatte – interpretieren sollte.
///Ich glaube nicht, dass sie die
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