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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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sag mir, dass du nicht mit einem Vogel sprichst.“
    Thistle zuckte nur gutgelaunt die Schultern.
    „ Darf ich ihn streicheln?“, erkundigte sich Crystal.
    Thistle warf ihr einen Blick zu. Sie schien keine Angst vor dem Tier zu haben. Wusste sie nicht, wie gefährlich die Krallen und der Schnabel eines Raubvogels waren? Wenn sie nicht Acht gab, konnte sie durch die Verletzungen einen Finger verlieren und das konnte sich nur schlecht auf ihr Harfenspiel auswirken. Thistle überlegte, was er sagen konnte um sie davon abzuhalten, als sie schon ohne Scheu einen Finger ausstreckte und die weichen Federn der Vogels berührte. Der Falke ließ sich ihre Berührung ruhig gefallen, musterte sie nur vorsichtig aus seinen wachsamen Augen. Thistle entspannte sich ein Wenig. Kluges Tier, dachte er. Was hatte er auch gedacht, dass der Falke die letzte Hoffnung der Auen zunichte machen würde? Plötzlich musste er über seine Dummheit grinsen.
     

    Das Wasser war kühl unter ihren Fingern und wenn sie es an die Lippen führte, schmeckte es salzig. Crystal beugte sich aus dem Boot und starrte ins Wasser. Manchmal konnte sie rote und silberne Flecke erkennen, dann zog sie ihre Finger schnell zurück und wartete, bis die Fische vorbeigeschwommen waren. Die Berührung mit den hellen Schuppen der kleinen Tiere war ihr seltsam unangenehm. Crystal ließ ihre Gedanken schweifen. Lucianus hatte mit ihr über Macht gesprochen und den Willen zur Macht. Sie erinnerte sich daran, dass sie einmal mit Joy darüber geredet hatte, damals als ihr Leben noch Ganz gewesen war und sie einfach eine Schwester und eine Tante gewesen war und sie das als ausreichend empfunden hatte, dass die Menschen nie verstehen könnten, was die Gier nach Macht bedeuten sollte. Damals hatte sie ihre Worte selbst geglaubt und das tat sie noch, doch Lucianus schien sich nicht ganz so sicher zu sein. Er hatte sie davor gewarnt, dass das Lied der Macht verführerisch sein konnte. Crystal blinzelte. Nein, davor hatte sie keine Angst. Sie bereute einzig, dass sie an jenem schrecklichen Abend noch nicht verstanden hatte, was sie jetzt verstand. Hätte sie es damals gewusst, hätte sie Rhys und Lucia retten können, davon war sie überzeugt und dieses Wissen lastete schwer auf ihr.
    „ Irgendwie ein komisches Gefühl, dass nur ein paar dünne Holzlatten das Meer von uns trennen, oder?“
    Dawns Stimme drang an Crystals Ohren und sie blicke auf. Dawn hatte Recht, doch es war vermutlich besser, wenn sie jetzt nicht darüber redeten. Thistle war seit einiger Zeit ziemlich still und wirkte deutlich blasser als sonst. Seinen Blick hielt er starr auf seine Füße gerichtet, als wären die weichen Lederstiefel, die er anhatte, mit einem Mal besonders interessant. Crystal vermutete, dass er das ewige Schaukeln nicht besonders gut vertrug.
    Die Sonne kroch langsam über den Himmel. Manchmal wurde sie von Wolken verdeckt und der Wind, der dann aufkam wehte kalt und vom Ende der Welt her. Crystal wurde bewusst, dass der Winter bevor stand und dass sie nicht allzu lange damit warten sollten, Richtung Sümpfe zu ziehen, wenn sie nicht in Kälte und Schnee reisen wollten. Sie wusste nicht, wie die Winter in den Auen waren. In den Mittellanden konnte es in der kältesten Jahreszeit ziemlich ungemütlich werden, wenn die Felder von einer dicken Schneedecke eingehüllt wurden und der Wind auf der Haut brannte und seinen Weg in jede Ritze fand.
    Sie beobachtete, wie der Schatten des Bootes im Laufe des Abends immer länger wurde, das Meer immer dunkler, bis das Wasser schließlich schwarz wurde und mit dem Schatten verschmolz. Die Inseln waren immer noch nicht zu sehen und Crystal atmete schnell und flach um die Panik zu unterdrücken, die sie bei dem Gedanken daran, dass sie die Nacht auf offenem Meer verbringen würden müssen, überkam. Fest in ihren Mantel gehüllt sah sie, das Licht der Welt schwinden, bis Himmel und Meer schließlich schwarz waren und sie nicht mehr sagen konnte wo das Eine anfing und das Andere aufhörte. So musste das Nichts ausgesehen haben, dachte sie, bevor es die Götter in Himmel und Erde gespalten und so die Welt erschaffen hatten. Das Dunkel begann an ihr Herz zu rühren und Verzweiflung und Mutlosigkeit drohten sie zu erfassen, doch dann sah sie, wie hoch am Himmel der erste Stern dieser Nacht zu leuchten begann und schließlich noch einer und noch einer, bis der Himmel übersäht war mit leuchtenden Punkten, die sich zu seltsamen Mustern zusammenschlossen und

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