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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Fabrik schließlich ihre Produktion einstellte. Wir sind jetzt wahrscheinlich in weit größerer Gefahr als damals, jetzt, wo wir dieser großen Bedrohung ausgesetzt sind; aber wir fühlen uns dem näher, wonach wir uns wirklich sehnen und was wir brauchen.« Er richtete seine dunklen, großen Augen auf Bandicut. »Ich will gar nicht behaupten, dass das alles logisch klingt.«
    Bandicut aber nickte verständnisvoll, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Es stand ihm nicht zu, die Neri zu kritisieren. Doch er hielt es für eine wahre Schande, dass die Neri auf ihrer Suche nach Sicherheit in den Tiefen des Ozeans sich selbst von der Welt des Tageslichts abgeschnitten hatten. Andererseits: hätte die Flotte der Astari die Unterwasserstadt entdeckt …
    Die Bedrohung durch den Todesschlund reicht ja wohl für zwei, dachte er.
    Das Grollen aus dem Tiefseegraben hatte nachgelassen. L’Kell war es allerdings nicht gelungen, Kontakt mit der Neri-Stadt herzustellen. Ohne weitergehende Informationen hüteten sie sich davor, in wilde Spekulationen darüber zu verfallen, was das zu bedeuten hatte. Es war durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Zusammenbruch der Funkverbindung von akustischen Interferenzen herrührte, die der grollende Todesschlund ausgelöst hatte.
    »Wohin gehen die Seelen der Verstorbenen in deiner Welt?«, holte L’Kell Bandicut aus seiner Gedankenversunkenheit.
    Bandicut stieß einen überraschten Laut aus. Dann setzte er an: »Nun, äh, ich … weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt irgendwohin gehen. Bei uns existieren eine Menge … spiritueller Konzepte. Über Gott und den Himmel und das alles. Sie unterscheiden sich alle ziemlich voneinander.«
    »Tatsächlich? Und an was glaubst du, ganz persönlich?«
    »Nun, ich … habe mich nie wirklich entschieden, an was ich glauben möchte«, bekannte er und wurde verlegen vor so viel Unentschiedenheit und Ignoranz.
    ///Ich habe mich schon darüber gewundert,
wieso du in religiösen Fragen so unsicher bist.///
    /Warum?/, wollte Bandicut erstaunt wissen. /Hast du eine Antwort gefunden?/
    ///Nicht in dem Sinne, den du meinst.
Ich selbst jedenfalls
glaube an die Unsterblichkeit der Seele.
Aber ich vermute, dass das für mich
eine ganz andere Bedeutung hat als für dich.///
    Bandicut runzelte die Stirn. /Ja. Das könnte tatsächlich so sein./
    »Tja«, mischte sich Li-Jared, der sich weiter hinten im Cockpit befand, in Bandicuts und L’Kells Gespräch ein, »wir Karellianer wissen, wohin unsere Seelen wandern. In der Heimat können wir sie jede Nacht am Himmel sehen.«
    »Wirklich?«, fragte L’Kell.
    »Wir selbst nennen unsere Welt ›Heimat mit Grünem, Schönem, Gefährlichem Himmel‹ – unter anderem: Sie hat noch viele Namen. Der Himmel über meiner Heimat ähnelt eurem Nachthimmel überhaupt nicht, L’Kell. An ihm stehen hoch energetische Sterne und Gaswolken, die nah an meinem Heimatplaneten ihre Bahnen ziehen. Es ist wirklich ein Himmel voller Gefahren, aber wunderschön.«
    Bandicut wandte sich zu ihm um. »Und?«
    »Die meisten Karellianer glauben daran, dass ihre Seelen nach dem Tod hinauffahren und ein Teil bestimmter Gaswolken oder Energiezyklen werden, die sich wie Spiralen über den Himmel von Karelia ziehen. Denn manche dieser Energiewolken enthalten komplexe holografische Muster.« Nachdenklich gab Li-Jared ein sanftes Geräusch von sich, das wie ein Gong klang, und fügte hinzu: »Der Glaube der Astari unterscheidet sich nicht sehr von dieser Vorstellung. Ich habe mich mit Harding während unserer Reise an den Meeresspiegel darüber unterhalten.«
    »Was hat Harding dir erzählt?«, war Antares begierig zu erfahren. Sie saß zusammengekauert neben Li-Jared im hinteren Teil der Kabine.
    »Nun«, fuhr der Karellianer wieder fort, »die Astari wissen, dass sie von den Sternen hierher gekommen sind. Dass sie hier nur Exilanten sind. Viele von ihnen sind daher überzeugt, dass ihre Seele am Ende ihres Lebens zu den Sternen zurückkehrt. Harding jedenfalls glaubte fest daran.«
    Bandicut dachte an Hardings Tod und wünschte sich, sie hätten die Möglichkeit gehabt, dem Toten auf eine bessere Art die letzte Ehre zu erweisen. Doch hätte das irgendeinen Unterschied für Harding gemacht? War seine Seele jetzt irgendwo zwischen den Sternen unterwegs und erkundete die Galaxis? Oder saß er immer noch auf dem großen Schicksalsrad und wartete auf die Möglichkeit, die nächste Ebene zu erreichen? Oder wartete darauf, dass sich die

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