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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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angeschnitten hatten. »Jene, die Euch geschaffen haben?«, wiederholte Antares. Sprach die Obliq von ihrer Religion?
    »Es tut mir Leid, ich dachte, Ihr wüsstet es. Ich meine diejenigen, die uns entworfen – uns verändert haben, damit wir im Meer leben können.« Kailan schien Antares’ Verblüffung zu spüren. »Es gibt inzwischen einige unter uns, die nicht mehr daran glauben wollen. Für sie ist es eher eine Legende denn historische Realität. Es fällt ihnen schwer, daran zu glauben, und sie wei gern sich auch, es zu tun. Aber es stimmt! Wer auch immer wir vorher waren, wir wurden verändert, damit wir in dieser Unterwasserwelt leben können.«
    »Und die Schöpfer der Neri?«
    »Sie lebten an Land. Bevor sie ausstarben. Ehe der Todesschlund kam und sie vernichtet hat.«
    Antares bemühte sich, die vielen Informationen zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen. »Dann sind sie nicht mit den … Festländern verwandt? Mit denen, die ihr jetzt bekämpft?«
    Die Obliq zischte leise. Lachte sie? »Nicht mit den Festländern, nein!« Sie wandte sich wieder ihren Instrumenten zu. »Wo die Festländer herkommen, wissen wir nicht. Aber sie stammen nicht von dieser Welt. Es gibt Geschichten darüber, dass sie hier in einem großen Feuerball gelandet sind. Dass sie in dieses Meer gelangten durch die Hand von …« – haaam – »…  dem Einen, der alle Dinge zusammenbringt. Dass sie sein Geschenk zurückwiesen und aufs Festland flohen. Nun, ich weiß nicht, woher sie kommen. Aber sie stammen mit Sicherheit nicht von dieser Welt, das wissen wir!«
    Nicht von dieser Welt?, dachte Antares. Wie wir? Kein Wunder, dass man uns hier misstrauisch empfangen hat!
    »Und natürlich, Ihr meine Freundin von einer anderen Welt, gibt es hier noch den Todesschlund aus der unergründlichen Tiefe, der, wie ich glaube, ebenfalls nicht von dieser Welt stammt.« Kailan hob kurz den Blick. »All das, da bin ich sicher, hängt irgendwie miteinander zusammen. Aber ob eine Absicht dahinter steckt oder nur Zufall, wage ich noch nicht zu entscheiden.« Sie führte die Hand mit den dünnen Schwimmhäuten über ein Schaltpult, zögerte kurz und drückte dann rasch mehrere Tasten hintereinander.
    Antares wurde plötzlich bewusst, dass sie den Atem angehalten hatte, so aufmerksam hatte sie zugehört. Nun atmete sie bewusst durch.
    »Doch jetzt«, meinte Kailan, »müssen wir uns auf dieses Ding auf dem Meeresgrund konzentrieren. Wir müssen herauszufinden versuchen, was es jetzt ist, und nicht nach seiner Herkunft fragen. Ihr und Eure Steine müsst mir helfen, den Todesschlund zu verstehen! Ich glaube, unsere Zukunft hängt davon ab – von einer Schlacht, die manchmal eher Ähnlichkeit mit einem Wettstreit der geistigen Kräfte hat.« Kailan winkte Antares zu sich an die Konsole. »Hier, ich will Euch zeigen, was wir studieren können.«
    Antares hockte sich neben sie und dachte. Nun denn, du ›Freundin von einer anderen Welt‹, hoffentlich vermagst du ihr wirklich zu helfen …
    Die Bilder erinnerten sie an die bunten Federn des Whoaila-Vogels auf ihrer Heimatwelt – die Bilder bewegten sich, flatterten ebenso wie der Vogel in dem Moment, im dem er kurz davor stand, sich in die Lüfte zu schwingen wie eine karmesinrote und goldene Feuersäule: Während eben dieser ersten Flügelschläge wirkte der Vogel zwar weniger farbenprächtig als dann in der Luft, dennoch war es stets fesselnd und verwirrend, mit welch komplexen und anmutigen Bewegungen er die Flügel öffnete und auseinander fächerte.
    Die Bilder vom Meeresboden bewegten sich ähnlich, während die Obliq, auf der Suche nach sinnvollen Mustern, von einem Darstellungsmodus zum nächsten schaltete; doch waren die Bilder nicht so fesselnd wie der Anblick des Whoaila, sondern verwirrten Antares eher. Ab und zu deutete Kailan auf eine Form und fragte: »Sagt Euch das irgendetwas?«, und jedes Mal dachte Antares kurz nach und verneinte die Frage, woraufhin Kailan das nächste Bild aufrief. Zwar sprachen sie dank der Wissenssteine nun eine gemeinsame Sprache, doch war Antares klar, dass ihre mangelnde Erfahrung auf wissenschaftlichem Gebiet die Zusammenarbeit mit Kailan eher erschwerte. Sie betrachtete Darstellungen von Tälern wie geologischen Verwerfungen und Grafiken, die scheinbar chaotische Kräfte darstellten. Einiges von dem, was sie sah, konnte sie deuten, oder zumindest ihre Vermutung darüber äußern. Aber der Gedanke, dass sie Kailan dabei helfen könnte, die Bilder zu

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