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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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könne. Er war so aufgeregt und erschöpft, dass er seine Worte mehrmals wiederholen musste, bis ihn alle verstanden hatten.
    »… ja, das ist richtig. Der Vorsprung über Nabecks Tauchboot hat Risse bekommen und stürzte herab, als das Beben eingesetzt hat. Ich stieß zurück, aber Nabeck hat es nicht mehr geschafft. Wir hatten noch eine Weile Funkkontakt zueinander, und es schien ihm nichts passiert zu sein. Aber als sich dann der aufgewirbelte Schlamm und Schlick wieder gelegt hat …« Gilleum schaute offensichtlich verwirrt in die Runde.
    »War das Tauchboot einfach weg oder ist es verschüttet worden?«, forschte L’Kell nach.
    »Zuerst habe ich gedacht, es sei verschüttet. Nur hat es wirklich nicht viel Trümmer gegeben, die sich da aufgetürmt hätten! Und eine Menge Schutt ist ein gutes Stück von der Andockstelle entfernt zu Boden gesunken. Alles, was uns dazu eingefallen ist, ist völlig verrückt: nämlich dass die Fabrik Nabecks Tauchboot verschlungen hat!«
    »Aber Ihr hattet immer noch Funkkontakt?«, insistierte Askelanda.
    »Nur noch für ein paar Sekunden. Es gab viele Störgeräusche, und man konnte fast nichts verstehen. Nabeck gab durch, es gehe ihm gut, aber er sei blind. Ich hab mir gedacht, er meint, dass zwar seine Scheinwerfer funktionierten, er aber weder sehen könne noch sagen, was passiert sei. Und ich glaube, dass er auch noch gesagt hat: ›Das Meerwasser ist weg, das Tauchboot schwimmt nicht mehr im Wasser. Hier ist nur noch eine gelbe Flüssigkeit.‹« Gilleum riss bestürzt die Arme hoch.
    Bandicut suchte L’Kells Blick. »Kann das sein? Kann er in die Fabrik hineingesogen worden sein? Ihr besitzt so viele erstaunliche Membranen …«
    »So etwas habe ich noch nie beobachtet!«, entgegnete L’Kell. »Aber es gibt ja Anlegeschleusen an der Fabrik, und als sie noch voll funktionstüchtig war, muss es auch verschiedene andere Möglichkeiten, gegeben haben, die Frachttauchboote zu beladen.«
    »Aber heißt das, dass die Boote hineingesogen wurden?«
    L’Kell sah zu Askelanda hinüber, der wiederum meinte: »Ich bin überzeugt davon, dass das vor langer Zeit genau so funktioniert hat. Aber zu meiner Zeit ist es immer nur erlaubt gewesen, Tauchboote an die Fabrik anzudocken.« Askelanda spreizte in der für Neri typischen Geste der Unsicherheit seine Schwimmhäute zwischen den Fingern. »Es kann sein, dass die Obliq mehr über die Sache weiß.«
    »Wir müssen also tatsächlich hinunter und nachsehen, was passiert ist, ja?« Bandicut warf L’Kell einen Blick zu und ließ unausgesprochen, was er dachte: Wenn Nabeck und die Roboter nicht in die Fabrik hineingesogen worden waren, mussten sie über die Bruchkante des Tiefseegrabens gerutscht und abgestürzt sein.
    Askelanda und L’Kell berieten sich kurz. »Die Tauchboote sind alle im Einsatz. Sobald eines wieder einsatzfähig ist, können wir sofort aufbrechen.«
    Ohne seiner eigenen tiefen Erschöpfung Beachtung zu schenken, stieß Bandicut ein ungeduldiges Grunzen aus. »Wie lange kann Nabeck das durchstehen, eingeschlossen zu sein in der Fabrik? Gewinnen denn eure Tauchboote Atemluft nicht aus dem Wasser selbst?«
    »Ja, genau«, antwortete L’Kell. »Aber … oh, jetzt verstehe ich! Wenn das Boot nicht mehr von Wasser umgeben ist, hat er nur noch eine begrenzte Luftreserve …«
    Das Oberhaupt der Neri sagte: »Er ist allein an Bord. Also wird er noch eine Weile durchhalten können. Wahrscheinlich zwei Tage, vielleicht auch drei. Und es hat wenig Sinn, loszufahren, bevor die Tauchboote auch wirklich startbereit sind. Oder bevor Ihr bereit seid. Jetzt ruht Euch aus, solange Ihr könnt. Wir werden nach Euch schicken, wenn es so weit ist …«
    Bandicut versuchte zu schlafen, war jedoch nicht in der Lage, dieses Gefühl von Kälte und Einsamkeit aus seinen Gedanken zu verbannen. Jeder seiner Freunde war irgendwo und plante seine nächsten Schritte. Antares und Li-Jared waren aufgebrochen, um Kailan zur Hand zu gehen; Ik würde bald zusammen mit S’Cali aufbrechen: Die Neri im Bergungsgebiet hatten durchgegeben, es seien immer noch viele von ihnen in dem gesunkenen Raumschiff und brauchten Hilfe – dringend.
    Bandicut wälzte sich unter den Neri-Decken hin und her, auch dann noch, als Char versuchte ihm zu helfen, sich zu entspannen. Nach einer Weile kehrte Li-Jared in den Raum zurück, den ihnen die Neri als Schlafraum angewiesen hatten, setzte sich in eine Ecke und starrte schweigend durch die Wand der Habitatkuppel

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