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Die Leute mit dem Sonnenstich

Die Leute mit dem Sonnenstich

Titel: Die Leute mit dem Sonnenstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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nicht, nett und anständig zu ihr betragen. Sie war nämlich soeben dabeigewesen, ihre Sachen zu packen, da Michael ihren Bitten, Beschwörungen und Drohungen einen halsstarrigen Widerstand entgegengesetzt und fortgefahren hatte, sie als Luft und als einfach nicht vorhanden zu behandeln. Die Bücher waren von dem provisorischen Bord verschwunden, der >Teppich< war eingerollt, mit ihm auch die Gemütlichkeit verschwunden, kurzum, der Ferienpalast sah aus, als ob die Gerichtsvollzieher darin gehaust hätten.
    Barbaras Auftauchen neben diesem fürchterlichen Grobian empfand die kleine Gesellschaft der Schiffbrüchigen aber so wunderbar und erleichternd, daß Michael im nächsten Moment die Tür hinter Marion, ihrem Vater und Herrn Steffen schließen konnte.

    Barbara war noch vollständig angekleidet, und Thomas Steffen verdrückte sich schamhaft in Marions Schatten, während Herr Keyser den Bauch einzuziehen versuchte und sich wie ein netter älterer Herr verbeugte und mit gewählten Worten, die ihn als Mann von Stand und Bildung auswiesen, errötend um Entschuldigung bat, daß er in diesem sonderbaren Aufzug zu so ungewöhnlicher Stunde zu erscheinen gezwungen sei. Seine Worte aber brachten ihm die ganze Tragik der Situation wieder zu Bewußtsein: »Denken Sie nur, gnädige Frau, unsere Anzüge, unsere Wertsachen, unsere Brieftaschen mit den Ausweisen, unsere Uhren und Fotoapparate — alles hin, alles verloren!«
    Die Hütte, die wie gesagt nach Barbaras Auszugsabsichten ein Bild der Öde und Unwohnlichkeit bot, berechtigte Marion zu der an Michael gerichteten Frage, ob sie in ihm und der Dame etwa Leidensgenossen vor sich habe, die gleich ihnen vor dem Wetter hier Schutz gesucht hätten.
    »In mir nicht!« knurrte Michael. »Ich wohne hier seit Tagen und bleibe hier. Aber diese Dame will morgen früh weiter.« Er hielt es bei dieser Antwort nicht einmal für nötig, sich in seiner Hantierung zu unterbrechen, und versuchte weiterhin mit viel Lungenkraft und Tränen in den Augen, eine Handvoll rauchenden Reisigs, das er auf die Glut in dem pythischen Herd geworfen hatte, zum Aufflammen zu bringen.
    »Wie bitte?« fragte Herr Steffen erstaunt. »Gehören Sie beide denn nicht zusammen?«
    »Nein!« schrie Michael mit einem Stimmaufwand, der die drei Ankömmlinge wie der Donner einer Explosion zusammenfahren ließ.
    Barbara preßte die Lippen zusammen. Eine einsame Träne zog eine glänzende Spur über ihre Wange. Diese Unverschämtheit von Michael, sie einfach vor diesen hereingeschneiten Leuten zu verleugnen, setzte allem, was heute geschehen war, die Krone auf. Das war zuviel für eine zerbrochene Angelrute!
    »Denken Sie nur«, sagte Thomas Steffen mit einem schüchternen Lächeln, »ich habe mir felsenfest eingebildet, die Herrschaften seien zumindest befreundet, wenn nicht gar verheiratet.«
    »Wie bitte? Sie kennen einander nicht?« fragte auch Marion einigermaßen verblüfft.
    »Keine Ahnung!« fuhr Michael sie an, während Barbara plötzlich wie ein Bildwerk aus Marmor stumm und kühl dastand.
    »Ich habe diese Dame da erst vor einer Stunde kennengelernt!« Leider ging der grimmige, für Barbara berechnete Humor in seinen hintergründigen Worten für die anderen verloren.
    »Jawohl, er mich — und ich ihn!« bestätigte Barbara eisig und mit der Haltung einer beleidigten Königin.
    »Sie wurde hier angeschwemmt«, knirschte Michael, »sozusagen an den Strand gespült wie Sie selber, verstehen Sie?«
    Herr Keyser glaubte, hinter diesen irr hervorgestoßenen Worten die Wut eines vom Schicksal betrogenen Unholds zu vernehmen, und er glaubte in der Annahme nicht fehlzugehen, daß das Schicksal in diesem Falle sein und Steffens zufälliges Eintreffen auf dieser schrecklichen Insel sei.
    »Haben Sie etwa auch Ihr Boot verloren, mein Fräulein?« fragte Herr Steffen mitfühlend.
    »Nein, das nicht«, antwortete Barbara schwer atmend, »ich wollte nur noch das Unwetter abwarten, um von hier aufzubrechen.«
    Michael blies noch immer in die Glut, und endlich gelang es ihm, die Flamme zu entfachen. Der Wind besorgte das Weitere und trieb sie bald bis ins Rohr hinauf.
    »Mein armes Kind!« flüsterte Herr Keyser Barbara ins Ohr und spann damit den Faden fort, den Steffen mit seiner Zwischenfrage unterbrochen hatte. »Vielleicht sind wir gerade zur rechten Zeit hier eingetroffen, um Fürchterliches zu verhüten.« Ihm schwebten gräßliche Bilder vor den Augen, wenn er sich dieses entzückende junge Geschöpf allein mit

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