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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Doch wohin war sie aufgebrochen? Zu den Inseln? Es war nahe liegend. Und doch glaubte er es nicht. Hätte er sie einweihen sollen? Ihr von dem Traum erzählen, ihr sagen, dass er nur deshalb nicht mit ihr zusammen sein konnte, weil er Angst hatte, dass sie dadurch Schaden nahm? Er hatte es nicht getan. Das Risiko, dass er damit ebenjenen Weg beschritt, den zu gehen er um jeden Preis vermeiden wollte, war ihm zu groß erschienen. Sie jeden Tag zu sehen hatte seinen Entschluss auf eine harte Probe gestellt. Sein Verstand hatte ihm geraten sich zurückzuziehen, zu versuchen ihr aus dem Weg zu gehen und so hatte er sich abgelenkt so gut es eben ging. Er hatte Corus unterrichtet, mit Lucianus diskutiert und meditiert. Und trotzdem hatte er sich dabei ertappt, wie er völlig unbewusst stets ihre Nähe suchte. Es kam ihm so vor, als ob das Band, das sie verband, sie unweigerlich zueinander führte. Wenn er eine stille Wiese aufsuchte um ungestört meditieren zu können, betrat sie die Lichtung im gleichen Moment. Wenn er am Strand entlang spazierte kam sie ihm entgegen und sogar wenn er nachts aufwachte, weil er nicht schlafen konnte und sich mit der Frage quälte ob seine Entscheidung richtig gewesen war, und nach draußen ging, um frische Luft zu schnappen, traf er sie. Sie begegnete ihm stets freundlich, doch distanziert. In ihren Augen ein stiller Schmerz, der ihn jedes Mal wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht traf. Wenn er daran dachte, dass er der Grund für ihren Schmerz war, hasste er sich selbst. Doch dann dachte er, besser sie lebte und litt, als sie starb. Außerdem gab er sich keinen Illusionen hin. Sie war jung und würde darüber hinwegkommen. In ein paar Jahren spätestens hätte sie ihn vergessen und würde einen Anderen lieben. Dieser Gedanke trieb ihn dann regelmäßig zur Weißglut. So gesehen war es also ganz gut, dass sie heute Morgen abreisen würden. Andererseits schrie alles in ihm danach hier zu bleiben, wo er wenigstens aus der Ferne ihre Gestalt sehen konnte, ihre Stimme und manchmal sogar ihr Lachen hören konnte. Lucthen starrte das Boot mit hasserfülltem Blick an, als wäre es der Grund für seine missliche Lage. Er fragte sich, warum es dem Schicksal gefallen hatte ihn an zwei Frauen zu binden. Und warum beide gleichzeitig in sein Leben getreten waren. Der Wind, der von den Inseln her zu wehen schien, strich ihm das Haar aus der Stirn und trug das Seufzen, das ihm über die Lippen kam, mit sich fort. Als er Dawns Lachen hörten fuhr er herum und beobachtete wie sie und Corus auf ihn zukamen. Er würde sich wohler fühlen, wenn Dawn hier bleiben würde. Doch sowohl sie, als auch Corus hatten darauf bestanden mitzukommen und Crystal hatte sich natürlich dafür ausgesprochen, dass sie mitkamen. Spürten sie auch, dass sie gehen mussten, wie er es tat? Lucthen spannte sich an, als sie näher traten. Dawn und Corus so offensichtlich verliebt zu sehen belastete momentan seine Nerven.
    „ Morgen, Magus“, grüsste Dawn, als sie ihn erreicht hatten. „Wie lange werden wir denn zu den Inseln brauchen?“
    „ Ich würde sagen, das hängt davon ab, wie kräftig Lucthen und ich rudern“, meinte Corus mit grinsend und kniff Dawn in die Seite.
    „ Na, dann legt ihr euch mal besser ins Zeug. Ich möchte so wenig Zeit wie möglich auf dem Wasser verbringen.“
    „ Hast du Angst, dass wir über den Rand der Welt stürzen?“, grinste Corus.
    „ Das sind doch Ammenmärchen“, schnaubte sie.
    Lucthen seufzte erleichtert auf, als er Thistle in Begleitung Vindarions auf sich zu kommen sah. Er ging ihnen ein paar Schritte entgegen, um dem sinnlosen Geplapper der Beiden zu entkommen.
    Thistle hatte seinen Bogen geschultert und trug die Rüstung aus weichem Leder, die in den letzten Tagen unbenutzt in seinem Gemach gelegen hatte. Lucthen nickte zufrieden. Scheint, als wäre er nicht der Einzige, der sich nach allen Seiten hin absicherte.
    Schließlich trat auch Crystal aus dem Schatten der Bäume. Zu ihrer Rechten ging Lucianus, zu ihrer Linken Nadjadira. Als er ihren gequälten Gesichtsausdruck bemerkte, lächelte er ihr aufmunternd zu. Sie nickte dankbar und er sah, dass sie tief einatmete, kurz die Augen schloss und versuchte sich zu beruhigen. Wie tapfer sie war! Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn man ihm eröffnen würde, dass er ausersehen war ein ganzes Reich zu retten.
    Sie würde nicht kommen, begriff er langsam. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Was hatte er erwartet? Er hatte

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