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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Crystal dachte, dass sie dafür eine Harfe hatte und ein Lied, doch sie verzichtete darauf ihn auf diesen Umstand hinzuweisen. Im Stillen fragte sie sich, ob es ihn störte, dass ein Mensch die Harfe von den Inseln nehmen sollte und nicht ein Halbelf oder einer der Könige.
    Manchmal in diesen Tagen dachte sie, dass die Talosreiter sich getäuscht hatten und dass Lucianus Unrecht hatte. Was wenn sie nicht dazu bestimmt war die Harfe zu nehmen? Crystal fühlte einen leisen Stich bei diesem Gedanken. Wenn sie noch ein Kind gewesen wäre, hätte sie vermutlich: „Will aber!“, geschrieen. Denn obwohl sie wusste, dass es nicht ungefährlich werden würde, in die Sümpfe zu ziehen, war das Gefühl, das sie es tun musste so stark, dass der Gedanke, dass ein anderer die Harfe nehmen würde, an ihren Nerven zerrte.
    Crystal musste gestehen, dass sie die Zeit, die sie mit ihrem neuen Lehrer allein verbrachte mehr genoss, als die Stunden in denen Lucthen wie ein Schatten bei ihnen saß. Lucianus schien dann etwas zugänglicher, geneigter Lob auszusprechen und Crystal merkte, wie sie der undurchsichtige Halbelf immer mehr faszinierte. Die blinde Ehrfurcht, die sie in seiner Gegenwart anfangs empfunden hatte wurde bald abgelöst durch etwas das zugleich Weniger und Mehr war. Je besser sie ihn kennen lernte, desto mehr begriff sie die Tiefe seines Geistes, die durchs Alter geboren war, doch die ängstliche Scheu vor dem Unbekannten verschwand nach einigen Tagen.
    Crystal beobachtete ihn. Sie konnte schnell feststellen, dass Liisatiina Recht gehabt hatte. Er war einsam. Die Menschen begegneten ihm mit Ehrfurcht und selbst die Halbelfen sahen zu ihm auf. Wandten sich an ihn, wenn sie Rat benötigten, vertrauten seinem Urteil und respektierten ihn, doch wirkliche Freunde waren sie nicht. Crystal hätte ihn zu gerne nach den Jahren gefragt, die er am Palast seiner Mutter verbracht hatte, doch sie wagte es nicht. So gingen die Tage dahin und Crystal hätte noch lange auf diese Art und Weise weiter machen können, doch die Anderen wurden langsam ungeduldig. Vor allem Thistle, der die Bedrohung als einziger wirklich einschätzen konnte und auch Lucthen schien seltsam unruhig. Crystal verstand den Magus nicht. Erst wollte er unbedingt hierher kommen, Liisatiinas wegen und jetzt sah er sie kaum an.
    „ Crystal, ihr müsst Euch konzentrieren!“
    Schuldbewusst hob sie den Blick von den Saiten, als Lucianus sie eines Tages ermahnte. Sie nickte rasch.
    „ Ihr müsst Euch der Risken bewusst sein, wenn ihr in den Sumpf geht“, wiederholte er seine letzten Worte. Bisher habt ihr Lieder gespielt, die aus eurer Umgebung geboren waren. Ihr habt das genommen was da war und es verstärkt. Wenn ihr das auch in den Sümpfen tut, kann ich mir die Auswirkungen, die das haben könnte, nicht in meinen schlimmsten Träumen vorstellen.“
    Eine Gänsehaut lief Crystal Rücken hinab. Wenn er beabsichtig hatte sie mit seinen Worten zu ängstigen um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, so war ihm das gelungen.
    „ In den Sümpfen müsst ihr gegen das Netz spielen, gegen alles was Euch umgibt. Ihr müsst in die Dunkelheit das Licht tragen.“
    Als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, hielt er inne. „Ihr denkt also, dass das einfach ist, ja?“
    „ Wie könnte ich etwas spielen, das nicht ganz aus dem Licht geboren ist?“, rief Crystal aufgeregt aus. Wenn es das war, was der Halbelf fürchtete, so waren seine Sorgen unbegründet, dachte sie. Nie würde sie etwas tun, das Lucis nicht gefallen würde. Das wusste sie.
    „ Wir werden sehn“, meinte er trocken. „Wir werden sehn.“
     
     

Kapitel 12
     

    Lucthen starrte auf das kleine Boot, welches sie zu den Inseln tragen sollte und versuchte den unterschiedlichen Gefühlen, die auf ihn einstürmten, Herr zu werden. Zum wiederholten Male fragte er sich, ob er Crystal von seinem Traum erzählen sollte. Waren sie in Gefahr, wenn sie zu den Inseln fuhren? Er hatte die letzten Tage viel nachgedacht, war im Schatten der Bäume im Gras gesessen, in der Meditationshaltung die man ihm als Junge beigebracht hatte, mit überschlagenen Beinen und überkreuzten Armen, die Handflächen an die Brust gelegt, so dass die Linien der Magie seinen Körper nicht verließen, sondern in ihn zurückflossen und er sich selbst aus dem Netz nehmen konnte. Er hatte versucht seinen Traum zu entschlüsseln. In ihrem Gesicht hatte er gesehen, dass sie liebte und geliebt wurde und dass sie aufgebrochen war um ihren Geliebten zu retten.

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