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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Plötzlich riss S’Cali einen Regler zurück und kehrte den Schub um. Das Tauchboot bremste hart ab, und die Festländer vor ihnen gerieten heftig ins Taumeln, erfasst von dem kräftigen Düsenstrahl. Das Boot kam zum Stillstand und schwebte nun direkt vor dem klaffenden Riss im Wrackrumpf.
    Ik beugte sich dicht an die Sichtkanzel und hielt nach den Festländern Ausschau. Waren sie von dem Wasserstrahl aus der Düse fortgespült worden? Oder besser noch: Waren sie geflohen?
    S’Cali sprach ins Außen-Com: »Neri vor dem Rumpf, erbitte Bericht!« Seine Stimme hallte durch die Kapsel, verstärkt durch die Außenlautsprecher des Bootes.
    Eine Stimme antwortete, dünn und verzerrt: »Viele Verletzte und Kranke im Wrack … können nicht fliehen.«
    »Wir bleiben bei euch«, erklärte S’Cali. »Noch mehr Schwimmer sind unterwegs!«
    Ehe er eine Antwort bekam, schrie jemand: »Die Festländer kommen zurück!« Etwas prallte gegen den Rumpf, und Ik sah vor der Sichtkanzel die schwimmhäutigen Füße von Neri-Schwimmern vorbeisausen, als sie ihren Gegnern entgegenschwammen.
    S’Cali drehte das Tauchboot auf der Stelle, bis das Heck zum Schiffswrack wies. Eine Gruppe Festländer schwamm wütend auf sie zu, zwei von ihnen hoben ihre Waffen an und verschossen Pfeile aus Harpunen. Einer davon prallte klirrend vom Rumpf ab. S’Cali richtete den Scheinwerfer auf sie und brauste ihnen entgegen. Als die Festländer sich umdrehten und in alle Richtungen davonstoben, gierte S’Cali das Boot heftig nach rechts und links, als wolle er alles und jeden aus dem Weg fegen.
    Erneut kehrte S’Cali den Schub um und schlug die Angreifer mit dem Düsenstrahl zurück. Mit diesem Manöver hatte Ik nicht gerechnet, und er flog nach vorn, konnte sich gerade noch mit einer Hand an der Sichtkanzel abstützen. Er klackte mit dem Mund und fragte sich, welcher Aufprallbelastung die Sichtkanzel wohl standhalten konnte.
    S’Cali fuhr rückwärts zum Wrack zurück, während Delent’l, der im Heck aus einem kleinen Bullauge schaute, ihm Kursanweisungen gab. Vor sich im Meer erblickte Ik einen Festländer-Gleiter, der sich ihnen in einer Wolke aus Luftblasen näherte. Etwas schoss aus dem Gleiter hervor und jagte ihnen nach. »S’Cali!«, schrie er.
    Der Neri brüllte eine Warnung ins Com. »Berster im Wasser! Deckung!«
    Einen Augenblick später blendete sie ein Blitz, das Boot erbebte, und Ik spürte einen Druck auf den Ohren. Der metallene Rumpf des Tauchbootes kreischte auf, als wolle er brechen, und Iks Ohren schrillten. Der Rumpf jedoch schien der Belastung standzuhalten; doch als Ik benommen den Kopf schüttelte, fragte er sich, wie es wohl den Neri draußen im Wasser ergangen war. »S’Cali, sind deine Leute da draußen verletzt?« Er schaute zur Seite und erkannte, dass S’Cali wie betäubt dalag. »S’Cali – kannst du mich hören?« Er packte den Neri am Arm.
    Zuerst noch völlig betäubt und benommen starrte S’Cali ihn verständnislos an, dann schüttelte er die Benommenheit ab. Er blinzelte mit seinen großen Augen, drehte sich zur Kontrolltafel und rief ins Außen-Com: »Neri-Schwimmer, seid ihr verletzt?«
    Die Antworten der Schwimmer klangen verzerrt, wie ferne Schreie. Einige der Neri waren verletzt und wurden von den Unverletzten ins Schiffswrack zurückgeschleppt. Als Ik aus der Sichtkanzel sah, erkannte er, dass auch einige der Festländer durch die Explosion verletzt worden waren. Die meisten von ihnen zogen sich zurück; einer jedoch trieb nicht weit vom Tauchboot entfernt; er wirkte bewusstlos.
    Zwei Neri-Schwimmer eilten zu ihm und packten ihn.
    »Können deine Leute ihn bitte gefangen nehmen?«, bedrängte Ik S’Cali und zeigte auf den Festländer. »Vielleicht können wir mit ihm reden und herausfinden, was sie wollen.«
    S’Cali schien einen Moment lang Bedenken zu haben, doch dann bellte er einen Befehl ins Com. Die beiden Neri reagierten darauf, indem sie den Festländer am Tauchboot vorbei ins Wrack schleppten.
    »Was jetzt?«, fragte Ik.
    S’Cali hatte keine Zeit, ihm zu antworten. Ein Schatten glitt schnell über sie hinweg, dann noch einer. S’Cali blickte nach oben. »Pikarta!«, rief er. »In Deckung! Pikarta über der Bergungsstätte!«
    Ik verkrampfte sich, legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Drei Wesen, jedes von ihnen fast so groß wie das Tauchboot, waren über sie hinweggeschwommen und kehrten nun in engem Bogen zu ihnen zurück. Ihre Körperform glich gewaltigen Regentropfen mit

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